Die letzte Offenbarung meiner Vergangenheit

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Die Welt um mich herum erstarrt. Ich höre nichts ausser meinem stockenden Atem und mein unregelmäßiger Herzschlag. Nein, das kann nicht sein, denke ich verzweifelt. Aber ich weiss, dass es stimmt. Die tief verankerte Trauer in mir ist älter, als ich mir erinnern kann. Sie war schon da bevor ich zu Hydra kam. Vor einer Zeit voller Experimente und Gehirn-Manipulation. Viel zu schnell gerät die Welt wieder in ihren Fugen und zieht an mir vorbei. Ich höre Tony wütend schreien. Ich höre das entsetzte Gespräch zwischen Steve und Bucky. Ich höre die entsetzte Stimme von Clint. Ich höre wie meine Welt wieder einmal zusammenbricht. Aber diesmal kann man sie nicht mehr zusammensetzten. Denn es war nicht echt. Es war alles eine Illusion.

Kraftlos sinke ich zurück. Vor meinen Augen verblassen alle Farben, wenn ich nur daran denke, wo ich herkomme. Wer ich wirklich war. Es ist ein Albtraum. Bevor mein Gehirn schnallt was ich mache, schnelle ich hoch und sprang hinab zu den andern. Mit der Hand stosse ich Nat zur Seite und beuge mich über Vincent. Ein überhebliches Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht ab. Ich reiche ihm die Hand. Er nimmt sie und ich merke, dass sie leicht zittert. Er hatte echt schiss gehabt. Er jetzt kapiert mein Gehirn, wen ich vorhabe. Mein letzter lebender Verwandte. Ich drehe mich um und setze meine Freunde ausser Gefecht. Lautlos sacken sie zusammen. Ich beuge mich über sie und suche etwas. Etwas Brauchbares.

"Was tust du da?", fragt mich Vincent.

"Dir den Arsch retten", knurre ich zurück. Ich ziehe Nat's Waffen hervor und stecke mir eine ein. Dann gebe ich ihr eine von meinen. "Jetzt wird ihr eine wichtige Waffe fehlen. Meine ist leer.", murmle ich gerade so laut vor mich hin, dass er mich hören konnte. Dann gehe ich zu Cap und hantierte an seinem Schild herum. Als ich fertig bin, werfe ich es zu seinen Füssen.

"Und was soll das?", fragt mich Vincent. Genervt drehte ich mich zu ihm um.

"Was wohl? Darin hatte er ein paar technische Überraschungen versteckt. Man würde es ihn zwar nicht zutrauen, aber er lebt schon sehr modern. Auf der Innenseite ist ein Bordcomputer mit Navigationssystem. Das Schild geht schnell mal verloren. Ihm ist es peinlich, wenn er um Hilfe bitten muss. Vor allem, weil Tony ihn damit aufzieht", sage ich als wäre es das normalste auf der Welt. Ohne weiter darauf einzugehen drehe ich mich um und laufe los. Schnell eilt mich Vincent nach. Innerlich verdrehte ich die Augen. Wenn er nicht gerade die volle Kontrolle über eine Situation hatte, war er ein richtiges Baby.

"Wohin gehen wir?", fragt er.

"Zurück in den Bunker, wohin sonst?", frage ich gelangweilt. Das würde ein langes Familienleben werden.

"Also, wenn du dich bitte hier hin setzen könntest...", versucht er es tatsächlich. Wütend wirbelte ich herum. Er schreckt zusammen wie eine aufgescheuchte Ratte. Mit dem Finger zeigte ich auf ihn.

"Jetzt hör mal zu! Ich bin nicht. Länger. Die Snow Assassine. Ich bin nicht länger unter deine Kontrolle! Hast du verstanden? Wir sind Familie! Und das ist auch der einzige Grund, wieso du noch am Leben bist. Sonst wäre ich vor einer Stunde rausgesprungen und hätte dich eigenhändig erwürgt!" Ich drehe mich weg von der zitternden Person und atme tief durch. Meine Fäuste zittern vor unterdrückter Wut. "Ich will mehr erfahren. Und du weisst das. Sonst hättest du dieses wahrscheinlich meist gehütete Familiengeheimnis nicht herausposaunt. Also kannst du mir Antworten geben." Ich wirble wieder zu ihm herum. "Du hast ein Tagebuch. Wo ist es? Gibt es noch andere? Wo hast du es her?", frage ich ihn.

"Bleib ruhig. Das Tagebuch habe ich bei mir. Aber die Andern sind Zuhause in der Schweiz." Verwundert sehe ich ihn an.

"Ich bin Schweizerin?", frage ich verwundert. Habe ich nicht genau das gesagt, als ich die Avengers zum ersten Mal alle begegnet bin? Ich bin eine Austauschschülerin aus der Schweiz, hallt es in meinem Kopf nach. Irgendwie so muss es gegangen sein. Vincent reisst mich aus meinen Gedanken.

Tell me the truthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt