Hoffnung ist weiter als der Himmel

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Rey beobachtete die feindseligen Blicke, die Ben Solo seiner Mutter zuwarf. Leia tat ihr sehr leid. Sie hatte ihren Sohn nicht verlieren wollen und kümmerte sich liebevoll um ihn, aber er hatte sein Leben verloren und gab ihr die Schuld dafür. Vor allem, weil sie die Möglichkeit gehabt hatte, ihm dieses Leid von Anfang an zu ersparen. Schon jetzt war sie froh darüber, die Akte von Ben genauestens studiert zu haben. So konnte sie die Situation besser überblicken, bis sie Ben und seine Mutter richtig kennenlernte.

Rey wusste, dass Ben im Beisein seiner Mutter nicht zuhören würde, zumindest nicht wirklich.

„Könnte ich vielleicht mit Ihrem Sohn alleine sprechen?"

„Natürlich, aber Sie können uns gerne duzen." Einverstanden nickte Rey und Leia verließ das Wohnzimmer.

„Ich bin Rey und ich bin keine von diesen Quacksalbern. Ich habe Medizinrobotik studiert und mit Bestnoten abgeschlossen. Mein Ziel ist es, Menschen zu helfen. Ich möchte ein kleines Forschungsprojekt ins Leben rufen. Das Ziel ist die Erschaffung einer mechanischen Wirbelsäule."

Rey war der Meinung, einen kleinen Funken Interesse auf Ben's Gesicht gesehen zu haben.

„Träum weiter. Das funktioniert niemals. Das ist komplexe Technik. Was willst du den Leuten da hinten reinschrauben? Eisen? Schwermetalle? Hochhausträger? Dazu gehört mehr als der löbliche Gedanke, helfen zu wollen."

„Vielen Dank, Ben. Ich bin nicht blöd!"

„Warum ich? Es gibt tausend andere Menschen. Und was genau soll ich bewirken? Was ist der Preis, wenn ich mitmache?" Seine Stimme war aufgebracht, aber kalt und leicht arrogant.

„Ich habe mich in den letzten Monaten durch die Register und Akten gekämpft und mir jeden Patienten angesehen, der vom Hals abwärts querschnittsgelähmt ist. Einige waren zu alt, bei anderen war das Hirn genauso tot wie der restliche Körper, wieder andere liegen noch immer im Koma und bei manchen liegt es nicht an der Wirbelsäule. Von deiner „Sorte" gab es nur ein paar, aber du bist jung und vor allem intelligent. Du hast ein spitzen Abitur gemacht, wie ich gelesen habe und du kennst dich perfekt mit Baustoffen aus. Genau das ist der Teil, der mir für mein Projekt noch gefehlt hat. Ich brauche die plastische Komponente noch, weil ich für die Verknüpfung mit dem Nervensystem zuständig bin und ich brauche noch einen Probanden. Du fragtest nach dem Preis." Rey stockte kurz. In Ben's Augen spiegelte sich Neugierde und Verständnis. Er fühlte sich anscheinend verstanden, warum, konnte sie nicht wissen. Hoffentlich würde der Preis ihn nicht verschrecken.

„Du spielst in jeder Sekunde auf dem OP-Tisch, wenn du ein Stück der neuen Wirbelsäule bekommst mit deinem Leben. Du bist der Preis, entweder du bekommst fast deine alte Beweglichkeit zurück oder du stirbst."

War es denn zu fassen? Gott musste seine stillen Gebete erhört haben. Diese junge Frau würde ihm die Möglichkeit geben, neu anzufangen.

„Ich bin dabei, unter einer Bedingung. Wenn du feststellst, dass es nicht funktioniert, dann will ich sterben. Es ist mir egal, wie ihr es anstellt. Verpfuscht die Operation, gebt mir eine Überdosis an Schmerzmitteln oder lass dir etwas Kreativeres einfallen, aber bitte lass mich endlich sterben."

Am nächsten Morgen lag Ben schon lange wach, bevor seine Mutter in sein Zimmer kam, um ihn fertig zu machen. Normalerweise hätte er sich jetzt noch ein paar Mal umgedreht und eine bequemere Position gesucht, aber dank seiner Lähmung war das auch nicht möglich. Angestrengt versuchte er den Kopf zu recken, um zu erkennen, wie das Meer im ewigen Blau am Horizont endete.

„Guten Morgen, Ben. Du bist ja schon wach." Erstaunt zog Leia seine Decke weg und zog den Rollstuhl zum Bett.

„Ja, ich habe nicht ganz so gut geschlafen. Mir ging das Angebot von Rey nicht mehr aus dem Kopf und ich hatte wieder diese Phantomschmerzen, aber diesmal nur kurz und nicht so heftig."

Nichts zu verlieren - und du bist der PreisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt