Streit

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Rey legte den Hörer auf und sah ihren Kollegen ernst an.
"Wir können schneller mit der OP starten als gedacht", verkündete Rey. "Morgen reisen wir nach Hamburg, dort wirst du nochmal grundlegend durchgecheckt und danach geht es schon auf den Tisch."
Ben verzog das Gesicht.
"Okay, das klingt... ähm... gut."
"Was beunruhigt dich?" Rey bohrte mit gerunzelter Stirn nach.
"Nichts."
"Du willst mir doch nicht erzählen, dass diese Antwort "nichts" meint." Während sie versuchte ihren Probanden auszuquetschen, räumte sie ihre benutze Kaffeetasse in den Geschirrspüler der Küche.
"Doch ich meinte "nichts" genau so, wie ich es gesagt habe", fauchte Ben zurück. "Aber so sind Frauen nunmal, sie interpretieren Dinge in etwas hinein, das gar nicht da ist."
So sehr Rey ihn auch mochte, aber das ging zu weit. Sie würde sich nicht so von ihm behandeln lassen.
"Ach jetzt bin ich also wieder eine typische Frau für dich, ja?!" Wütend ahmte sie Anführungszeichen in der Luft nach. Ben wollte schon zum Konter ansetzen, doch Rey redete weiter.
"Was soll ich demnach als nächstes tun? Die Küche putzen, mich um Kinder kümmern, die ich nicht habe und mich danach in einem emotionalen Heulkrampf bei dir ausheulen wie gemein ich doch war. Geht's noch, Ben?" Rey schrie ihn mittlerweile an. "Ganz ehrlich Ben, geht's noch. Was hast du heute wieder für ein Problem?"
"Sagte ich doch. Gar keins!"
"Du maulst schon den gazen Tag rum, egal was ich mache, es ist falsch. Deine Mutter hast du heute früh auch schon angeschrien. Und wegen was? Weil sie vergessen hat, deine rechte Haarsträhne in die richtige Richtung zu stylen oder was? Gestern warst du doch total glücklich!" Rey holte einmal tief Luft, während Ben sie bitterböse anstarrte.
"Wenn du gehen willst, dann geh", meinte er mit einer Seelenruhe. "Ansonsten akzeptier mich einfach, du musst mich nicht lieben, du musst mich nicht heiraten."
"Du bist ein undankbarer Bastard, Ben", schrie Rey.

Leia, die das Geschrei in ihrem Arbeitszimmer gehört hatte, beschloss nun doch, einzugreifen. Ben war schon mies gelaunt gewesen, als sie ihn an diesem Morgen aus dem Bett geholt hatte. Wahrscheinlich hatte er in dieser Nacht fast nicht geschlafen, denn dann waren solche heftigen Ausbrüche seiner Depression schon vorprogrammiert. Leia fand, dass Rey es nicht verdient hatte, die schlechte Laune ihres Sohnes ertragen zu müssen.

Als Leia die Küche betrat, wurden Rey und Ben sofort still. Rey sah fix und fertig aus, als wollte sie gleich weinen. Und doch lag eine entschlossene Wildheit in ihrem Blick, der Ben auf der Stelle töten könnte, wenn sie wollte. Ben hingegen starrte Rey wütend an, seine Augen funkelten böse.
"Schluss jetzt, ihr Beiden!" Obwohl Leia eine kleine Frau war, hatte ihre Stimme eine Autorität, um die sie oft beneidet wurde.
"Aber...", wollte Ben widersprechen.
"Kein aber, Benjamin Solo. Du bist jetzt ganz still", unterbrach sie ihren Sohn. Manchmal wünschte sich Leia, er hätte bei dem Unfall sein vorlautes Mundwerk verloren.
"Rey, geh bitte hoch in dein Zimmer. Ich komme später vorbei."

Auf diese Worte hin flüchtete Rey, so schnell wie sie nur konnte, aus der Küche. Den Weg in ihr Zimmer war verschwommen und ohne Erinnerung. Rey spürte plötzlich nur die weiche Matratze ihres Bettes unter sich und die heißen Tränen, die über ihre Wangen liefen.
Sie konnte einfach nicht verstehen, wie Bens Laune so schnell und extrem wechseln konnte. Hätte sie nicht so penetrant nachgebohrt, hätte sich Ben wahrscheinlich nie bedrängt gefühlt und wäre nie in seine abweisende Verteidigunshaltung gegangen.
Schluchzend vergrub Rey ihr Gesicht in ihrem Kopfkissen. Sie war an allem Schuld und Ben bekam dafür den Ärger seiner Mutter. Er musste sie einfach hassen. Alles, was sie sich gestern Abend gewünscht hatte, zerstört in einem einzigen Gespräch.

Leia schob Ben in sein Zimmer und setzte sich ihm gegenüber.
"Was sollte das?", fragte sie ruhig. Ben schwieg.
"Ben, ich sehe, wenn dir ein Mädchen wirklich gefällt. Ich habe dich schon lange nicht mehr so erlebt. Ehrlich gesagt... Wenn ich dich so ansehe, sie macht Paige Konkurrenz."
"Sprich nicht über Paige", keifte Ben. "Du hast nicht das Recht, sie mit Rey zu vergleichen und schon gar nicht jetzt."
"Aber es ist so, du magst Rey. Warum also, beleidigst du sie so?"
"Sie musste mal wieder so lästig nachfragen, wenn ich nicht reden will. Den Rest hat sie falsch verstanden. Aber warum zur Hölle müssen Frauen immer sofort alles persönlich nehmen?!"
"Das mag sein, Ben. Aber du hast gesehen, was du mit deiner Art erreichst. Verdammt Ben, ich hätte es Rey nicht einmal übel genommen, wenn ihr die Hand ausgerutscht wäre, weil es dich vielleicht zur Vernunft bringen würde", meinte Leia verzweifelt.
"Eigentlich brauchst du eine Therapie."
"NEIN! Keine Therapie."
"Ich weiß, dass Dr. Snoke nicht der beste Therapeut für dich war, aber es gibt bestimmt auch ein paar gute", entgegnete Leia.
"Nein, das will ich nicht. Ich will aus diesem beschissenen Leben raus. Ich will wieder fliegen Ich will Paige zurück. Ich will Dad zurück. Ich will kein Mitleid. Ich will behandelt werden wie ein normaler Mensch. Ich will mein altes durchtriebenes Ich von zwanzig Jahren zurück."
"Ben, das geht aber nicht", flüsterte sie den Tränen nahe.
"Dann lass mich mit Rey dieses verdammte Projekt zu Ende bringen."
"Warum hast du ihr nicht auf ihre Frage geantwortet?"
"Weil ich Angst habe vor der OP, okay?! Ich habe Angst. Das letzte Mal bin ich aufgewacht und habe festgestellt, dass ich mich nicht mehr bewegen kann. Was kommt jetzt? Ich wache auf, mein Körper kommt zurück, aber mein Geist nimmt Schaden? Ja, verdammt nochmal, ich habe Angst." Ben atmete zitternd ein.
Leia berührte liebevoll seine Wange.
"Und warum sagst du ihr das nicht einfach?", hinterfragte sie lächelnd.
"Weil... Sie ist so tough und mutig und schlau. Und dann komme ich: ein erwachsener Mann, der Flugzeugrennen geflogen ist, aber Angst hat vor ein paar Nadeln und einer OP. Ich fühle mich einfach lächerlich, es ist mir peinlich."
"Okay, Ben. Ich habe verstanden, das verletzt deinen männlichen Stolz", lachte sie.
"Hey...", maulte Ben beleidigt.
"Ruhe dich aus und denke nach, was du ihr mit deinem Verhalten angetan hast. Morgen wird dann alles vorbereitet, schließlich willst du wieder gesund werden."
Mit diesen Worten ließ Leia ihren Sohn alleine vor dem Fenster sitzen und ging zu Rey.

Ben starrte aus dem Fenster. Seine Gedanken konnten nur mit einem Wort beschrieben werden. Chaos. In seinem Kopf herrschte pures Chaos aus Gefühlen, Empfindungen, Wünschen und Träumen. Hatte er Rey tatsächlich so sehr verletzt, wie seine Mutter angedeutet hatte? Ben schloss schmerzlich die Augen. Hatte er wirklich in diesen wenigen Minuten alle seine Träume in den Sand gesetzt?
Ben war wütend, dass seine Mutter Paige in genau einem so emotionalen Moment als Druckmittel benutzt hatte... Aber sie hatte Recht, bemerkte er. Seit Paige war er selten so glücklich gewesen.
Ben merkte wie seine Augen anfingen zu brennen. Seine Erinnerungen an Paige, waren durch nichts zu ersetzen. Und jetzt war da Rey. Er fühlte sich schlecht. Rey bedeutete Ben bereits so viel, dass er es mit seinen Worten nicht mehr ausdrücken konnte.
Ben starrte aus dem Fenster. Erste Regentropfen fielen mit einem sanften Klopfen an die Scheibe. Seine Tränen schlossen sich dem Weg der Regentropfen auf dem Weg zum Boden an. Wie könnte er diesen Nachmittag je wieder gutmachen?

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Zum Ferienstart ein weiteres Kapitel. Ich bin wirklich stolz auf mich.
Hoffentlich gefällt euch das Kapitel genauso sehr wie mir, auch wenn es etwas traurig ist.
Was denkt ihr hat es mit Paige auf sich?
Lasst mir wie immer gerne Sternchen und nen Kommentar da und teilt eure Meinung mit mir...

An alle Ferienkinder, schöne Ferien!

Möge die Macht mit euch sein
Feuerherz05

Nichts zu verlieren - und du bist der PreisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt