Kapitel 1

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Outer Banks. Nach so langer Zeit wieder hier zu sein fühlt sich eigenartig an.
Alles sieht noch genauso aus wie damals. Als ob es sich auch jemals ändern würde.

Der Unterschied der beiden Leben ist sofort erkennbar. Schäbige Häuser, arbeitende Menschen auf den Straßen, alles ist lebendiger bei den Pogues. Die Kooks hingegen haben gepflegte Vorgärten mit ihren teuren Autos, aber lassen sich nicht blicken.

Natürlich war der Lebensstandard hier höher, dennoch würde ich immer wieder das Leben als Pogue bevorzugen.

Nach einer langen Autofahrt biegen wir endlich in die Einfahrt von unserem neuen Zuhause ein. Das Haus sieht wie jedes andere Haus hier aus, dennoch etwas weniger schäbig.
Der Rasen müsste unbedingt mal wieder gemäht werden, fällt mir auf, als ich ihn betrachte.

Aus dem Auto ausgestiegen, kommt mir die warme Luft entgegen und ich vermisse die kühle Luft Grönlands.

Ja das war damals ein Wechsel. Vom Strand und warmen Wetter zur Kälte höchstpersönlich. Wieso der Umzug? Meine Mutter hatte ein neues Jobangebot erhalten, welches sie natürlich direkt annahm. Das hieß also umziehen und ab nach Grönland.
Ich war damit nicht zufrieden, aber was konnte man als 12 jährige schon ausrichten?

Nun bin ich wieder zu Hause, nach fünf Jahren.
Jane Maybank is back.

,,Schatz was stehst du da so rum, komm mit ins Haus" reißt mich meine Mutter aus meinen Gedanken.

,,Ja mum" antwortete ich nur, ehe ich zwischen mir und dem Auto mehr Entfernung bringe und auf meine Mutter zusteuere.

Sie schließt schon auf, während ich die zwei Stufen auf die Veranda hochsteige.

Meine Mutter war schon einmal hier, erstens um das Haus zu besichtigen und zweitens den Papierkram mit dem Jugendamt zu klären. Ich war nur bei der Besichtigung dabei, die schon 3 Monate her ist.

Im Flur angekommen staune ich nicht schlecht. Die haben viel rausgeholt. Neue Tapeten und viel moderner eingerichtet als erwartet.
Durch den neuen Job den meine Mutter hat steht uns mehr Geld zur Verfügung. Wir könnten auch auf der Kookseite leben, doch wir sind den Pogues immer treu.

,,Geh dich am besten umziehen und dann gehen wir zu deinem Cousin." befiehlt mir meine Mutter.

,,Klaro Mum"
Ich hatte ihn lange nicht mehr gesehen, meine Mutter erst kürzlich bei den Gesprächen mit dem Jugendamt.
Ich war wirklich gespannt auf ihn.

In meinem Zimmer öffne ich meinen Kleiderschrank und ziehe einen braunen Rock und ein kurzes grünes Top heraus. Es ist heiß hier, ich bin die Temperaturen garnicht mehr gewöhnt, muss ich offen gestanden zugeben.

Ich bin froh bei der Hitze nicht noch im Haus etwas zu machen, da das Haus zum Glück schon vollständig eingeräumt wurde. Ein hoch auf Einzugsfirmen.

,,Jane beeil dich" höre ich meine Mutter aus dem Wohnzimmer rufen.

,,Jahhaaaa." Schnell schnappe ich noch meine Sneacker und stürme aus dem Zimmer.

———-

Der Weg zum Haus dauert nicht lange und so sind wir nach 10 Minuten da.

Das Haus ist nicht mehr das Neuste, überall stehen Sachen herum. In allem sieht es nicht viel anders aus als damals.

Ich war als kleines Kind oft hier, doch später hatten meine Mutter und ihr Bruder einen heftigen Streit und der Kontakt wurde weniger. In der Schule begegnete ich meinem Cousin, doch hatten wir andere Freundeskreise. Also alles in allem hatten wir ab der Schule keinen engen Kontakt mehr. Ab und an war er bei uns, aber wir entwickelten uns verschieden und entfremdeten uns.

Doch seitdem sein Vater ins Gefängnis ist, hat meine Mutter sich bereit erklärt für ihn zu sorgen. Ihre Arbeit kann sie vorerst von zu Hause erledigen und ich muss die Schule wechseln.
Ich mochte die Schule und der Abschied fiel mir schwer. Trotzdem hatte ich es hier vermisst.

Wir steigen aus und gehen die Veranda hoch zur Tür. Meine Mutter klopft kräftig, doch keiner macht auf.

,,JJ?" ruft meine Mutter quer über das Grundstück.
Keine Antwort.

,,Er scheint wohl nicht zu Hause zu sein" weise ich meine Mutter drauf hin.

,,Wir sollten uns hier treffen und er sollte deshalb auch logischer weise hier sein" sagte sie jetzt etwas säuerlich.

,,Weißt du wo er noch sein kann?"

,,Ja er hat ein paar Freunde hier. Lass uns die Häuser mal abklappern."

Ich nicke und wir gehen beide wieder zum Auto.

,,Lass und bei John B anfangen" sagt meine Mutter.

Stillschweigend fahren wir zu John Bs Haus.

Schon von weitem hören wir aufgebrachte Stimmen hinterm Haus.
Schnell folgen wir ihnen und sehen drei Leute auf dem Rasen stehen, wild am diskutieren.
Sie scheinen uns garnicht wahrzunehmen.

Meine Mutter räuspert sich laut und alle Schrecken zusammen. Nun liegt die ganze Aufmerksamkeit der Dreien auf uns.

,,Junger Mann wir wahren bei deinem Haus verabredet. Du sollst gefälligst deine Termine einhalten und dich nicht stattdessen irgendwo im nirgendwo herumtreiben" fährt meine Mutter JJ streng an.
Normalerweise ist meine Mutter eine sehr ruhige und einfache Frau, doch hat uns die Frau vom Jugendamt vorgewarnt, JJ habe regelmäßig Ärger mit dem Gesetzt und das könnte meiner Mutter ihren Job gefährden. Deshalb versucht sie es so weit es geht zu vermeiden JJ demnächst wieder bei der Polizei abholen zu müssen.

JJ sieht erst mich an und dann meine Mutter, bevor er zu realisieren beginnt was hier abgeht.

,,Fuck" flucht er laut.
,,Es tut mir leid Tantchen, aber ich habe vollkommen vergessen das ihr kommt" gesteht er meiner Mutter. Damals hatten beide ein sehr gutes Verhältnis, weshalb JJ auch oft bei uns zu Hause war. Zwar ging der Kontakt verloren, aber falls er Hilfe brauchte, war meine Mutter immer für ihn da gewesen.

,,Das habe ich mitbekommen. Also würdest du mir jetzt den Gefallen tun mitzukommen?"

,,Ja, nur können meine Freunde mit? Wir hatten etwas vor?" fragte er sichtlich nervös.

Nachdenklich schaut meine Mutter die anderen beiden an.
,,Klar. Ich bin Lesley, freut mich euch kennen zu lernen" spricht meine Mutter die beiden an und hält ihnen die Hand hin.
Beiden nehmen sie an, ehe sie sich vorstellen.
,,Ich bin Pope" stellt sich der dunkelhäutige vor.
,,Ich bin Kiara" sagt nun auch das Mädchen.

Ich kenne beide aus dem Kindergarten, wird mir bewusst. Ich war nie mit ihnen befreundet, doch wusste wer sie sind.

,,Das ist meine liebe Tochter Jane" stellt mich meine Mutter vor.

Nun wache ich aus meiner Starre auf und lächelt beide freundlich an.

,,Ja mum wir kennen uns aus dem Kindergarten." Ich weiß zwar nicht, ob sie mich erkenne, aber das ist mir egal. So erspare ich uns ein peinliches Kennenlernen.

,,Nun gut. Alle ins Auto und dann ab zum Haus." ruft Mum in die Runde.

Verliebt in einen Kook - Rafe Cameron Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt