S O R A Y A
Ohne es verhindern zu können, ließ mich mein Überlebensinstinkt einige Schritte zurück taumeln.
Gänsehaut breitete sich auf meinen Oberarmen aus und meine Hände zitterten, als ich das Messer vor meine Brust hielt.
Dieser Blick.
Trotz der Dunkelheit hatte er mir direkt in meine Augen gesehen, als würde diese schummrige Umgebung keinerlei Auswirkungen auf sein Sehvermögen haben.
Ungläubig presste ich meinen Rücken gegen die Wand und ignorierte die aufsteigende Übelkeit, die mir Tränen in die Augen schießen lies.
„Was ist?", hallte eine der Männerstimmen im kleinen Hof wieder und ich wusste, dass man mich bemerkt hatte.
„Hast du das gesehen?", erwiderte die andere, kühlere Stimme und ich hörte erschrocken, wie Schritte über den Marmor zu hören waren.
„Cas.... Wir haben keine Zeit für sowas. Ich muss den Menschen zu Theseus bringen und Elian suchen", erwiderte die Stimme und die Schritte verstummten.
Es quietschte laut, als die Schuhe des einen Mannes sich schwungvoll über dem Marmor bewegten.
„Aber ich habe was in dem Gebüsch gesehen", beharrte er und ich musste ein Keuchen unterdrücken. Jene Überlebensinstinkte Zuckten in meinem Inneren und ich zwang mich dazu nicht kopfüber los zu stürmen.
Das würde meinen sofortigen Tod bedeuten.Mir war Eiskalt und die Hand in der ich das Messer hielt wurde taub.
„Dann sieh nach. Aber beeil dich"
Auf diese gebrummte Antwort folgte nur ein schnauben und innerhalb weniger Sekunden wurde das dichte Gebüsch dass mich vor den Männern schützte zur Seite geschoben und ich blicke in goldene Augen, die selbst in dieser Dunkelheit schimmerten.
Der Geruch nach Feuer und Asche schlug mir entgegen und ich riss die Augen aus.
Das war auch der Moment, wo ich nicht mehr Herr über meine eigenen Sinne war.
Ich schrie, zwang meine Tauben Finger mir zu gehorchen und überlegte nicht, als ich mit dem Messer nach dem Mann schnappte.
Die Bewegungen, die ich sonst so fließend beherrschte, waren abgehackt, und jede meiner Bewegung ruckartig, als ich den Überraschungsmoment nutzte und das Messer in der Schulter meines Feindes versenkte.
Mit einem ekligen, reißenden Geräusch glitt die Spitze durch die Kleidung in das Fleisch und als mein Gegenüber aufbrüllte, wich ich zurück und gab meinen Fluchtinstinkten nach.
Ich wirbelte nach rechts und stürzte aus dem Dickicht, als der andere Mann, der mit dem seltsamen Sack in der Hand mich überrascht anblickte.
„Verdammte Scheiße"
Hinter mir schien der Mann ziemlich erbost zu sein und ohne noch weiter zu überlegen floh ich zum Tor, dass ich vorhin ausversehen geöffnet hatte.
Gerade als meine Finger panisch das Metall umschlossen und die Tür aufdrücken wollten, spürte ich einen Luftzug im Nacken.
Doch kurz bevor ich die Freiheit beinahe spüren konnte, begann meine Welt zu schwanken und eine unerträglich heiße Hand umfasste meinen Nacken. Fingernägel gruben sich in das zarte Fleisch meines Halses und ruckartig wurde mein Körper angehoben.
Meine Welt überschlug sich, als das Grollen hinter mir lauter wurde und Schmerz explodierte in meiner Magengrube, als eine Faust mich nach hinten fliegen ließ.
Der Schlag trieb sämtlichen Sauerstoff aus meinen Lungen, als ich knapp Vier Meter weiter flog.
Sterne tanzten in meinen Augenwinkeln und als ich mit einem dumpfen Aufschlag auf dem glatten Marmor landete blieb ich einige wenige Augeblicke reglos liegen.
Verzweifelt versuchte ich genug Luft in meine schmerzenden Lungen zu bekommen und zwang mich dazu mich auf den Rücken zu legen.
Sternenklarer Nachthimmel begrüßte mich und mein Bewusstsein schwebte in einem seltsam schwerelosen Zustand.
Der Gedankenfluss, der eben nochmeinem Kopf zum zerbersten gebracht hatte war verstummt.
Der heiße Schmerz durch den Schlag breitete sich in meiner Brust aus und ich ätzte schwer, als ich mich instinktiv versuchte mit den Ellenbogen abzustützen und meinem Feind ins Auge zu blicken.
Ich war wehrlos, doch ich war kein Schwächling der seinem Tod ohne Unternehmung ins Auge blickte.
Wie erwartet hatte sich die dunkle Gestalt bereits in Bewegung gesetzt und aus dem Augenwinkel erkannte ich, dass ich nur wenige Meter vom anderen Mann entfernt aufgekommen war.
Mein Blut gefror erneut als helles Mondlicht diese Gestalt erleuchtete.Nein, viel eher den vermeintlichen Sack den er zwischen seinen Blutingen Finger hielt.
Es war kein Sack.
Es war eine Leiche.
Mit leeren, toten Augen, die jetzt unter halb geschlossenen Lidern hervorlugten. Der Mund zu einem Schmerzensschrei aufgerissen und über sein gesamtes, ehemals scharfgeschnittenes Gesicht und seinem Dreitagebart rann die dunkle Flüssigkeit, die sich in einer Lache unter ihnen sammelte.
Der Mann, der den leblosen Körper nur an den Haaren hochhielt stieß einen Laut aus, den ich nicht definieren konnte. Es war ein kehliges, tiefes Grollen und ich riss meinen entsetzten Blick von der Leiche los.
„Ein Mädchen?"
Die Stimme riss mich aus meiner, vom Schock geschuldeten Benommenheit und ich hörte trotz meines Zustandes die Überraschung in dieser kräftigen Stimme. "Ein Mensch", schien der andere korrigieren ihn zu wollen.
Es war der, der mich mit dieser unmenschlichen Kraft durch die Gegend geschleudert hatte und schlenderte jetzt auf mich zu. Aus der Wunde quoll immer noch Blut ich zwang mich, nicht wimmernd zurück zu weichen. Und doch hatte ich Todesangst und wusste, dass das vor mir Mörder waren. Vielleicht sogar die, die diese Anschläge verübten. Mit einer Blitzschnellen Bewegung hatte dieses Monster mich an meinem Jackenausschnitt gepackt und zog mich unsanft auf die Beine. "Ich sollte Sie umbringen", knurrte er und seine Augen zerflossen wie dunkles Bernstein, als sie mir entgegen blickten. Diese Farbe... Alles in mir versteifte sich. Diese heiße Haut, der Duft nach Rauch und diese goldenen Augen. Auch wenn wenig über die Verbannten und Vergessenen erzählt wurde, gab es auch heute noch einige wenige Beschreibungen über Drachen.
Und das Wesen vor mir war die Fleischgewordene Erzählung dieser Monster.Drachenkinder...
Wesen, die eigentlich von Zauber der Fae und Hexen mit den Werwölfen auf der Insel der Vergessenen sein sollten.Panik durch zuckte mich und sofort zerissen Fragen über Fragen die Ruhe in meinem noch leicht vernebelten Kopf. Ich sagte nichts sondern packte nur seine Handgelenke dort, wo sie meinen Kragen gepackt hatten. Seine heiße Haut erschreckte mich, genauso wie die Worte des Anderen. "Wir müssen nicht jeden Menschen umbringen der uns über den Weg läuft. Du bist nach deiner Berfreiung einfach ein bisschen reizbar und wütend. Lass das Mädchen laufen, was soll sie schon ausrichten?", vernahm ich die Stimme hinter mir und während ich vollkommen perplex von seinen Worten war, schien mein Angreifer unzufrieden mit den Worten seines Kameraden. "Vielleicht die Soldaten rufen?", fauchte er und sein Griff wurde ein wenig fester, sodass der Stoff zwischen seinen Fingern zu quietschten begann. "Bis dahin sind wir schon lange zurück", erwiderte der andere und diesmal konnte ich Belustigung heraushören. Nein. Es war Spott, der aus seiner Stimme zu triefen schien. Zorn flammte in meinem Inneren auf, doch ich rang sie nieder und presste die Zähne aufeinander. "Nun komm, Cassian" Ich hörte Schritte und das Schleifen als die Leiche über den Marmor kratzte. Doch das Drachenkind ließ mich nicht los.
Ich hatte viele Legenden über dieses Volk gehört. Sie waren mächtig, unkontrollierbar und temperamentvoll. Der Geruch nach Rauch schien sich in meine Nasenschleimhäute einzubrennen, bis die Stimme des anderen die angespannte Stille zerschnitt. "Cassien jetzt" Das war ein Befehl und diese autoritäre Stimme ließ auch meinen Angreifer stutzen. Ich erkannte wie Unschlüssigkeit und Besorgnis über seine scharfen Gesichtszüge flackerten. Mit einem Schnauben stieß mich mein Angreifer weg und fassungslos landete ich auf dem Boden. Mein Blick huschte von ihm zum Mann dem ich wahrscheinlich mein Leben zu verdanken hatte. Er übergab dem schnaubenden Mann die Leiche als wäre sie ein Kartoffelsack. Sein Blick glitt noch einmal zu mir und nachdem ich jetzt seit einigen Minuten wieder vernünftig Luft holen konnte und ich nicht um mein Leben kämpfen musste erkannte ich wie sehr sich der andere von dem Drachenkimd unterschied. Seine Schritte waren geschmeidig wie die eines Faes. Doch seine Stille Aura war viel Beunruhigender wie die des Drachenkindes. Wie ein Monster, dass sich sacht im Wasser wiegte, bis es zu schnappte und auch seine Stimme war von einer nicht menschlichen Intensität gewesen. Zudem hatte er einem stolzen, mächtigen Drachenkind einen Befehl gegeben und er hatte ihn befolgt. Und auch seine Kleidung erschien mir seltsam. Er trug nämlich ein langes, dunkles Gewand mit weiten Ärmeln und an der Hüfte ein dünnes Schwert mit eingewickelten Griff. Ich blickte in seine Augen und sie glitzerten vor Vorfreude.
„Sag deinem Volk, dass eure Tage in Glanz und Ehre bald vorbei sein werden, Menschenmädchen" und mit diesen Worten verschwanden sie in der Dunkelheit und ich war allein.__________________________________
Ich hoffe sehr, dass diese sehr surreale Situation halbwegs gut rüber gebracht wurde.
Eure Tipps sind sehr willkommen🥰
Hoffe es hat euch gefallen.Veröffentlicht: 13.12.2020
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Immortals
Romance"Er ist ein Monster und derjenige, der uns alle in die Verzweiflung hinabstürzen wird. Doch er ist auch der Mann, den ich Liebe" Revyn. Ein Land, in dem seit dem Heiligen Krieg vor vielen Hundert Jahren nun Frieden und Ordnung herrscht. Die Feinde...