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Namjoon wusste, irgendetwas ging vor sich. Vor vier Tagen waren alle noch sehr locker gewesen und er hatte sogar zusammen mit JK und Suga eine Runde gezockt, was er ehrlich nicht erwartet hatte. Generell schienen nun alle viel besser auf ihn zu sprechen zu sein und Suga war auch nicht mehr ganz so grimmig. Nein, er war sogar recht freundlich zu Namjoon, wenn man das denn so betiteln konnte. Was aber in der Nacht passiert war, darauf hatte ihn Namjoon bisher nicht ansprechen können, aber vielleicht war es auch gut so. So konnte er erstmal seine Gedanken selber ordnen. Erstaunlicher Weise hatte Sugas Methode sogar gefruchtet, sodass er nun viel Klarer an seine Gedankenknoten herangehen konnte. Das hatte er gestern und vorgestern gemacht. Den ganzen Tag hatte er nichts anderes getan als zu überlegen.

Aber nun sah er viele Dinge viel besser. Sugas Motive verstand er nun vollkommen und auch die Gespräche mit J-Hope ergaben nun Sinn, auch das Gespräch mit Prinzosa. Es war als haben ihm die Geschichten die Suga erzählt habe und dieses Unwetter ihm komplett klargemacht. Ihn innerlich verändert. Er wusste nun was er tun wollte. Was er in Zukunft tun wollte. Er wollte nicht mit dem Wissen Leben, das so viele um ihr Überleben kämpften, wollte nicht mit dem Wissen leben, das so viel Ungerechtigkeit herrschte. Er wollte allen Helfen. Wie das wusste er noch nicht so genau, aber er war sich sicher einen Weg zu finden. Vorerst würde er aber seinem Vater klarmachen müssen, dass er mit seinen neunzehn Jahren erwachsen war und nicht vorhatte, die Firma so zu übernehmen wie sie momentan war.

Er wusste sein Vater verdiente gutes Geld, aber Namjoon hatte keine Ahnung was sein Vater mit dem Geld dann anstellen wollte. Er wusste wie hart die Mitarbeiter arbeiteten und doch konnte sich kaum einer von ihnen sich selber eine teure Uhr leisten. In seinem ganzen Leben hatte sich Namjoon noch nie so viele Gedanken über die Firma gemacht und über Geld. Auch nicht über die Politik. Das Buch welches Suga ihm mitgebracht hatte, lag unberührt in der Ecke auf seinem Tisch. Er war einfach nicht dazu gekommen es noch einmal in die Hand zu nehmen. Aber wirklich aufregen tat ihn das auch nicht. Die Erkenntnisse, die er gehabt hatte, waren viel wichtiger als dieses Buch.

Trotz dessen ging die Anspannung, die Außerhalb seines Zimmers herrschte nicht an ihm vorbei. Heute war es besonders Schlimm. J-Hope wuselte schon die ganze Zeit umher und es wunderte den Platinblonden, dass er überhaupt da war. Die letzten Tage hatte man diesen so gut wie nie zu Gesicht bekommen. Er war immer früh aus dem Haus und eben so spät wieder gekommen. Die Augenringe, die er an diesem Morgen hatte, als er Namjoon ein Frühstück brachte, waren nicht zu übersehen gewesen. Die Neugier packte den Platinblonden, weswegen er vorsichtig wieder nach draußen schielte. JK stand im Flur mit einem Rucksack in der Hand und packte verschiedene Gegenstände ein. „Hast du alles?", rief J-Hope und drückte JK, nachdem er bei diesem ankam eine Dose in die Hand. „Noch nicht ganz.", antwortete JK und steckte die Dose in den Rucksack.

„Am besten Sprechen wir gleich nochmal alles durch, dann können wir auch beschließen wie wir den Nachweis von Namjoon überbringen. Schließlich müssen wir beweisen, dass es heute stattfindet. JK nickte auf J-Hopes Worte nur, meinte dann: „Und du kommst am besten etwas runter. Hab Vertrauen, alles wird gut." Der Ältere atmete nur tief durch, wirkte gestresst. Nachweis von ihm? Ein wenig runzelte Namjoon die Stirn. Meinten sie, dass sein Vater den Bedingungen zugestimmt hatte? Dass er bald nach Hause gehen würde? Dass sie seinem Vater beweisen mussten, dass er noch lebte? An sich kam Namjoon dies Logisch vor. Er würde auch nicht für etwas bezahlen wollen, für das er keine Garantie hatte. Auf der anderen Seite würde er es trotzdem tun, wenn es sich um sein Kind handelte.

Neugierig linste er weiterhin nach draußen, sah wie die beiden mitsamt des Rucksacks in der Küche verschwanden. Es dauerte nicht lange und Suga gesellte sich zu ihnen. Doch bevor er den Raum betrat, blieb sein Blick kurz bei Namjoon hängen. Dieser erschrak, als Suga ihm direkt in die Augen blickte. Er hatte gesehen, dass Namjoon sie beobachtet hatte, doch als sei nichts gewesen wand er sich aber ab und betrat die Küche. Namjoons Herz schlug schnell. Auch, wenn nichts wirklich passiert war, fühlte er sich ertappt und spürte das Adrenalin. Er schluckte. Ob er es wagen sollte näher an die Küche zu treten? Ob er es wagen sollte trotzdem weiter zu lauschen?

Seinen Mut zusammen nehmen, öffnete er seine Tür und schaute sich nochmal um, bevor er zur Küche trat. Die Küchentür war geschlossen. Vorsichtig legte Namjoon sein Ohr dagegen, überrascht stellte er fest wie die Tür durch sein Gewicht nachgab. Also war sie nur angelehnt gewesen. Schnell hielt er die Tür am Griff auf, damit sie nicht aufschwang. Durchs Schlüsselloch sah Namjoon wie Suga, kurz zur Tür blickte. Hatte der andere das mit Absicht gemacht? Verwirrt stand Namjoon ein paar Minuten da. Registrierte erst dann ganz langsam die Worte die er nun vernehmen könnte.

„...fährst zusammen mit Prinzosa dorthin. Wir büßen zwar ein wenig Gewinn ein, aber das ist verständlich.", sagte gerade J-Hope und klang sehr geschäftig. „Ja, ich brauche nur meinen Laptop noch, dann ist das kein Problem. Ich regle das schon.", nickte JK. „Ihr kümmert euch dann um den Kleinen. Ihr müsst dann morgen losfahren, nicht wahr?" J-Hope nickte langsam. „Wir drehen heute den Nachweis, als Beweis wird ihm das Wohl reichen müssen." Suga schnaubte: „Egal wie wir den Nachweis drehen, wir könnten ihn an jedem anderen Tag ebenso drehen. Selbst, wenn wir Namjoon eine aktuelle Zeitung in die Hand drücken. Mittlerweile kann man alles Faken."

Namjoon selbst musste dem zustimmen. Er selbst hatte zwar kaum eine Ahnung wie viel wirklich möglich war, doch hatte er mal mit einem Bildbearbeitungsprogramm ein Foto bearbeitet. Auch in der Designer Abteilung hatte er mitbekommen wie viel, die aus einem recht lamen Bild herausholen konnten. J-Hope seufzte. „Du hast sie selbst gehört. Sie wollen einen Nachweis." Namjoon könnte Sugas Gesicht nicht wirklich sehen, aber er sah wie dessen Körperhaltung sich verspannte. „Das ist mir egal. Ich hab keine Lust darauf. Entweder der ganze Betrag oder kein Namjoon. Punkt. Reicht ja, dass wir ihn so durchfüttern!" Die Worte des Braunhaarigen waren harsch, doch traf das Namjoon nicht wirklich. Er hatte mittlerweile begriffen, das Suga harscher sprach als er manche Dinge meinte. Woran die Zockerei zu dritt und der weitere Umgang mit ihm Schuld waren.

Wirklich lesen konnte Namjoon Suga immer noch nicht, aber er verstand ihn um Meilen besser. „Ich finde, du hast nicht Unrecht. Die Polizei versucht somit das Blatt zu wenden, aber wir haben mehr in der Hand als sie.", stimmte JK zu. J-Hope schien einen Moment zu überlegen bevor er seufzte. „Gut. JK, das ist dein Gebiet.", ließ er sich schließlich überzeugen. „No problem.", grinste der leidenschaftliche Zocker und hatte dabei einen leichten sadistischen Ausdruck im Gesicht. „Ich mache denen die Kohle unterm Hintern heiß. Aber das kann ich auch von Unterwegs machen. Am besten ihr wartet auf meine Nachricht, ob sie darauf eingehen oder nicht." Auch diese Aussage nickten die beiden anderen ab.

„Fährst ja lang genug.", meinte Suga und lehnte sich vor. „Überlass uns die Planung mit Namjoon. Ich weiß wie wir es machen und auch wohin wir ihn bringen werden. Meld' dich sofort, wenn du das Geld hast. Wenn du es gesichert hast." Suga Stimme ließ keinen Wiederstand zu. Namjoon spürte wie er eine Gänsehaut bekam. Irgendwie hatte es diese dominante Stimme von Suga in sich. Und wieder kam Namjoon nicht drum herum über die Szene mit J-Hope nachzudenken und über den Kuss. Schnell schüttelte er den Kopf. Konzentrierte sich wieder auf das Geschehen.

N.O  - Namjoon onlyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt