Policemen

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Geschockt saß ich hinter dem blauen VW und rief mir das Geschehene in Erinnerung. Immernoch sah ich, wie er den Abzug betätigte und immernoch hörte ich den dumpfen Knall als die metallernde Kugel ihr Ziel traf. Wie in einer Schleife spielte sich dieser Moment immer und immer wieder in meinen Inneren ab. Das schmerzverzerrte Gesicht und der ungläubige Ausdruck von Nico werde ich nie vergessen. Das Bild, wo er leblos und blutüberströmt auf dem Boden lag, hatte sich in mein Gehirn eingebrannt. Jetzt hörte ich Sirenen und sah, wie der Rettungswagen und der Notarzt kamen. Endlich konnte ich mich aus meiner Starre lösen und rannte zu Nico. Ich nahm sein dunkles Gesicht in meine Hände. Es war ganz kalt. Nun ließ ich meinen Tränen freien Lauf. Sie rannen Nicos schönes Gesicht hinunter und tropften zu seinen Blut auf dem Boden. Jemand legte eine Hand auf meine Schulter, doch ich ignorierte es. eine leise Stimme flüsterte in meinem Ohr: ,,Nico ist tot. Er kommt nie wieder." ,,Nein", schluchzte ich, ,,Nein, das kann nicht wahr sein!" Die Hand auf meiner Schulter führte mich sacht, aber bestimmt von Nico weg. Unter einem Tränenschleier sah ich in das freundliche Gesicht von einer Ärztin. Wie in Trance beobachtete ich, wie zwei junge Männer Nico in einen Leichensack legten. Sie verstauten diesen in einem schwarzen Transporter, einen Leichenwagen. Dann kam einer auf mich zu. Er sagte etwas, doch ich blendete alles aus und starrte in die Ferne. Am liebsten würde ich in einen tiefen, schwarzen Loch versinken. Ohne Nico wollte ich nicht mehr sein. Das schlimmste für mich war, ich war an seinen Tod Schuld. Ich hatte darauf bestanden, das er seine Spielzeugpistole mitbrachte. Hätte ich es nicht getan, würde er noch leben.

Eine Person schob sich in mein Sichtfeld. Es war der bärtige Polizist, der es getan hatte. Plötzlich spürte ich eine unbändige Wut in mir aufkochen. Ich wollte mich auf ihn stürzen, doch die Ärztin verhinderte dies. Deshalb schrie ich nur: ,,Wieso? Wieso haben sie es getan?" Er sah mich nur stumm an. In seinem Blick lag Mitgefühl und noch etwas anderes. War es Freude? Mit einer Kraft, die ich mir nicht zugetraut hätte, riß ich mich los und lief weg. Ich achtete weder darauf wo ich hinrannte noch darauf was vor mir war. Im Lauf blickte ich nach hinten und sah, das mir die Ärztin folgte. Zu Spät drehte ich mich wieder um. Das letzte was ich wahrnahm, waren das Quietschen von Bremsen und das Licht von zwei grellen Scheinwerfern.

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