Min Yoongi konnte von sich behaupten der Unauffälligste zu sein den es gab.
Keinen einzigen Mitarbeiter hatte es gestört, dass er einfach hinter einem Mitarbeiter hergelaufen war, um das Gebäude zu betreten. Keinen hatte es gestört, dass er mit einem frechen Grinsen in die Videokameras gewinkt hatte. Wirklich absolut keinen. Alle waren so beschäftigt, dass eine Person mehr oder weniger kaum auffiel.
Yoongi konnte auch von sich behaupten, dass er ein perfektes Timing hatte. Es war absolut perfekt gewesen, dass der besagte Mitarbeiter verspätet von seiner Pause zurück kam und er in seiner Hast, nicht auf die Person achtete, die sich ihm angeschlossen hatte. Tatsächlich war besagter Mitarbeiter sogar so freundlich gewesen und hatte Yoongi die Tür offen gehalten, damit dieser um keine Zeit zu verlieren, nicht auch seine Schlüsselkarte einmal durchziehen musste.
Nicht das Yoongi eine gehabt hätte. Hatte er nämlich nicht. Aber wie Yoongis bester Freund immer zu sagen pflegte: „Yoongi findet immer einen Weg, der ist nicht aufzuhalten." Und daran hielt Yoongi sich auch. Er fand in jedes Gebäude einen Weg rein und auch wieder hinaus. Also wäre kein Besitz oder ein Besitz der Karte, keine Hinderung gewesen, aber so einfach hineingelassen zu werden, war definitiv einfacher.
Er zupfte ein wenig an seinem Anzug. Dieser saß nicht perfekt, denn er gehörte ihm nicht, aber zum nicht auffallen, reichte es alle mal. Seine wichtigsten Gegenstände passten alle drunter, doch Yoongi wünschte sich sehnlichst endlich das blöde Jackett ausziehen zu dürfen. Ihm war einfach zu warm drin. Auch der stylische dazu passende Hut, war nicht sein Stil. Doch auch der hatte einen Zweck, schließlich sollte Yoongis Gesicht weiterhin geheim bleiben.
Noch trug er keinen Mundschutz, noch war das aber nicht von Nöten. Er sah mit seinem mittlerweile geübten blick die Kameras trotz Hut und begann sich deren Positionen zu merken. Die meisten Türen führten zu Büros, das erkannte man sehr gut an den Mitarbeiternahmen die draußen hingen. Cheong Subin, Bahk Yong, ... Eher uninteressiert las er sich ein paar Namen durch.
Dann entdeckte er noch Abstellräume, einen Raum mit Druckern, zwei Aufenthaltsräume und die Toiletten, sowie mehrere Notfalltüren. Allerdings hatte er nicht vor vom letzteren Gebrauch zu machen. Es war viel spannender wenn er es sich selbst verbat. Das gab ihm auf eine gewisse Art und Weise einen unheimlichen Kick. Er entschloss sich zu warten, begab sich also in den einen Aufenthaltsraum mit einer kleinen Küche, machte sich einen starken Kaffee und schaute sich das Treiben an. Nach einer Weile begann ihn das wirklich zu amüsieren.
Wie dumm die doch alle waren. Hier und da segelten ganze Blätterstapel hinunter, einer Frau brach durch ihre Eile der Stöckelschuh, ein Mann verschüttete seinen Kaffee über seinen Mitarbeiter, ein anderer versuchte telefonisch sich mit Gesten einem Ausländer verständlich zu machen und weiter hinten konnte Yoongi einen Streit beobachten. Er war froh, dass dieser hinter einer Glastür stattfand und er deswegen dem lauten Geschrei der Frau nicht ausgeliefert war. Diese riss sich nämlich, nachdem sie so rot angelaufen war wie die Gummibärchen, die Yoongi auf einem Teller neben sich liegen hatte, etwas vom Finger und schmiss es dem eingeschüchterten Kerl vor die Füße.
Yoongi hätte schwören können, dass die Frau geraucht hatte, als sie immer noch wutentbrannt an ihm vorbei gestampft war. Nur ein paar Minuten später kam besagter angeschriener Mann an Yoongi vorbei. „Stress?", sprach ihn Yoongi an. Der Mann nickte: „Hab ihr gestanden, dass ich fremd gegangen bin, weil ich besoffen war - unfreiwillig. Sie hat mich nicht mal zu Ende reden lassen und sich gleich von mir getrennt. Aber ehrlich. So eine Frau, die so ausrastet, brauch ich auch nicht zu heiraten." Dann zuckte er mit den Schultern.
„Der Sex mit ihr war auch nicht so gut. Der Kerl gestern war definitiv besser.", meinte er dann, zuckte ein weiteres Mal mit den Schulter und zog von dannen. So, so. Wäre Yoongi nicht Yoongi sondern Hoseok, hätte er sich wahrscheinlich vor Lachen nicht mehr ein bekommen. Aber er war nicht sein Bester und dementsprechend grinste er nur leicht. Er hätte dem Kerl aber auch vorher sagen können, dass Männer attraktiver waren. Wusste Yoongi dies doch aus eigener Erfahrung.
Stumm beobachtete er wieder das Treiben und machte sich langsam bereit. Gleich war es soweit. Auch jetzt musste er perfektes Timing haben, denn er hatte nur einen Versuch. Einen Versuch unentdeckt zu bleiben. Aus dem Aufenthaltsraum ließ er seine Tasse mitgehen, die würde Hoseok bestimmt gefallen. Auch entdeckte er eine Stofftasche mit einem Regenschirm darin. Wie selbstverständlich, als sei es seine, packte er sie und verabschiedete sich von den Mitarbeitern die ihm entgegen kamen, um nach Hause zu gehen.
Feierabend hatte nun bei den meisten eingesetzt. Bei den nächsten erst in einer halben Stunde. Und Yoongi wusste in zwei Stunden, nachdem der letzte Mitarbeiter Feierabend hatte, würde die Putzfrau das Gebäude abschließen. Bis dahin hatte Yoongi allerding vor wieder aus dem Gebäude draußen zu sein. Er schlenderte in den Raum, in den sich vorhin die Frau und der Mann gestritten hatten und lag sogar mit seiner Annahme richtig, dass der Mann den Ring nicht aufgehoben hatte.
Vorsichtig schob Yoongi sich den Ring über den Finger. Erstaunlicherweise passte er ihm sogar, allerdings war er Golden. Silber war viel eher sein Geschmack. Dann begann er langsam die weiteren, nun leeren, Büros zu durchforschen, öffnete hier und da eine verschlossene Schublade, sammelte hier und da ein paar Wertgegenstände oder Dokumente. Wegen Fingerabdrücken machte er sich keine Sorgen. Bevor er auch nur den Ring aufgehoben hatte, hatte er sich schon Handschuhe angezogen.
Sorge, dass sie seine Fingerabdrücke auf der Kaffeemaschine oder den Türklinken finden würden hatte er nicht, schließlich wusste er, dass die Putzfrau um Krankheiten im Büro zu vermeiden den Auftrag hatte, oft benutzte Gegenstände, sowie alle Türklinken und Fenstergriffe zu reinigen. Erst jetzt, wo die Putzfrau ihrer Arbeit nachging, musste er wirklich auf die Handschuhe umsteigen.
Also durchkämmte er Büro um Büro und versteckte sich vor der Putzfrau. Aber Sorge entdeckt zu werden hatte er wirklich keine. Durch die Glasfenster hatte er die Putzfrau immer gut im Blick. Stockwerk um Stockwerk arbeitete sich Yoongi hoch. Seine Taschen füllten sich mit allerlei Kram, weil er es hier und da einfach nicht lassen konnte auch Krimskrams, den er eventuell brauchte, mitzunehmen. So landete zu der einen Tasse, noch ein neon-pinker Locher, eine Packung bunter Tintenpatronen, ein fast leeres, schwarzes Notizbuch mit der Aufschrift „Schwarz ist bunt genug", ein Textmarker, der, wie er herausfand, im Dunkeln leuchtete und eine ziemlich kleine Musikbox, die „Für Elise" spielte.
Er dankte den eingenähten Taschen in dem Jackett und den Taschen, die er noch fand, im Stillen. Schließlich kam er im oberen Stockwerk an. Einen Blick auf eine der vielen Uhren die hier hangen verriet ihn, dass er noch eine halbe Stunde hatte. Das wurde zwar etwas Knapp, aber es würde reichen. Und da war das Büro auf das er sehnlichst gewartet hatte. Das Büro des Chefs.
Es dauerte nicht lange da hatte Yoongi auch hier alles Wertvolle, sogar die Dinge im Safe, verstaut: Bargeld, Bankverbindungen, eine teure Vase, eine niegelnagelneue Uhr und interne Daten. Schließlich war er Meisterdieb. Es hatte nicht mal eine Minute gedauert, bis er den Stick wieder aus dem Computer ziehen konnte und den Rückweg antrat. Doch er war immer noch Yoongi und Yoongi durchsuchte immer alles. „Lass auf keinen Fall etwas Wertvolles zurück! Durchforsche alles, es könnte sich überall etwas noch wertvolleres Verstecken!", hallten kurz die Worte des Mannes in seinem Kopf, der ihm dieses Handwerk beigebracht hatte.
Tatsächlich wurde Yoongi nicht enttäuscht, als er vor einer weiteren Tür in der oberen Etage stehen blieb. „N.O" stand darauf. Es begann in seinen Fingern zu kribbeln, das war definitiv ein verbotenes Zimmer. Darin musste sich noch etwas sehr wertvolles befinden. Und so griff Yoongi entschlossen nach dem Türgriff und drückte ihn probeweise runter.
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N.O - Namjoon only
FanfictionKim Namjoon ist der Sohn des Bosses einer reichen Firma. Min Yoongi ist ein sehr erfahrener Dieb. Tja und dann entdeckt Yoongi während eines Raubzugs eine Tür mit der Aufschrift N.O Es beginnt in seinen Fingerspitzen zu kribbeln, schließlich musst...