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S O R A Y A

Es stellte sich heraus, dass Elias nicht nur unglaublich stark war, sondern in der Lage war ohne großen Aufwand Wunden heilen konnte.
Er hatte seine kühlen Finger auf meine Nase gelegt und bevor ich mich über den Schmerz beklagen konnte, wurden seine Finger warm und meine Nase tat wenige Augenblicke kaum noch weh.
Fassungslos betastete ich meine Nase und spürte weder Schmerz noch konnte ich die aufgeplatzte Haut spüren. Ich kannte mich nicht besonders mit Magie aus, wusste aber, dass nicht mal Hexen so etwas in dieser Zeit heilen konnten.
„Sie wirkt so als wäre dir ein zweiter Kopf gewachsen", bemerkte Cassian spitz und verschränke die muskulösen Arme vor der Brust.
Die anfängliche Stille nach meinem Ausbruch war verflogen und mein Gegenüber war in seinen zynisches Ich zurückgekehrt.
Ich riss meinen Blick von Elias los und funkelte ihn wütend an. Doch Malek, der die Pferde vorne hielt, und Elias lachten nur, während Arthur vollkommen vertieft in sein Buch zu sein schien.
„In meiner Heimat bin ich einer der Heiler. Das ist meine Aufgabe, Sora", erklärte er und strich sich durch die hellen Haare.
Wir saßen schon seit längerem in der hübschen offenen Kutsche und mittlerweile hatte sich zumindest mein Herz beruhigt.
Die Abneigung und der Stille Hass hing zwar noch immer zwischen uns, aber ich dachte auch nicht dass sich das so schnell ändern würde.
Zumindest nicht von meiner Seite.
Ich konnte nicht fliehen, aber ich konnte meine Eltern in Sicherheit wissen.
Aber dafür musste ich diese Menschen noch lange nicht mögen oder akzeptieren.
„Also. Dann fangen wir mit den Forschungen an", begann Elias als ich nichts auf seine Erklärung antwortete und zog unter seinem Sitz eine kleine Ledertasche hervor.
Er klappte einen kleinen unbeschriebenen Block auf und zog einen Holzstift aus der Seitentasche.
„Sind beide deiner Elternteile Menschen?"
Überrascht von der Frage blinzelte ich einige Male, nickte aber und ignorierte die neugierigeren Blicke.
„Hast du Übernatürliche in deiner direkten Familie? Oder Vorfahren mit magischem Blut?"
Ich schüttelte nur den Kopf.
„Findest du die Fragen nicht ziemlich... privat?", beschwere ich mich und Cassian schnaubte nur verächtlich.
„Du hast uns zu deinen engen Vertrauten auserkoren. Dagegen ist dein Familienstammbaum lächerlich"
Sofort verzog ich meinen Mund und legte meine Stirn in Falten, während ich das scharfgeschnittene Gesicht des Drachenkriegers skeptisch musterte.
„Ich habe vielleicht vor euch geweint. Aber da wo ich herkomme ist das nichts besonderes. Bilde dir darauf nichts ein. Ihr seid weder meine Vertrauten, noch irgendwas", erwidere ich und überhörte das empörte Keuchen des Drachenkindes gefliessentlich.
Diese Drachenkinder bildeten sich für meinen Geschmack zu viel auf etwas ein, was mir sowieso schon peinlich war. Doch das sie dem noch soviel emotionale Bedeutung zurechneten war noch schlimmer.
Ich spürte wie Scham meine Wangen rot färbte, doch Elias ignorierte unsere kleine Auseinandersetzung und kritzelte etwas auf das vergilbtes Blatt Papier.
„Hast du manchmal seltsame Dinge gespürt oder gesehen?"
Ich seufzte und schüttelte erneut den Kopf .
„Nein, ich bin vollkommen normal, wie ich es dir bereits gesagt habe"
Er schüttelte den Kopf und deutete auf Cassian.
„Hülle diesen Stift bitte in Nebel"
Das Drachenkind hielt die Arme vor der Brust verschränkt, doch als Elias abwartend die Augenbrauen hob, ergab er sich.
Mit einem genervten Stöhnen nahm er den winzigen Stift zwischen seine großen Finger und überrascht stellte ich fest, dass die Konturen zu verschwimmen begannen. Als hätte man einen Stein auf eine Wasseroberfläche geworfen, schien der Stift keine richtige Form mehr zu haben.
Ich blinzelte einige Male doch nach wenigen Augenblicken erkannte ich wieder den Stift und schnaubte verächtlich.
Dieser angebliche Nebel war ja lächerlich.
„Ich sehe immer noch den Stift", erkläre ich ihm wenig beeindruckt und sah dann zu Elias.
„Ich sehe ein Schwert", erklärte er und mein Stirnrunzeln vertiefte sich.
Mein Blick wanderte wieder zum Stift.
Nein, der Stift hatte sich nicht verändert.
„Und das ist der Beweis. Der Nebel scheint dir nichts auszumachen, egal von welchem Drachenkind er stammt. Ausschließlich die einzelnen Partner des Drachenkindes können den Nebel durchbrechen. Heißt Maleks Nebel kann ich durchblicken, Cassians aber nicht. Aber du hast es bis jetzt bei beiden geschafft und ich will herausfinden wieso"
Sein Blick wurde wieder prüfend und ich fühlte mich wie ein seltenes Objekt unter einer Lupe.
Obwohl ich darauf etwas erwidern wollte, blieb ich stumm und blickte ins Freie.
Die Sonne war mittlerweile beinahe untergegangen und unter anderen Umständen wäre ich aufgeregt gewesen endlich aus der Stadt zu sein. Jedoch war dieser Moment von Bauchschmerzen und Herzschmerz bestimmt.
Ich hatte die Hauptstadt normalerweise kaum verlassen, da Kilometerweit nur Wald und Ödland lag. Meine Familie brauchte mich in der Stadt und die nächste Stadt war Kilometer weit entfernt.
Zwei Tagesmärsche war die Hafenstadt entfernt und dementsprechend für normale Bürger kaum zu erreichen. Mit den zwei schwarzen Rappen die uns zogen würden wir jedoch heute Nacht ankommen. Um dann zur Insel der Vergessen zu segeln. Ich schnaubte bei diesem absurden Gedanken.
Was für ein Selbstmordkommando.
„Wie wollt ihr überhaupt zur Insel der besonderen kommen? Ich habe gehört diese Insel wird von Ungeheuern der Fae und Hexen bewacht und alle Schiffe die die Insel ansteuern kentern früher oder später"
Elias lehnte sich zurück und faltete seine Notizen ordentlich in der mitte.
„Wer sagt, dass wir den ganzen Weg segeln?"
Verwirrt verschränkte ich meine Finger und legte sie auf meinen Schoß. Schlamm und Blut bröckelte von meinen Fingern ab und landete auf dem dunkeln Stoff meiner Tunika, doch ich beachtete es nicht.
Ich blickte ihn nur fragend an und dann deutete er schmunzelnd auf Cassian.
Mein Herz schlug mir heftig gegen den Brustkorb als ich es verstand und vehement den Kopf schüttelte.
„Das kannst du doch nicht ernst meinen", setzte ich schrill an doch er nickte nur.
„Natürlich. Malek ist noch zu schwach, aber Cassian und Arthur sind schon seit einem Jahr wieder vereint. Er hat genug spirituelle Kraft erhalten um die Wandlung zu vollziehen und uns dann zur Insel zu bringen"
Mein Blick schoss zu Cassian, der vollkommen selbstzufrieden die Schultern hob.
„Keine Angst kleine Menschenfrau, ich lasse dich nicht fallen"
Unsicher schielte ich zu Elias herüber, der mir beruhigend zunickte.
„Am Hafen werden wir einen weiteren meiner Freunde treffen", diesmal war es Cassian der Elias misstrauisch beäugte.
„Echt? Wen denn?"
Arthur schlug das Buch zu und übernahm es zu antworten.
„Alek ist ebenfalls hier. Er hatte am Hafen einige Dinge zu erledigen"
Ich spürte beinahe wie die Atmosphäre sich veränderte und bildete mir fast ein, dass Cassians und Maleks Sitzposition ein wenig gerader wurde.
Überrascht musterte ich die Reaktionen und fragte mich, wer dieser Alek sein konnte, dass er eine solche Wirkung auf die Anwesenden hatte.
„Alek ist ein alter Freund von Arthur und mir", erklärte Elias freundlicherweise und verstaute das Notizbuch wieder in der Tasche.
„Er ist der Anführer der gemeinsamen Armee unserer Völker", fügte er noch hinzu und ich verzog unzufrieden den Mund.
Also hatte ich es nicht nur mit diesen Verrückten Männern zu tun, sondern auch noch mit einer hohen Persönlichkeit dieser Wesen zu tun, die die Menschen in Andrúil in Angst und Schrecken versetzten?
Ich schob den Unmut beiseite, als Elias sich wieder anders betitelt hatte als Cassian und Malek.
Arthur und Elias waren keine Drachenkinder und auch keine Wolfsmenschen, da war ich mir sicher.
Sie hatten weder das feurige Temperament was Cassian und Malek an den Tag legten, noch den raubtierhaften blick, der bei Lykanthropen beschrieben wurde.
Stumm musterte ich Arthur und Elias, bis es mir kalt den Rücken herunterlief.
Aber das konnte nicht sein, oder?
„Seid... seid ihr Nachkommen der Unsterblichen?", presste ich erschrocken aus zusammengebissenen Zähnen hervor und Arthur blinzelte Eulenhaft.
Er zog seine gerade, relativ große Nase kraus und wollte gerade zum Reden ansetzen, als Elias ihn unterbrach.
„Ich denke so kann man es ausdrücken"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 28, 2021 ⏰

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