Up's and Down's

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"Moooment.", sagt Tony und stand auf. "Willst du mir ernsthaft sagen, dass du diese ganze Zerstörung angerichtet hast?"

Ich nicke betrübt. Die Erinnerungen sind leider zu verschwommen, um genau sagen zu können was abgelaufen ist. Ich schliesse meine Augen und versuche mich zu konzentrieren. Eine Hand legt sich auf meine. Das kühle Metall brennt leicht auf meiner Haut.

"Was siehst du, Tessa?", fragt Bucky sanft. Alle Gespräche verstummen.

"Ich versuche mich doch zu erinnern. Es ist nicht so einfach. Die Erinnerung scheint... fast wie blockiert."

Seine Hand umfasst meine stärker. Sein Vertrauen gibt mir Kraft. Ich beiße meine Lippen zusammen und strenge mich noch mehr an.

"Es... es ist dunkel. Doktor Zimmer hat mich aus meiner Zelle heraustragen lassen. Mir macht noch alles weh von der letzten Folter. Er reißt Witze. Haltet sich für lustig. Ich will ihm ins Gesicht spucken, habe aber nicht genügend Kraft. Dann sticht er mir mit einer Nadel in mein Arm. Das ist nicht die erste. Er zeigt mir eine Aufnahme. Sie interessiert mich nicht. Bis ich eine Stimme höre. Sie Schreit. Hat Schmerzen. Sie stirbt. Als der Mann tot ist, wirft ihm sein Peiniger auf eine Schubkarre. Nicht einmal ein Leichentuch geben sie ihm." Ich bin den Tränen nahe. "Er ... er wirft ihn in ein Loch. In den Mooren. Er..." Erschrocken reiße ich meine Augen auf und ersticke mein Schrei mit meiner Hand. Das Bild das ich gesehen habe, brennt sich in mein Gedächtnis. Ich öffne mein Mund, um etwas zu sagen, aber es kommt kein Ton heraus. "Wie konnte ich das vergessen?", wispere ich atemlos.

"Tessa? Was ist los?", fragt Bruce verunsichert.

"Wieso?", wispere ich weiter. "Ich war so selbstsüchtig."

"Tessa? Wir verstehen dich nicht", sagt Nat. Aber ich höre sie nicht.

"Es tut mir so leid. Das hätte ich nicht tun sollen", sprach ich mit erstickter Stimme.

"Tessa? Seit wann sprichst du Russisch?", fragt mich Nat. Verwirrt runzle ich meine Stirn.

"Sprachen. Zola.", war meine einzige Erklärung die ich gab, immer noch abwesend.

"Bucky. Nein. Wieso?" Wimmernd rollte ich mich auf der Couch zusammen. Bucky setzt sich vor mich auf den Boden und streicht mir beruhigend durch das Haar.

"Was ist passiert, Mia", fragt er mich.

"Es warst du", flüstere ich. "Aufnahme. Auftrag. Winter Soldier." Meine Wörter waren Zusammenhangslos. Aber er verstand, was ich meinte. Ich rollte mich etwas fester zusammen. "Mia, es ist in Ordnung. Du kannst hier frei reden." Schluchzend fahre ich fort.

"Ich war wütend und traurig. Verzweifelt. Doktor Zimmer rieb es mir regelrecht unter die Nase. Ich dachte, ich hätte dich verloren. Mit neuer Kraft riss ich mich von den Gurten frei. Ich tötete Zimmer und jeder andere, der im Außenposten war. Ich sprengte alles. So dass sie nie wieder so etwas an diesem Ort machen können. Ich begrub mich bei lebendigem Leibe. Ich wollte sterben. Ich wollte nicht sehen, was aus dir geworden ist." Wieder schluchzte ich.

"Es ging schief, wie wir jetzt wissen. Ich hätte dich suchen sollen. Ich hätte dir helfen sollen. Ich habe den Winter Soldier schon mal besiegt, ich hätte es ein zweites Mal geschafft. Ich war so selbstsüchtig."

Die Tränen begannen wieder zu fliessen. "Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass ich dich im Stich gelassen habe. Es wäre so viel nicht passiert. Ich hätte so viel verhindern können..." Ich brach ab und weinte nur noch. Mein Leben war ein verworrener Haufen Scherben, die sich langsam zusammenfügen. Endlich schaffe ich es, den Spiegel wieder zusammenzusetzen. Aber was sich darin spiegelt, das will ich nicht sehen. Ich will nicht das wahre Ich sehen, das ich anscheinend war.

Tell me the truthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt