Down to desire

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Wäre es nach mir gegangen, wäre ich für immer so auf meinem Bett liegen geblieben, Harry schlafend in meinen Armen, eine nasse Locke, die ihm in der Stirn hängt. Meine Hand konnte nicht widerstehen, sie zurück zu streichen und hinter sein Ohr zu schieben. Ich durfte mich nicht in ihn verlieben, dass durfte ich ihm nicht antun. Mir kamen schon die Tränen hoch, wenn ich das blau-gelbe Hämatom betrachtete, welches sich um sein wunderschönes Auge gebildet hatte und meine Schuld war. Dieser Kontrollverlust hätte nicht passieren dürfen.

,,Louis?"

Fuck.

,,Bist du zu Hause Schatz?"

War es wirklich schon so spät?

,,Ja, bin oben", rief ich zurück und schlüpfte ganz vorsichtig aus meinem Bett, um zumindest wieder in meine Boxershorts zu schlüpfen, während die Schritte meiner Mutter die Treppe hoch kamen. Wahrscheinlich hatte sie sich meinen Aufenthaltsort bereits denken können.

,,Louis?", murmelte ein verschlafener Harry vom Bett aus und drückte mein Kissen an sich.

,,Sei Leise, meine Mum kommt", zischte ich in Richtung meines Bettes und sprang in Richtung Tür, um mich auf den Flur zu schieben, bevor sie sich öffnen konnte. ,,Hey Mum, ist es wirklich schon so spät?"

,,Oh, hast du ein Schläfchen gehalten?", fragte Mum mich leicht irritiert, als sie bemerkte, dass ich mal abgesehen von meiner Unterhose nackt war. ,,Ja, kann man so sagen", antwortete ich nur ausweichend und hoffte, sie würde es dabei belassen, ,,Hast du nicht noch Zeugnisse zu beschriften oder sowas?" ,,Oh, du brauchst wohl Ich-Zeit", kam Mum natürlich ziemlich direkt auf den Punkt. Hauptsache sie vermutete nicht, dass sich der heißeste Typ des Universums in meinem Bett befand. ,,Ja, genau", antwortete ich ihr und war noch nie so erleichtert über ihre offene Art. ,,Okay, dann geh ich mal einkaufen oder sowas", ergriff sie dann auch schon dankenswerter Weise die Flucht, ,,Brauchst du irgendwas?" ,,Ich... hab alles", brachte ich angewidert aufgrund der Zweideutigkeit im Bezug auf den Rest unseres Gesprächs hervor. ,,Gott, kam das falsch rüber", sprach Mum kopfschüttelnd meine Gedanken aus und flüchtete dann wirklich.

Und ich flüchtete zurück in mein Zimmer, in dem Harry frech grinsend unter meiner Bettdecke hervorlugte. 

,,Wird wohl jetzt wirklich Zeit, dass ich mich vom Acker mache", sagte die lebendige Bettdecke und Harry entschlüpfte ihr, wie eine Raupe ihrem Kokon, wenn sie zum Schmetterling wird. Rundum Perfektion, wieso sah er es nicht selbst so? Wieso hatte ich mich in ihn verliebt?

,,Ja, wäre besser", erwiderte ich schließlich und huschte auf meinen Balkon, um nachzusehen, ob Mum schon weg war.

Tatsächlich fuhr sie gerade erst aus der Einfahrt.

,,Luft ist rein."

Irgendwie fühlte ich mich wieder wie bei meinen ersten paar Malen, wenn ich meine One-Night-Stands raus geschmuggelt hatte. Ich wollte Harry nicht als solchen abstempeln, sein erstes Mal sollte perfekt bleiben, auch im Nachhinein. Aber so war es besser. In zwei Wochen hätte ich mich sowieso wieder in jemand anderen verliebt. Wahrscheinlich lag es auch nur am Sex, der der beste meines Lebens war und nicht mal an diesen funkelnd grünen Augen, diesen Lippen, die so sanft waren, wie das Blütenblatt einer Rose und diesem Lachen, welches mich den Rest der Welt hatte vergessen lassen. Es lag nur am körperlichen, ich war in einem Sexrausch.

Die frische Luft auf dem Balkon half mir ein bisschen dabei, runter zu kommen.

Als ich mich umdrehte, war Harry weg. 

Genau wie mein Rammstein-Shirt, welches ich den Morgen über angehabt hatte.

Gott, es war wirklich schon halb sechs. Ich hatte vier Stunden einfach neben dem schlafenden Harry gelegen und ihn betrachtet, weil er so makellos und wunderschön war. So eine verdammte Scheiße. Und jetzt würde auch noch Georgia in den Ferien kommen! Ich hatte es wirklich komplett verkackt!

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