Perfekt

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„Du bist ein Schurke, ein Bösewicht und du gehörst hier nicht hin, so einfach ist das!", brüllte Clint uns sah so aus, als ob er jeden Moment auf Loki losgehen würde. Die Hände hielt er zu Fäusten geballt und seine Muskeln traten entlang seiner Arme deutlich hervor. Loki dagegen sah aus, als ob Clint ihm seine Faust schon längst mitten ins Gesicht geknallt hätte. Er blinzelte ein paar Mal, dann nickte er langsam, drehte sich um und verließ wortlos den Raum.

Stille.

Dann: „Clint, du verdammtes Arschloch! Was sollte das, hm? Womit hat er das verdient, was hat er dir getan?!", schrie ich. Clint zuckte zusammen und sah mich total perplex an. Lange hielt dieser Zustand aber nicht, schnell war auch er wieder auf 180.

„Der Idiot war in meinem Kopf und hat mich kontrolliert! Und du fragst, was er mir getan hat, ist das dein Ernst?!"

„Das ist drei verdammte Monate her und du hast es ihm mit deinem Verhalten ihm gegenüber schon mindestens drei Mal zurückgegeben! Außerdem gibt es dir nicht das Recht, ihn so zu behandeln! Entschuldigt mich, ich werde nach ihm sehen, nachher bringt er sich noch um."

Mit diesen Worten drehte ich mich schwungvoll um und stürmte wutschnaubend aus dem Raum. Ja, es kam oft vor, dass Loki und Clint sich stritten – meistens zog Clint auch einfach so über Loki her – aber heute hatte er eine Grenze überschritten. Gut, ich hatte ein wenig übertrieben, Loki würde sich niemals wegen sowas umbringen, dafür war sein Ego viel zu groß, aber Angst um ihn hatte ich schon. Trotz Allem hatte er immer noch einen Hang zu dummen Taten, wenn er wütend oder verzweifelt war. Deshalb musste ich unbedingt mit ihm reden, bevor er noch etwas anstellte.

Da der Aufzug mir zu lange dauern würde, rannte ich die Treppe nach oben und die Flure entlang, bis ich endlich vor Lokis Tür stand. Ich verplemperte meine Zeit nicht mit Anklopfen und platzte einfach ins Zimmer. Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte, aber das war es absolut nicht. Loki saß einfach da, den Rücken gerade, den Kopf erhoben und die ineinander gefalteten Hände im Schoß liegend. Sein Kopf drehte sich zu mir, der Rest seines Körpers blieb wie in einer Starre. Ich konnte keinerlei Emotionen in ihm lesen.

„Ist etwas?", fragte er ruhig und beobachtete mich dabei, wie ich die Tür hinter mir schloss und mich dann außer Atem neben ihn auf sein Bett fallen ließ. Ich antwortete ihm nicht. Vielleicht lag es daran, dass ich hiermit nicht gerechnet hatte, vielleicht aber auch einfach daran, dass ich keine Ahnung hatte, was ich hätte erwidern können. Mit einfacher, oberflächlicher Konversation kam man bei ihm nicht durch. Aber wenn ich etwas plante, ging das meistens schief, also spontan und möglichst einfühlsam. Let's go!

„Clint ist'n Idiot", murmelte ich und verschränkte die Arme hinterm Kopf. Loki sah wieder nach vorne und starrte die Wand an.

„Hm", war alles, was von ihm kam.

„Ich meine, er mag dich nicht, was ich verstehen kann, nach dem, was du mit ihm getan hast. Trotzdem sollte man doch von einem Superhelden erwarten können, dass er wenigstens versucht, dich zu akzeptieren."

„Warum sollte er?"

„Bitte was?" Wie, warum sollte er? Was war denn jetzt mit Loki falsch gelaufen?

„Ich meine, er ist perfekt und ich bin bloß das Monster, dass ungewollt in sein Leben eindringt. Warum sollte er dann versuchen, mich zu akzeptieren?", erläuterte er mir. Ich setzte mich auf.

„Wer bist du und was hast du mit meinem Loki gemacht? Du bist doch kein Monster, was für ein Schwachsinn!", entrüstete ich mich. Endlich sah er mich an, sein Blick war immer noch ausdruckslos.

„Aber auch nicht perfekt", murmelte er.

„Okay, okay, okay. Jetzt stopp mal für eine Sekunde... Hast du jemals einen Menschen getroffen, der wirklich perfekt war?", fragte ich. Er überlegte kurz, schüttelte dann aber den Kopf.

„Siehst du, da hast du's. Niemand ist perfekt, nicht für jeden, nicht für das ganze Universum. Aber darum geht es auch gar nicht. Man kann nur für einzelne Personen perfekt sein. So zum Beispiel du. Für mich bist du perfekt und zwar genau so, wie du bist. Auch mit deinen Fehlern, vor Allem, mit deinen Fehlern. Ich meine, stell dir vor, du hättest New York niemals angegriffen, wären wir uns dann jemals begegnet? Und selbst wenn, wärst du dann nicht der, der du jetzt bist. Für viele da draußen magst du ein Monster sein, ja, vielleicht siehst du das selbst sogar so. Aber für einzelne Personen, wie ich eine bin, bist du absolut perfekt."

Ohne zu blinzeln sah er mich an, offenkundig völlig überfordert mit der Situation. Dann schien die Decke, auf der wir saßen auf einmal viel interessanter, als ich. Beleidigend.

„Ich... habe gelogen", flüsterte er. Ich sagte nichts, wartete darauf, dass er weiter reden würde. „Ich... habe dich getroffen. Und... Na ja, du bist doch ein Mensch, richtig?"

Ich schnaubte kurz und musste grinsen.

„Ja, Loki, soweit ich weiß, bin ich ein Mensch."

„Und für mich perfekt", schloss er. Seine Stimme hätte am Ende beinahe versagt und er räusperte sich. Kurz war er still. In meinem Kopf ratterte es. Ich war perfekt? Für ihn?

„Das ist......... Nice", sagte ich, packte sein Gesicht mit beiden Händen und legte meine Lippen auf seine.

Loki OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt