Die Übertragung

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Natascha PoV:

Ich stand mit verschränkten Armen, an den Türrahmen gelehnt da und beobachtete das Geschehen im Raum vor mir. Clint, Bruce und Thor saßen auf der Couch und starrten ins Nichts. Steve und Tony dagegen konnten nicht still sitzen, weshalb sie schon vor einer Weile aufgestanden waren und im Raum umher tigerten. Die jüngsten Ereignisse hatte uns alle geschockt aber Tony und Steve hatte es mit Abstand am schlimmsten getroffen. Tonys Tochter, Y/n, war von Loki, dem Gott des Schabernacks, entführt worden und Steve, das Genie, hatte sich natürlich ausgerechnet in sie verknallt. Aber so richtig hart. Leider muss man dazu sagen, dass Y/n seine Gefühle nie auch nur im Ansatz erwidert hatte, was Steve jedoch nicht daran hinderte, es immer und immer wieder zu versuchen. Da hätte ich persönlich ja schon längst das Weite gesucht. Y/n allerdings erklärte ihm jedes mal, wenn er wieder versucht hatte, sie zu beeindrucken, mit einer Engelsgeduld, dass sie kein Interesse an ihm hatte. Andererseits war es durchaus amüsierend, den beiden dabei zu zu gucken.

Plötzlich klingelte Tonys Handy und er zog es fertig mit den Nerven aus seiner Hosentasche. Unbekannte Nummer, das konnte ich bis hierher erkennen. Tony hob ab und setzte schon zu einer sarkastischen Aussage an, als eine nur allzu bekannte Stimme aus dem Handy ertönte:

„Geht doch! Wieso sind diese primitiven Geräte von euch nur so unübersichtlich!"

Mir stockte der Atem und aller Augen waren augenblicklich auf Tony gerichtet, der beinahe das Handy hat fallen lassen.

„Warte, ich will ein Bild! Das geht doch, oder? Wie bekomme ich ein Bild? Y/N! Komm mal her!"

Ich blinzelte ein paar mal. Wusste Loki, dass wir ihn hören konnten? Und warum rief er nach Y/n? Was zur Hölle sollte das?

Man hörte Schritte, die auf das Gerät an der anderen Seite der Übertragung zugingen und dann ein paar knackende und rauschende Geräusche, die darauf schließen konnte, dass das Gerät an jemand anderen übergingen. Das musste Y/n sein!

„Loki, du bist so doof! Da steht doch sogar das Zeichen einer Kamera! Da musst du nur drauf drücken und dann können die anderen uns und wir sie sehen. Und mir erzählst du, du wärst ein Genie!"

Als Tony die Stimme seiner Tochter vernahm, ließ er dann tatsächlich das Handy fallen. Ich hechtete ein paar Schritte nach vorne und schnappte mir das Gerät vom Boden, während alle anderen in eine Art Schockstarre verfallen waren. Ein paar Sekunden starrte ich nur auf den Anrufbildschirm, dann wollte die andere Seite zu einem Videoanruf wechseln. Bevor ich jedoch annahm, musste ich noch dafür sorgen, dass das ganze Team zusehen konnte.

„Jarvis? Verschiebe den Anruf vom Handy auf den Fernseher und nimm die Videoübertragung an!", befahl ich und Jarvis folgte sofort meinen Anweisungen.

Tony und Steve sogen die Luft ein, als sie Loki und Y/n nebeneinander auf dem Fernseher sahen. Erleichterung durchströmte mich. Y/n schien auf wundersamer Weise nicht verletzt und auch ansonsten putzmunter. Einzig Loki schien eindeutig genervt.

„Siehst du? Läuft doch perfekt! Ich hätte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass du so gutes W-an hier hast. Du überraschst mich immer wieder, Lokes", meinte Y/n vergnügt und patschte Loki auf die Schulter. Lokes? Du meine Güte, die beiden schienen sich ja richtig gut zu verstehen.

„Genug!", rief Loki und schloss, scheinbar um sich zu beruhigen, die Augen. „Y/n, setzt dich hin und sei leise."

Tatsächlich verschwand Y/n für kurze Zeit aus dem Bild, rollte aber nur zwei Sekunden danach auf einem bequem aussehenden Schreibtischstuhl wieder zurück und hätte beinahe Loki umgefahren.

„Huiiiiiii", war das einzige, was man dabei von ihr hören konnte. Das war so typisch für sie.

„Was willst du von uns?", knurrte Tony, der offenkundig ebenfalls bemerkt hatte, dass Y/n nichts fehlte. Abgesehen von ihrem Verstand, den hatte sie aber schon Jahre vorher auf irgendeiner Achterbahn verloren.

„Betäubungsmittel wäre ganz nett", meinte Loki eher zu sich selbst, als zu uns, da Y/n im Hintergrund die ganze Zeit hin und her fuhr. Ich musste ein Lachen unterdrücken. Er hätte sich lieber jemand anderen zum entführen aussuchen sollen!

„Ich werde euch Y/n zurück geben, wenn ihr mir etwas bringt! Ich will mein Zepter wieder zurück und ihr Erdlinge werdet es mir hübsch besorgen."

Ich tauschte Blicke mit den anderen, die genau meiner Meinung zu sein schienen und wandte mich an Loki: „Und woher wissen wir, dass du sie nicht einfach behalten wirst, sobald wir dir das gewünschte Objekt überreicht haben?"

Loki lachte kurz ironisch auf und entgegnete dann todernst: „Ihr könnt mir glauben, wenn ich euch sagte, dass ich froh sein werde, dieses Energiebündel von Gummiball los zu sein!"

Diesmal konnte ich mir das Lachen beim besten Willen nicht verkneifen und selbst Tony und Steve sah ich im Augenwinkel schmunzeln, wenn auch nur kurz. Dass ein auch so toller Bösewicht nicht mit Y/ns Hyperaktivität klar kam, wunderte mich wenig. Eher wunderte mich, dass Loki sie bis jetzt noch nicht einfach zum Schweigen gebracht hatte. Vielleicht steckte ja doch so etwas wie Gutes in ihm?

„LOKES! Mir ist langweilig!", schrie Y/n von irgendwo außerhalb der Kamera und ich amüsierte mich an dem gequälten Gesichtsausdruck, den Loki dabei aufsetzte.

„Wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich während der Arbeit keine Zeit für dich habe, Y/n?", fragte Loki, während Y/n wieder neben ihm auftauchte.

„Ach ja, hi Leute!", rief sie dann einfach, Loki komplett ignorierend. Clint schüttelte den Kopf.

„Y/n! Hab ich nicht gesagt, du sollst leise sein?", fragte Loki, nun schon ein Stück verzweifelt.

„Du könntest mich ja zum Schwiegen bringen", schlug Y/n vor und blickte ihn mit einem unschuldigen Lächeln an. Ich stieß vor Überraschung heftig die Luft aus meinen Lungen und starrte genau wie alle anderen völlig sprachlos auf Y/n. Loki war der erste, der sich aus seiner Starre lösen konnte.

„Später gerne, Y/n. Aber du siehst doch sicher, dass ich gerade beschäftigt bin, oder?", meinte Loki hoffnungsvoll, doch Y/n ließ sich nicht beirren.

„Ich will dich aber jetzt", sagte sie, trat einen Schritt auf Loki zu und eben dieser schnaufte überrascht auf. Die Kamera ging ihm nur etwa bis zur Mitte des Bauches, trotzdem konnte ich mir genau denken, wohin Y/n ihn gerade erbarmungslos fest gepackt hatte. Sie grinste siegesgewiss und kniete sich vor dem Gott hin, sodass sie nicht mehr im Bild war. Eben dieser Gott bekam ganz schön große Augen, als man auf einmal das zerreißen von Stoff hörte und ein schmatzendes Geräusch, welches ich ganz genau zuordnen konnte. Y/n schien Loki gerade allen ernstes in unserem Beisein einen Handjob zu geben.

„J-ja, i-ich denke, wir, ahh, haben alles wichtige, uhh, besprochen. I-ich leg dann mal auf", sagte Loki, wobei er sich offenkundig nicht mehr so ganz auf seine Worte konzentrieren konnte. Dann nahm er das Handy, mit dem er scheinbar mit uns telefoniert hatte in die Hand und legte auf. Das letzte, was man sah, war Y/n, deren Hand an Lokis enorm langen Schwanz lag und Loki, dessen tiefes stöhnen von dem Moment, als Y/ns Zunge seine Spitze berührte, noch für mehrere Sekunden in meinen Ohren nachhallte.

Eine Zeit lang sagte keiner ein Wort. Wir alle versuchten noch immer das eben geschehene zu verarbeiten. Aber ich denke, da hatten wir alle unser gutes Recht zu.

„Nun", fing ich an, „damit hab ich jetzt wirklich nicht gerechnet." Und das beschrieb die Situation auf den Punkt.


Wie ist der Oneshot?

Loki OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt