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„Er hat versucht sie umzubringen, Mr Blake!", rief Blakes Gesprächspartner.
„Ich weiß, Harris. Aber das ändert nichts an meinem Entschluss! Entschuldigen Sie mich jetzt bitte, ich habe Gäste!" O'Mara und ich hörten nur noch, wie Blake die Treppe wieder runter stieg.
Dann hatte ich also doch recht! Blake wusste bescheid! Ich konnt mir dabei aber nicht hunderprozentig sicher sein. Ich musste mich ihm nähern, sein Vertrauen gewinnen und dann herausfinden, was er über mich wusste. Aber nicht mehr heute.
„Bringen Sie mich bitte in das nächste Krankenhaus!", bat ich O'Mara. Dieser nickte und wir verließen die Party.

~
Nach guten zwei Stunden in der Notaufnahme, war ich nun endlich wieder zu Hause. Der Arzt hatte mir Ruhe und Schmerztabletten verschrieben. Eine meiner Rippen war leicht geprellt, jedoch sollte dies schnell wieder geheilt sein, wenn ich es ruhig angehen ließe. Vor dem Schlafengehen schluckte ich eine Schmerztablette und ließ mich in das Land der Träume absinken.

~
Am nächsten Morgen weckte mich das Klingeln meines Handys. Stöhnend grapschte ich auf meinem Nachttisch herum, bis ich es gefunden hatte. Die Nummer des MI6. Ich nahm ab.
„Agent 013?", meldete sich eine Frauenstimme.
„Am Apparat!"
„Ich stelle Sie zu Miss Hart durch, einen Moment bitte!"
Klassische Musik dudelte durch mein Telefon. Genervt stellte ich es auf Lautsprecher und stieg aus dem Bett. Wenn ich jetzt wach war, konnte ich auch gleich aufstehen. Am liebsten würde ich jetzt eine Runde joggen gehen, doch mit meinem Rücken würde das wohl nichts werden.
„James? Sind Sie da?", meldete sich plötzlich Harts Stimme.
„Ja, Sir!" Sofort stellte ich den Lautsprecher ab.
„Ich hoffe Sie haben sich gut einglebt?"
„Ja, M'ame!"
„Gut, denn jetzt sollten Sie daran denken, weswegen Sie in Irland sind! Wir haben neue Hinweise. Wenn Blake Agent 023 entführt hat, dann hat er ihn höchst wahrscheinlich an einen ausländlischen Geheimdienst wie dem Mossad ausgeliefert! Suchen Sie Verbindungen zu anderen Geheimdiensten!", befahl Hart.
„Werde ich tun, Sir!" Damit legten wir beide auf. Ich beschloss erstmal zu duschen und mich dann in Blakes Computer und Smartphone zu hacken.

~
„Wir sollten langsam anfangen, Holly!", rief O'Mara von der Couch aus.
„Sei nicht so ungeduldig Aaron. Erst der Kaffee, dann die Arbeit!", rief ich scherzend zurück. Dann nahm ich die gut gefüllten Tassen in die Hand und ging wieder zur Couch zurück. Dort hatten Aaron und ich es uns gemütlich gemacht, denn jetzt würde eine längere Hacksession folgen. Ich hatte ihn eingeladen, da ich eine helfende Hand gut gebrauchen konnte und ich ihn ehrlich gesagt ziemlich anziehend fand, was mir erst einmal vorgekommen war und zwar mit acht.

"Okay, hier. Deine Tasse!" Ich setzte eine Tasse direkt vor Aarons Nase ab. Dann nahm auch ich Platz. Ich bemerkte, dass mein Partner bereits alles angeschlossen hatte. Jetzt ging es los.

~

Ich streckte mich ausgiebig. Mittlerweile war es halb acht und Aaron und ich sassen bereits seit geschlagenen sechs Stunden vor den Bildschirmen. Niemand von uns hatte etwas Verdächtiges entdeckt. Wir hatten Blakes Email-Accounts gehackt und sie durch ein Raster laufen lassen, wir hatten seine Sms gecheckt und seine Überwachungsvideos. Nichts.

"Ich denke es ist Zeit für eine Pause oder?", fragte ich Aaron, der sich auch auf der Couch flätzte.

Dieser stimmte mir zu.

"Okay, Pizza oder Chinesisch?", rief ich ihm zu während ich aufstand.

"Wie wär's mit beidem?", rief Aaron lachend zurück. Ich grinste und warf ihm beide Prospekte hin. "Such dir was aus, Fresssack!"

Als wir beide etwas ausgesucht hatten und ich die Bestellung über das Telefon reingegeben hatte, warf ich mich wieder auf die Couch zu Aaron.

"Okay, hier ist nichts los und das Essen kommt erst in einer halbenStunde. Was sollen wir tun?" Der blonde sah mich an.

Ich zuckte die Achseln. "Keine Ahnung!"

"Nun, wir arbeiten zusammen, kennen uns aber kaum. Wie wär's wenn wir 'Ich habe noch nie' spielen?" Aarons Augen blitzten.

Ich sah ihn ungläugib an. "Ist das dein Ernst? Ich habe nichts zu trinken hier!"

"Nun, wir müssen nüchtern sein, falls doch eine Email reinkommt, also würde ich etwas anderes zu Trinken empfehlen!"

"Okay, ich schaue mal nach, was ich da hab!" Damit erhob ich mich und stampfte in die Küche. Warum liess ich mich überhaupt auf das Spiel ein? Niemand kannte mich richtig. Wieso wollte ich mich Aaron dann so offenbaren?

"Ich habe nur Milch hier!", brüllte ich nach einem Blick in den Kühlschrank.

"Na dann, her mit der Milch!"

Ich musste lachen. Ich schnappte mir zwei Gläser und die Packung Milch und ging dann zurück zur Couch. Nachdem Aaron und ich uns jeweils ein Glas Milch eingeschenkt hatten, hob Aaron sein Glas und begann:"Ich habe noch nie jemanden getötet!" Er trank.

"Ich habe viele Freunde!" Ich trank. Aaron sah mich verwundert an. "Dein ernst?"

"Was?"

"Du hast keine Freunde?"

"Sagte ich doch grad!"

"Oh mein Gott, du erfüllst wirklich jedes Klischee!" Aaron schüttelte den Kopf.

"Was für ein Klischee?" Jetzt war ich verwundert.

"Die kalte, emotionslose, asoziale und doch so gutaussehnde Geheimagentin!"

Mein Herz stockte bei dem Wort 'gutaussehend'. So war ich schon oft genannt worden, aber noch nie von jemandem den ich mochte. Doch ich hatte Übung darin meine wahren Gefühle zu kaschieren, also lachte ich laut auf und gab Aaron einen spielerischen Klaps auf den Arm. "Ich bin nicht kalt und emtionslos!"

Aaron zog sich grinsend zurück. "Doch, einbisschen schon!" Er näherte sich. "Aber wenigstens bist du hübsch!"

Schon wieder.

Aaron näherte sich meinem Gesicht noch mehr. Kurz vor meinen Lippen hielt er still und sah mir in die Augen. Er schien auf eine Art Erlaubnis zu warten.

"Ich finde dich nicht anziehend!", flüsterte ich und machte dann eine Geste zu meinem Milchglas. Aarons Augen blitzten erfreut. Dies war sein Stichwort. Sein Lippen lagen schon fast auf den meinen. Ich schloss die Augen. Und dann TUUUTT. Verdammt! Wir schrecktenhoch und sahen zum Computerbildschirm. Eine verdächtige Email war soeben in Blakes Posteingang gelandet.

Girl UndercoverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt