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-S O R A Y A-

Fassungslos und zutiefst betroffen blickte ich noch einige Zeit auf die Stelle, an der diese zwei Wesen verschwunden waren.
Meine Gedanken überschlugen und mein Kopf dröhnte, als ich mich zwang mit wackligen Beinen aufzustehen.
Der intensive Schmerz hallte dumpf in meiner Magengegend und das Adrenalin flaute langsam ab, als ich meine zitternden Finger um das kühle Eisen des Tores schloss und mein Blick noch einmal  über den Schauplatz, auf dem ich noch vor wenigen Minuten meinen Überlebenskampf ausgefochten hatte, wanderte.
Tränen sammelten sich in meinen Augenwinkeln und ich machte mir nicht die Mühe Sie wegzuwischen, als eine erschütternde Übelkeit über mich hereinbrach.
Denn mein Gehirn realisierte die geheimnisvollen Worte des Mannes und ich hatte das Gefühl der Kloß der sich in meinem Hals bildete, schwoll immer weiter an.
Die Zeiten sind vorbei
Ich habe etwas gesehen, das nicht für meine Augen bestimmt war.
Und ich wusste, dass der Stadt und den Menschen eine große Bedrohung gegenüberstand.

Angst schnürte mir die Kehle zu und ich verzog zornig den Mund als ich versuchte den bitteren Geschmack der Nutzlosigkeit herunter zu schlucken.
In meinem Kopf herrschte Chaos und ich zwang mich, einen Schritt vor den anderen zu setzen, ohne dabei dem Gefühl nachzugeben mich auf dem Boden erbrechen zu müssen.
Atmen. Gehen. Atmen. Gehen.
Und wie von selbst trugen mich meine Beine den langen Weg, in der dämmrigen Nacht zum Haus in dem ich seit meiner Geburt lebte.
Ein Haus, dass genau an der kleinen modrigen Schutzmauer der Stadt stand und darauf wartete bei einem eventuellen Angriff als erstes zerstört zu werden. Doch seit die Menschen die herrschende Spezies in Revyn waren, benötigten die Soldaten nur noch einige Posten an der Mauer, die meisten Steine waren bereits verwittert und keiner machte sich die Mühe die Mauer zu restaurieren.
Warum auch. Wir, die im äußersten Ring der Stadt lebten, waren weder Systemrelevant noch anderweitig von irgendeiner Bedeutung.
Der Slum der Stadt wie die Reichen so gerne sagten.
Meine Tränen waren mittlerweile versiegt und nur noch ein nasser Film auf meiner Haut, als ich ohne zu zögern die Türklinke herunter drückte und von der stickigen Luft im inneren begrüßt wurde.
Wenn ich auf Beutezug ging, schlossen meine Eltern nie ab und warteten meistens mit einer Tasse heißen Wasser auf mich in der kleinen Stube.
Denn meine Eltern waren die wundervollsten Menschen, die sich ein Kind nur wünschen konnte.
Doch heute hieß mich nur eine Dunkelheit und Stille willkommen, die meine Nackenhaare aufstellte.
„Mama? Papa?", rief ich in die Stille hinein und zuckte beinahe bei meiner eigenen Stimme zusammen. Sie klang rau und trocken, als hätte ich stundenlang geschrien und seit Tagen kein Wasser mehr getrunken.
Und als ich die Tür hinter mir schloss und den Riegel vorschob realisierte ich, dass meine Lunge tatsächlich Staub trocken war.
Doch ich ignorierte das Brennen.
Mit einigen ungeschickten Bewegen schaffte ich es, die kleine Öllampe an der Tür zu entzünden und seufzte über die Taubheit meiner Finger.
Mit Schwung drehte ich mich um und sah dann aus dem Augenwinkel zwei zusammengerollte Gestalten auf der zerfransten Couch in der Ecke.
Vor ihnen auf dem Tisch.
Eine dampfende Flüssigkeit.
Ich lächelte, entschied mich aber dagegen sie aufzuwecken. Sie würden bei meinem derzeitigen Anblick wahrscheinlich nur in Panik geraten.
Doch als ich meine Eltern in Sicherheit sah, und auch mein Körper langsam Erholung fand, Flaute die Übelkeit langsam ab und ich fiel kraftlos auf den Stuhl am Tisch.
Ich umfasste mit Vorsichtigen Bewegung die dampfende Tasse und starrte gedankenverloren in durch die durchsichtige Flüssigkeit auf den Becherboden.
Eine Seltsames Gefühl der Leere erfasste mich, als die Erinnerungen an diese zwei Männer mich einholte. Wärme drang durch das Holz des Bechers an meine tauben Finger und ich hob ihn zu meinen Lippen.
Ich war in etwas hereingetragen, dass ich nicht hätte sehen dürfen.
Aber es ist etwas, dass noch von deutlich größer Bedeutung werden kann, das wusste ich.

[...]

„Du siehst furchtbar aus", kommentierte Val trocken, als er sich mir gegenüber an die Bar setzte.
Ich Schenkte ihm einen bösen Blick, auch wenn dieser durch meine geschwollen Blutunterlaufen Augen wahrscheinlich gar nicht erkennbar ist.
Doch ignorierte seinen Kommentar, legte das Handtuch neben die Spüle und sah ihn eindringlich an
„Ich habe etwas gesehen", erkläre ich mit ernster Miene und die junge Verspieltheit wich aus seinem Blick.
„Gesehen?"
Ohne ein weiteres Wort strich ich meine Haare nach hinten, wohlwissend dass man nun die Würgemale erkennen konnte, die der Mann gestern hinterlassen hatte.
„Im Viertel der Reichen und Mächtigen wurde erneut gemordet. Kaltblütig und es waren keine Menschen", sagte ich leise und konnte das Zittern in meiner Stimme nicht unterdrücken.
Ich wusste, dass die Fassungslosigkeit und Sorge, die in Valerians Gesicht zu erkennen waren, auch meine eigenen Emotionen widerspiegelten.
„Du wurdest also von etwas nicht menschlichen angegriffen, als du gesehen hast wie jemand gerötet wurde?", hakte mein Gegenüber vorsichtig nach und ich nickte wieder.
Kurz überlegte ich, ob ich meine Vermutungen über die genaue Spezies meines Angreifers verraten sollte, doch als ich die ehrliche Angst in seinen Augen sah, entschied ich mich dagegen.
Wahrscheinlich denkt er, dass es anerkannte Übernatürliche waren, die eine Revolution anzetteln wollen.
Von einer Revolution gehe auch ich aus, nur dass ich denke dass andere Drahtzieher dahinter stecken.
Aber wenn ich den Menschen eröffne, dass es die Streitkräfte waren, die uns im Heiligen Krieg fast ausgelöscht hatten, würde das eine Massenpanik zur Folge haben....
Wenn mir überhaupt jemand glauben sollte.
„Val... Du spürst es wahrscheinlich auch. Die Menschen sind ängstlich, der Adel ist zornig. In dieser Stadt braut sich etwas zusammen und ich denke unsere Machenschaften im Untergrund werden noch gefährlicher"
Das war eine Warnung und Valerian wusste es.
„Wir werden ab heute also ehrlich Geld verdienen?"
Seine Stimme war trotz der Sorge die darin mitschwang skeptisch und er runzelte die Stirn als er weiter sprach.
„Was sagen deine Eltern denn dazu?", fuhr er dort und ich konnte nicht verhindern, dass ich bei der Erwähnung meiner Eltern zusammenzuckte.
Als Sie mich heute Morgen vollkommen fertig in meinem Bett vorgefunden und die Kampfspuren an meinem Körper gesehen hatte , waren sie vollkommen fassungslos gewesen und mich mit Fragen durchlöchert.
„Ich habe ihnen nicht die Wahrheit gesagt. Ich wollte sie nicht beunruhigen, deswegen habe ich Ihnen erzählt, dass es einfache Wachen waren, die mich erwischt haben", erklärte ich betreten und wandte den Blick ab.
Schuldgefühle ließen den Kloß in meinem Hals anschwellen und ich wollte gerade den Blick senken, als die Tür geöffnet wurde.
Über Valerians Schulter erkannte ich eine kleine, zierliche Gestalt mit hellem Haar.
Es war Nikola, der kleine Sohn des Schneiders dieses Viertels.
Er hob zur Begrüßung die kleine Hand und trat mit herein.
„Nikola", begrüßte auch mein Freund ihn, als er sich neben ihn auf einen der Stühle am Tresen niederließ.
Er nickte ihm zu und schenkte mir dann ein zögerliches Lächeln.
„Hallo Sora", flüstere er und seine jungen Gesichtszüge erhellten sich, als ich nach einem Becher griff und frisches Wasser hinein füllte.
„Du bist doch wahrscheinlich nur gekommen, weil du Durst hast", neckte ich ihn und begrüßte die Ablenkung von meinem schlechten Gewissen.
Der Junge war mit seinem Vater vor fünf Jahren hergekommen und die meiste Zeit war Nikola scheu anderen gegenüber.
Sein Vater war Schneider und konnte wie wir alle nur schlecht als Recht überleben und seit Nik vor vier Jahren auf der Suche nach etwas zu trinken hergekommen war, kümmerte ich mich zu großen Teilen um den Jungen.
„Bitte sehr", sagte ich und schob ihm den Becher zu, den er mit einem strahlenden Lächeln entgegennahm.
Es war ein seltsamer Ausdruck.
Denn die meiste Zeit sah er traurig aus und seine Augen wirkten alt und Schmerzgepeinigt, als hätte er schon viele Jahre voller Schmerz hinter sich.
„Du bist ja richtig gut drauf, kleiner Mann", bemerkte auch Val und unser Besucher nickte beim Trinken.
Wasser rann über sein kantiges Kinn und er wischte sich mit dem Handrücken darüber, als er uns einen langen, bedeutungsvollen Blick zu warf.
„Ich denke, dass mein Freund bald kommt", erwiderte er und wir beide sahen ihn zugegeben ziemlich überrascht an.
Seit ich ihn kannte, war er immer alleine, las sein einziges Buch oder starrte einfach durch die Gegend.
Ihn jetzt von angeblichen Freunden reden zu hören, war also tatsächlich neu für mich.
Valerian schien das gleiche zu denken, doch bevor wir nachhaken konnten, hatte Nikola bereits aus getrunken.
„Ich danke dir sehr für deine Hilfe über die Jahre. Dein großes Herz beweist wieder einmal, dass es auch unter den Menschen Leute gibt, die Güte zeigen können"
Seine undurchdringlicher Blick überraschte mich, doch als er mir ein zartes lächeln schenkte ignorierte ich das seltsame Gefühl in meiner Magenregion.
„Immer wieder gerne. Ich wünsche dir einen schönen Tag, Niki"
Er nickte und ich konnte mich selbst nicht aufhalten und wuschelte ihm durch die Haare.
„Da du wahrscheinlich jetzt schon wieder gehst, Grüße deinen Vater von mir und bis zum nächsten Mal", erwiderte ich, als er vom Barhocker rutschte.
„Das war ja in der Tat ein kurzer besuch. Der arme scheint dich nur wegen des frischen Wassers zu mögen, zudem ihr Zugang habt", witzelte Valerian, als Nikola wieder aus dem Pub trat.
Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
„Er war noch nie jemand gewesen, der lange Gesellschaft akzeptiert", sage ich nur und zuckte mit den Schultern.
Nach Nikolas Besuch redeten wir noch einige Zeit, bis die Tür wieder geöffnet wurde.
Überrascht sah ich wieder über Valerians Schulter.
„Niki bist du's?", sagte ich, doch als ich eine hochgewachsene Gestalt mit breiten Schultern erblickte, erfüllt mich erneut so ein seltsames, unangenehmes Gefühl.

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Ja, ich lebe noch... ich habe ewig nicht mehr geupdatet...
Ich bin in ein kreatives Loch gefallen.
Naja ich hoffe es hat euch gefallen:)

ImmortalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt