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Kim Namjoon konnte von sich behaupten, der schlauste in der Schule zu sein, würde er dahin gehen.

Keine Aufgabe war ihm zu schwer und so gut wie alles löste er immer korrekt. Seine Präsentationen waren mitunter die besten, laut seinem Privatlehrer und er konnte stolz auf seinen 1,4 Durchschnitt sein. So stolz wie sein Vater es immer war, wenn Namjoon die nächste gute Note bekam. Namjoon war im gewissen Sinne, auch stolz, aber eher weil es auch sein Vater war. Denn wirklich viel tat er für die Noten irgendwie nicht und manchmal fragte er sich wie es wäre einer von Vielen zu sein. Aber das erlaubte sein Vater nicht, er sollte die beste Bildung erhalten. Nachdem er „Nein." gesagt hatte, hatte sich dieses Thema auch für Namjoon erledigt.

Namjoon konnte aber auch von sich behaupten, dass er sich hat entführen lassen. Und es ärgerte und ängstigte ihn. Noch nie hatte er sich so hilflos gefühlt wie in dem Moment als er realisierte, dass es nicht sein Vater war, der ihm für irgendeine Überraschung die Augen verbunden hatte. Eigentlich hätte ihm das schon in dem Moment auffallen müssen, als er merkte dass seine Hände fest zusammen gebunden waren. Da schlief man einmal aus versehen ein und so was passierte. Gut, Namjoon hätte auch nicht einschlafen dürfen und er konnte auch nicht wissen, dass ausgerechnet dann jemand ihn entführen würde.

Hätte er vorsichtiger sein müssen? War es seine Schuld dass er hier war? Suchte sein Vater ihn schon? Bestimmt, oder? Was wenn er es noch nicht tat? Wie viel Zeit war eigentlich vergangen? Wo war er? Was hatten sie mit ihm vor? Jede weitere Frage, die in seinem Kopf rauschte verursachte noch mehr Kopfschmerzen, die sich langsam anbahnten. Er konnte spüren wie das Blut auf seiner Wange mittlerweile getrocknet war, wie die Wunde schmerzlich pulsierte. Noch nie in seinem Leben war er geschlagen worden, noch nie war jemand so grob mit ihm umgegangen.

Er konnte immer noch die schnellen Hände spüren, die ihm erst über den Hintern gefahren waren, nur um dann seine Wertgegenstände aus den Taschen zu fummeln. Sie waren so unwirsch gewesen, nicht grob in dem Moment aber auch nicht sanft, eher, zielstrebig. Für einen Moment hatte Namjoon den Atem angehalten. Die Person die ihn mitgenommen hatte, war definitiv stärker als er, aber mehr konnte er auch nicht über ihn sagen.

Oder, warte, konnte er doch. Plötzliches Aufschreien hatte dieser bestraft und zwar heftig. So konnte er immer noch den Schmerz um seine Handgelenke und auf seinen Knien spüren, als er plötzlich nach vorn gezogen worden war. Es war das erste Mal das Namjoon sowas verspürt hatte. Ein absoluter Kontrollverlust. Vielleicht hätte er sich erst recht danach wehren sollen, aber ehrlich, er hatte Angst. Angst den Schmerz nochmal zu spüren, ihn im schlimmsten Falle, noch härter zu spüren. So sehr hatte er Angst, dass die Tränen, die er durch den Sturz vergossen hatte, auch daher rührten.

Jetzt, jetzt hockte er hier, auf einem kalten Boden an ein weiches Polster gelehnt und konnte nichts tun. Die Angst hatte er erfolgreich herunter gekämpft. Mehr als nachdenken und abwartete konnte er eh nicht tun. Er traute sich nicht noch mal zu schreien, geschweige denn etwas zu sagen. Der Schock saß ihm noch immer in den Knochen, als er schließlich aus dem Auto, wohl gemerkt seinem Auto, ausgeladen wurde. Das war aber eine andere Person gewesen, da war er sich sicher. Die Hände hatten sich anders angefühlt, sie waren viel wärmer. Diese Person hatte ihn hier abgesetzt und hatte, wenn Namjoon sich nicht irrte, sogar versucht, die Fesseln, die seine Arme an dem Oberkörper hielten zu lösen. Ohne Erfolg.

Tja und seit dem hatte er nur Türen, auf und zugehen hören. Kurz war jemand hier gewesen, aber wie lange das wieder her war konnte Namjoon nicht sagen. Auf seine Fragen die er sich da getraut hatte zu stellen, hatte auch keiner geantwortet. Die Fesseln waren nicht unbedingt unbequem, wurden es tatsächlich erst dann, wenn er sich dagegen stemmte, aber langsam gingen sie ihm gehörig auf den Keks. Vor allem das er nichts sehen konnte. Es zerrte an seinen Nerven und ließ ihn immer unruhiger werden. Es passierte einfach so lange nichts.

Doch da vernahm er etwas. Es waren Stimmen. Stimmen die von der oder eher hinter der Tür kamen. Sie waren verschwommen. Er konnte nicht verstehen was sie sagten, aber sie schienen sich zu streiten. Dann plötzlich ertönte die Tür und er konnte Schritte vernehmen. „Was habt ihr mit mir vor?", traute er sich zu fragen und fühlte sich gleich unbehaglicher. Nicht zu wissen, wo jemand oder wie viele im Raum waren, machte ihn nervös. „Du kannst ja doch reden.", ertönte eine Stimme rechts neben ihm. Sie schien belustigt zu sein, freundlich. Dann spürte er Hände an seinen Fesseln. Aber es waren nicht wieder die warmen, nein, diesmal die kalten von dem der ihn auch gefesselt hatte.

„Du musst uns etwas versprechen, hörst du? Wenn du dies Versprichst und dich auch daran hältst wirst du keine Probleme mit uns haben.", erklärte diese Stimme. Währenddessen spürte er wie sich die Fesseln um seinen Oberkörper langsam lösten. Ob er einen Fluchtversuch starten sollte? Oder sollte er dem zuhören, was diese Person sagte? „Was soll ich versprechen?", fragte er schließlich und beschloss abzuwarten. „Kluges Bürschchen.", lachte die Stimme. „Du musst versprechen gegen keine einzige Regel zu verstoßen die wir dir hier im Haus auferlegen. Und bevor du fragst, wir haben nicht vor dich Körperlich irgendwie zu Misshandeln. Du sollst einfach hier bleiben, bis dein Vater unsere Bedingungen erfüllt."

Kurz stoppte die Person, bevor sie weiter sprach. „Solltest du aber versuchen zu flüchten werden wir dich nicht länger verschonen. Ich habe eine Waffe und weiß sie auch einzusetzen." Diesmal sprach die Person mit solch einer kälte das es Namjoon ein Schauer über den Rücken jagte und er schwer schlucken musste. Was waren das für Kerle, die so freundlich und dann so drohend reden konnten? „Also du hast die Wahl. Versprichst du uns, auf das zu hören was wir sagen, werden wir versuchen dir deinen Aufenthalt so bequem wie möglich zu machen. Wenn nicht..." Namjoon konnte ein metallisches Klicken vernehmen, das stark danach klang als würde eine Schusswaffe entsichert werden. „...dann..." Es fiel tatsächlich ein Schuss, aber ein gedämpfter. Schalldämpfer also. „... bekommt dein Vater dich anders zurück als euch beiden Lieb ist."

Ein Kloß bildete sich in Namjoons Hals. Verdammt! Der Typ hatte gerade wirklich geschossen. Der Platinblonde hatte zwar keine Ahnung, wohin aber vielleicht wollte er das auch gar nicht wissen. „Versprichst du es uns?", fragte die Stimme, als sich die Fesseln um seinen Oberkörper komplett lösten. Sollte er? Diese alternative war wirklich besser, als der Tod. Er merkte wie die Angst in ihm wieder hoch kroch. Er konnte diese Personen nicht einschätzen, konnte nicht mal sagen, ob die Drohung wirklich ernst war, oder nicht. Seine Stimme war piepsig, zeigte seine Angst als er ein „Versprochen." herausquetschte.

„Okay gut. Ich bin J-Hope. Die erste Regel lautet das du die Fußfessel trägst, die dir Suga gleich anlegen wird. Die zweite Regel lautet, dass du Aufforderungen von uns immer und sofort erfüllst. Du wirst schon merken was ich meine. Also wag es jetzt nicht diese beiden Regeln in Frage zu stellen!" Ja, Namjoon verstand, was dieser J-Hope meinte. Der letzte Satz war definitiv einer gewesen der keine Widerworte zuließ. Dann spürte er wie seine Hose ein Stück hoch geschoben wurde und sich etwas Weiches um sein Bein schloss, dann klickt es.

„Wenn du Duschen gehen möchtest, sag Bescheid. Dann werden wir die Fessel lösen und waschen.", erklärte J-Hope, während sich nun auch die anderen Fesseln um seine Beine lösten. Dann spürte er die kalten Hände an seinem Kopf. Vorsichtig wurde ihm die Augenbinde abgenommen. Jetzt bekam er wohl endlich die Personen zu Gesicht, die all das fabriziert hatten. Erschrocken schnappte er nach Luft, als er in rote Augen schaute. „Kontaktlinsen", erklärte J-Hope ungefragt und Namjoon, begann die beiden zu Mustern.

Sie trugen beide normale Alltagskleidung, wobei Suga einen langärmlichen Pullover trug und J-Hope nur ein T-Shirt. Beide trugen eine schwarze Maske und Kontaktlinsen. Der Junge vor ihm hatte sogar sein Haar unter einer schwarzen Mütze verborgen. J-Hope hatte wildes schwarzes Haar, wobei sich Namjoon auch hier nicht sicher sein konnte, ob die Farbe es echt war. „Wir bringen dich jetzt in dein Zimmer. Dort lösen wir die da.", meinte J-Hope, zeigte dabei auf seine Hände und ging voran aus dem Zimmer.

N.O  - Namjoon onlyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt