37

232 16 23
                                    

Kim Myungok konnte von sich behaupten eine sanftmütige und liebende Frau zu sein, selbst wenn sie nur selten ihre Familie sah.

Die schwarzhaarige Dame wohnte am Meer, am schönen salzigen Meer, dass es in ihrer Heimat nicht gab. Die Luft hier tat ihr gut und senkte ihre Anfälligkeit für Krankheiten. Sie wohnte in einem kleinen Strandhaus, welches ihr Ehemann ihr einst geschenkt hatte und arbeitete nebenher in einem kleinen Laden um die Ecke als Aushilfe. Manchmal backte sie Kuchen für den Kindergarten oder das Seniorenheim oder besuchte die älteren Menschen dort.

Myungok vermisste ihren Sohn und ihren Mann, doch stolz betrachtete sie die beiden Flugkarten in ihrer Hand. Sie konnte es sich erlauben. Endlich. Ganz allein, nur sie. Und sie freute sich. Das letzte mal lief sie am Strand entlang, genoss die salzige Luft und fühlte sich frei. Sie hatte das okay ihres Arztes. Sie hatte die Tickets ganz allein zusammengespart und konnte nun ihrem Mann und ihrem Sohn einen Überraschungsbesuch abstatten. Sie seufzte, streifte den Sand von ihren Füßen ab und trat in ihr Haus.

„Dankeschön", bedankte sie sich später höflich bei dem Taxifahrer, der sie zum Flughafen gebracht hatte. Im Gepäck hatte sie nur ihre Handtasche, alles andere würde in ihrem Haus in ihrem eigentlichen Haus auf sie warten. In ihrem wahren zuhause bei ihrer Familie. Den Flug über lehnte sie sich zurück und schaute aus dem Fenster. Manchmal las sie ihr Buch und fragte sich, ob sich Namjoon noch immer für Naturwissenschaften interessierte. Dann würde sie ihm definitiv dieses Buch über Heuschrecken empfehlen. Es war verdammt interessant geschrieben.

Am Flughafen angekommen, schnupperte sie das erste mal wieder Heimatluft. Sie schaltete ihr Handy an und blickte sogleich auf eine Nachricht von ihrem Mann, der sie fragte, was sie denn gerade mache. Ein bisschen verschmitzt, lächelte sie. „Ich plane eine Überraschung.", schrieb sie zurück und lächelte noch breiter. Sie hatte immerhin nicht ganz gelogen. Zu Fuß brauchte sie nur zwanzig Minuten, bis sie an dem Dauerparkplatz ankam, auf dem ihr Austin Minivan stand. Er war grün und noch prima in Schuss, dafür sorgte sie. Voller Freude setzte sich die Schwarzhaarige hinein und zog einmal tief die Luft ein. Das roch nach Heimat.

Das Surren des Motors und die Radiomusik veranlasste die Frau laut die Musik mit zu trellern, bis sie auf den Parkplatz bei sich zu Hause einfuhr. Es erstaunte sie jedes Mal wieder, wie sich die Stadt verändert hatte, wenn sie eine Weile nicht da war. Es fühlte sich fantastisch an den Haustürschlüssel in der Hand zu halten und ihn nun auch endlich wieder benutzen zu dürfen. Wenn sie sich nicht irrte war nun Abendbrotzeit, also kam sie gerade recht. Der Schlüssel klimperte leise, doch sie kam gar nicht dazu den Schlüssel ins Schloss zu stecken. „Joony!", rief sie, als Namjoon ihr die Tür vor der Nase aufriss und sie fest in die Arme nahm.

„Was für eine stürmische Begrüßung!", freute Myungok sich und spürte, wie sie von ihrem Sohn vom Boden hochgehoben wurde. Für ihre kleine Größe von gerade mal 1,52 cm konnte sie nichts, aber sie war froh, dass Namjoon seine Größe von seinem Vater hatte. „Du weißt gar nicht, was in der letzten Woche alles passiert ist!", rief Namjoon aus und kuschelte seine Mutter noch fester.

„Erzähl mir das doch alles beim Abendessen, so wie ich euch kenne habt ihr bestimmt noch eine Portion für mich übrig.", lächelte sie, während der Lilahaarige sie wieder auf den Boden stellte. „Bestimmt. Komm rein. Es freut mich auch dich zu sehen.", meinte Baekhyun und drückte sich an Namjoon vorbei, um seiner Frau einen sanften Kuss auf den Mund zu geben. „Es ist wirklich eine großartige Überraschung, die du da geplant hast. ", meinte er und schloss hinter ihr die Tür. „Wenn ich sie geplant habe, muss sie großartig sein!", echauffierte sich Myungok. Dann lachte sie und folgte ihrer Familie in die Wohnung.

Kaum das sie saßen begann Namjoon zu erzählen. „Ich habe diese Woche Hoseok wieder getroffen.", war das erste das er sagte. „Einer deiner Freunde?", fragte sie und Namjoon nickte. „Genau. Wir hatten den Kontakt verloren, aber nun habe ich ihn wiedergefunden. Er arbeitet momentan als Stripper bis er sein eigenes Tanzstudio eröffnen kann." „Er arbeitet als was?", fragte Baekhyun, während Myungok und Namjoon ihn einfach übergingen. „Ein eigenes Tanzstudio klingt toll!", rief sie aus und griff nach der Butter. Es gab selbstgebackenes Brot mit Gemüse und Dips und einen kleinen Topf Suppe. Resteverwertung, mehr oder weniger. Myungok kannte das von ihrem Strandhäuschen ebenso.

„Ja! Und ich freue mich mega, weil er mir geschrieben hat, dass ich ihn morgen treffen kann!", lachte Namjoon und Myungok erfreute sich daran zu sehen, wie ihr Sohn in den letzten Monaten aufgeblüht war. „Wie hast du sie eigentlich kennen gelernt?", fragte sie und nun lehnte sich auch Baekhyun neugierig vor. Er ergab sich immer seinem Schicksaal die ersten Gespräche von seiner Frau und seinem Sohn ignoriert zu werden. Der Lilahaarige jedoch schmunzelte, legte seinen Finger an die Lippen und flüsterte seiner Mutter verschwörerisch zu: „Das ist ein Geheimnis."

„Na, dann sollte es eines bleiben!", lachte Myungok und grinste zurück. Sie wusste, dass sie es später aus Namjoon herauskitzeln würde, dann wenn Baekhyun nicht mehr anwesend war. Doch wenn Namjoon dann immer noch nicht sprechen wollte, würde sie natürlich sein Geheimnis bewahren. „Dad?", wandte sich Namjoon nun an seinen Vater. Es war als sei ihm etwas Wichtiges eingefallen. „Hm?", es war eine stumme Aufforderung. „Du sagtest du weißt nicht was mit Yoongi passiert ist, nicht wahr?" Myungok horchte auf. Yoongi, den Namen hatte sie bisher nicht gehört. Er war ihr fremd und das bedeutete das es momentan mehr Geheimnisse in ihrer Familie vor ihr gab, als ihr lieb war. Doch fragen würde sie später. Still würde sie nun diesem Gespräch folgen. Sie sah, wie ihr Mann nickte.

„Ich habe ihn gefunden.", meinte Namjoon und schob sich einen Löffel Suppe in den Mund. „Du hast ihn gefunden? Wie?" Anhand Baekhyuns Reaktion konnte Myungok erahnen, dass das ein wichtiges Thema für ihn gewesen war. „Das werde ich dir nicht sagen. Erst wenn Yoongi selbst bereit dazu ist dir seine Geschichte zu erzählen, sollst du sie hören.", meinte Namjoon ernst. Baekhyun nickte. „Das ist verständlich. Wie geht es ihm?", fragte er und fuhr sich durch die Haare. „Er steckt mit seinen Freunden ganz schön in Schwierigkeiten und deswegen brauche ich eure Hilfe. Wir müssen vor Gericht, aber allein traue ich mir das nicht zu, denn wir müssen einen Betrüger aufdecken."

Myungok und Baekhyun schauten sich fast gleichzeitig an. Auch wenn sie nicht wusste, wer Yoongi war, wusste sie, dass sie ihrem Sohn immer helfen würde, wenn es darum ging Betrüger aufzudecken. Erklärungen würden bestimmt gleich kommen. Und so schauten die beiden Elternteile zu ihrem Sohn nickten und sagten: „Wir helfen dir, worum geht's genau?"

N.O  - Namjoon onlyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt