Annäherung auf Umwegen I

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Vor genau einer Woche zog Rey bei Familie Solo ein und Ben war sich noch immer nicht sicher, was er wirklich davon halten sollte. Auf der einen Seite hatte er mit der jungen Dame kein Problem, schließlich war sie freundlich, hilfsbereit und lustig. Sie mochte die Natur und den weiten Blick aufs Meer ebenso gerne wie er selbst. Oftmals fand er sie wegen ihres verträumten, jugendlichen Blickes niedlich, fast schon süß. Solche Gedanken verbannte Ben sofort in die dunkle Ecke seines Gehirnes. Rey sollte ihn reparieren - nicht mehr und nicht weniger.

Seit zwei Tagen regnete es unaufhörlich. Dünne graue Fäden, die den Himmel verdunkelten und die Sicht versperrten. Kein Wunder, es war bereits Ende November.

Wenigstens hatte zu seinem 30ten Geburtstag, welcher nur wenige Tage zurücklag, die Sonne geschienen. Seine Mutter hatte sich viel Mühe für ihn gegeben. Die kleine Torte, die sie für ihn, Rey, Chewie und sich gebacken hatte, war köstlich gewesen. Schokoladenbuttercreme...

Dies war einer der wenigen Momente, in denen es ihn überhaupt nicht gestört hatte, gefüttert zu werden. Hauptsache der Kuchen schmeckte!

Seine alten Fliegerfreunde, Poe und Finn, hatten ihm eine Karte geschickt. Ihr Humor war noch genauso haarsträubend wie früher, das musste er ihnen lassen. Tatsächlich hatte er schmunzeln müssen, nachdem seine Mutter fertig vorgelesen hatte. Die zwei Jungs würden immer seine Freunde bleiben, auch wenn sie sich zu selten sahen. Das passierte nur zu Silvester, um sich zusammen ins neue Jahr zu trinken oder zu seinem Geburtstag. Es machten ihnen absolut nichts aus, ihm den Alkohol zu Mund zu führen. Eher lachten sie darüber. Für solche Anlässe hatte die Zwei Freestyle ein Tablet gebaut, dass sie recht hoch an seinem Rollstuhl anbringen konnten. Von dort aus reichte ein großer Strohhalm aus dem Glas und Ben trank ganz alleine.

Rey hatte ihm mit Abstand das schönste Geschenk gemacht. Sie hatte ihn weder nach Wünschen gefragt oder weiter nach Interessen gesucht und doch war ihr die Überraschung gelungen.

Es hatte Ben in den Händen gejuckt, das Geschenkpapier selbst auseinanderzutrennen, um endlich zu sehen, was Rey für ihn besorgt hatte.

Sobald er den fetten Schinken eines Physikbuches vor sich sah, wusste er, dass sie ihn bei ihrem ersten richtigen Gespräch verstanden hatte.

Das Buch war eine hochdotierte Neuausgabe und stand bisher nur Universitäten für unverschämt hohe Preise zur Verfügung.

Ben hatte sie noch immer nicht gefragt, wie sie an das Buch gekommen war. Wenn sie morgen mit der Arbeit starteten, würde er sie einfach darauf ansprechen. Lesen war für ihn sehr schwer, da er immer jemanden brauchte, der das Buch auf der richtigen Höhe und Entfernung platzierte und die Seiten umblätterte. Ein unglaublich ermüdender Job, das wusste Ben sehr gut, weshalb er irgendwann auf Hörbücher umgestiegen war. Das war für ihn zwar lange nicht das richtige Vergnügen und seine Fachliteratur gab es auch nicht, aber immerhin waren spannende Geschichten nach seinem Geschmack dabei.

Ben saß im Wintergarten der Villa. Er war gemütlich eingerichtet. Viele Pflanzen - unter ihnen auch exotische Palmen - zierten die Ecken und Möbel. Drei gepolsterte Liegesessel und ein hölzerner Couchtisch standen in einem kleinen Halbkreis mit fantastischem Blick auf die Nordsee, vorausgesetzt es regnete nicht in Strömen. Sogar im Winter war es hier, dank des kleinen Kamins, mollig warm und man konnte entspannt zu einem guten Stück Kuchen und einer Tasse Kaffee die raue See beobachten. Die gut abgedichtete Tür führte zum Balkon.

Der Wintergarten war einer von Bens Lieblingsorten in der ganzen Villa.

Diese musste man sich als sehr modernen Blockbau vorstellen, welcher direkt in die Klippen integriert worden war. Es gab mehrere Etagen, welche durch ein Treppenhaus zu erreichen waren. Nur der Keller, ein einzelner Ausläufer, der von den oberen Stockwerken zu sehen war, besaß einen Fahrstuhl, welcher bis zum Mittelgeschoss reichte. Der Balkon auf der unteren Etage ähnelte einem kleinen „Skywalk" und reichte über die ganze Breite des Hauses. Ein kleiner Teil davon war gläsern überdacht worden und diente als Wintergarten. Das Untergeschoss diente der Freizeitbeschäftigung der Familie. Ein Fitnessraum, ein großer Pool und sogar eine kleine Sauna, damit Leia im Winter nicht erfror, drei Gästezimmer und ein weiteres Bad.

Nichts zu verlieren - und du bist der PreisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt