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Das gute an Halloween ist, es wird nicht nur in den Clubs gefeiert, sondern auch draussen. Den Strassen entlang stehen viele Stände, um was zu Essen, Trinken oder sich anderweitig zu Vergnügen und auf Wiesen oder in Parks stehen DJ-Pults, wo sich die Menschen versammeln, um zu tanzen. Erst dachte ich, ich würde in meinem Kostüm frieren, doch die Masse und der Alkohol lassen einen die Kälte nicht wirklich fühlen.

„Jess, lass uns zum Schiessstand gehen!"

Mein Vater liebte es in den Wäldern zu campen, immer wenn das Wetter es zuliess waren wir Draussen. Hierzulande gibt es aber wilde Bären und Wölfe, weshalb er wollte, dass auch ich den Umgang mit Waffen beherrsche, nur für im Fall der Fälle. Erst musste ich ihm aber versprechen, nur im Notfall ein Tier zu erschiessen, er respektierte jedes Lebewesen und wollte nie aus Spass eines töten. Nur mit Mühe und Einsatz unserer Ellbogen, haben wir es geschafft uns zum Stand durchzukämpfen. Ein paar Typen mustern uns und ich glaube auch vulgäre Kommentare zu hören. Als sie merken, was wir vorhaben und nicht aus Spass hier stehen, sagt einer etwas zu den anderen und die brechen dann in Lachen aus. Das wird wohl der Anführer dieser Bande von Idioten sein. Dieser wird von seinen Anhängern angestachelt und kommt dann auf uns zu.

„Hey kleine, willst du das nicht lieber den Profis überlassen? Du könntest noch jemanden verletzten."

„Du hast recht, würdest du nicht meiner Freundin zeigen, wie das geht?"

Was tut sie da? Eigentlich hatte ich vor diesen Typ zu ignorieren, aber Jess hat anscheinend andere Pläne. Sie klimpert mit ihren Wimpern und spricht mit so einer lieblichen Stimme, dass es ihm ein schiefes Grinsen entlockt. Die Naivität, die sie da gerade an den Tag legt, wirkt so echt, sie hätte Schauspielerin werden sollen. Es dauert einen Moment, bis ich draufkomme, was sie mit ihm vorhat. Mir liegt das Ganze nicht so wie ihr, aber ich bemühe mich, ebenfalls mit dieser Stimme zu sprechen und flehe ihn an es mir doch beizubringen. Der lässt sich nicht zweimal bitten, zückt seine Geldbörse hervor und reicht dem Besitzer Geld für 20 Schüsse. Wie gerne würde ich ihm eine reinhauen, aber ich kann ihm auch auf andere Weise eins auswischen. Schliesslich greift er nach dem Luftgewehr, stellt sich hinter mich und beginnt mir zu erklären, wie ich sie halten und zielen muss. Sein stinkender Atem reizt meinen Magen und ich fühle seine Hand auf meiner Hüfte. Auf meinem Ellbogen abgestützt, schiesse ich absichtlich einmal daneben und ziehe eine Schnute.

„Lass mich mal Süsse, ich zeige dir wie das geht. Aber bevor ich anfange, wie wäre es mit einer kleinen Belohnung? Hm, ein Kuss zum Beispiel, als Hauptgewinn."

Widerwillig akzeptiere ich sein Angebot, worauf er mir siegessicher zuzwinkert und sich das Gewehr schnappt. Ha! Er schiesst wirklich viermal daneben. Das war's wohl mit seinem Gewinn, obwohl er den sowieso nicht erhalten hätte. Um meiner Rolle weiterhin gerecht zu werden, frage ich nun meinerseits, was er mir bieten würde und als er mir sagt, er würde mir geben was ich will, werden meine Augen zu zwei Schlitzen.

„Wie wäre es mit deinen Eiern auf einem Silbertablett?"

Mit diesen Worten lege ich das Gewehr an die Schulter und treffe schnell und präzise die Sterne. Ich verfehle mein Ziel nie! Verblüfft sieht er mich an. Ich lasse ihm keine Zeit etwas zu erwidern und danke ihm mit einem Augenzwinkern fürs Bezahlen. Als wir uns von ihm abwenden, höre ich noch wie er von seinen Freunden verspottet und ausgelacht wird. Geschieht diesem frauenverachtenden Arschloch recht. Wenn ich etwas hasse, dann sind es solche Hinterwäldler, die denken eine Frau wäre nur zum Kochen und Putzen da.

***

„Willst du etwas trinken? Ich bin am Verdursten und brauch 'ne Pause."

Zwischen Schatten und Licht - VollmondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt