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Zu spät.

Der eine von ihnen schnappt sich Jess und die anderen beiden halten mich fest, während ihr Anführer sich vor mich hinstellt. Seine Augen verharren auf meinen Brüsten und abgesehen von Lust, erkenne ich auch noch etwas Boshaftes in ihnen. Langsam kriecht auch in mir die Angst hoch, aber ich versuche sie so gut wie möglich zu unterdrücken, irgendwie muss ich uns aus dieser Sache rausholen. Von uns beiden bin ich schon immer die stärkere gewesen und diejenige, die auch in schlimmen Situationen, einen kühlen Kopf bewahren kann. Der Typ kommt mir noch etwas näher, fährt mir mit dem Handrücken über die Wange und beugt sich dann zu mir runter, um mir etwas ins Ohr zu flüstern.

„Es wird Zeit, deine Schulden zu begleichen."

Hart presst er seinen Mund auf meinen und versucht gewaltsam seine Zunge zwischen meine Lippen zu schieben. Das würde ihm so passen! Wütend schnappe ich nach seiner Unterlippe und beisse so fest ich kann zu, bis ich sein Blut schmecken kann, welches ich ihm angeekelt vor die Füsse spucke. Als Antwort schlägt er mir ins Gesicht, meine Lippe platzt auf und schmecke jetzt noch mein eigenes Blut. Grob wirft er mich zu Boden, lässt ein paar Beleidigungen auf mich einprasseln und setzt sich dann rittlings auf mich. Hinter mir höre ich Jess weinen, fleht die Männer an uns gehen zu lassen, aber ich weiss, dass sie das nicht tun werden. Sie sind nicht hier, um es bei diesem Versuch zu belassen, die wollen mehr.

Die zwei Kumpanen haben sich hinter ihn gestellt, um uns ein wenig abzuschirmen, obwohl uns hier sowieso niemand sieht, wahrscheinlich auch nicht hört und nach all diesen Killer-Clown-Prank-Videos, die in den letzten Jahren auf YouTube erschienen sind, wird das an Halloween, sowieso jeder für einen Scherz halten. Wenn wir es nicht allein schaffen uns zu befreien, dann war's das. Mit aller Kraft versuche ich mich zu wehren, ihn wenigstens von mir abzuschütteln, was nicht gerade so einfach ist. Ich habe schon oft grössere Männer als ihn, aus dem Restaurant geworfen, aber der bewegt sich keinen Millimeter. Als er sich zu mir runterbeugt, nutze ich diese Gelegenheit und schlage so hart ich nur kann mit meinem Kopf gegen seinen und treffe dabei seine Nase, die gleich zu bluten beginnt. Erneut schlägt er mir ins Gesicht und wischt sich mit dem Handrücken das Blut weg. Ein fieses Grinsen erscheint auf seinem Gesicht, lässt seine Hand in die Hosentasche verschwinden und holt ein Springmesser hervor. Nun ändert sich alles, die leichte Angst, die ich zu Beginn gespürt habe, wandelt sich nun langsam in Panik. Es fällt mir immer schwerer einen klaren Kopf zu bewahren, da jetzt auch noch unser Leben in Gefahr ist. Wenn ich es aber irgendwie hier raus schaffen will, muss ich mich weiterhin konzentrieren. Verdammt ich darf nicht aufgeben.

„Scheisse, du bist ja eine richtige Wildkatze! Das wird mehr Spass machen als ich gedacht habe. Schrei für mich kleines."

Schockiert muss ich feststellen, dass er eine Beule in seiner Hose hat. Dieser Dreckskerl steht drauf, Frauen Gewalt anzutun, aber ich werde ihm auf keinen Fall diese Genugtuung schenken und schreien. Selbst jetzt, als er die Klinge hervorspringen lässt, gelingt es mir mich zu kontrollieren und nicht zusammen zu zucken. Der Teufel soll mich holen, wenn es mir nicht wenigstens gelingt sie aus ihren Fängen zu befreien. Er befiehlt den beiden Aufpassern mich festzuhalten, ich trampe wie eine Verrückte mit den Beinen, kann damit jedoch nichts ausrichten, verschwende stattdessen nur wertvolle Kräfte. Mit dem Messer fährt er zwischen meine Brüste und schneidet mir erst das Kleid und dann meinen BH auf.

Es muss doch etwas geben, das ich als Waffe benutzen könnte!

Meine Augen suchen verzweifelt den Boden ab, während er mit der Klinge über meine Haut fährt, und dann fühle ich es oberhalb meiner Brust brennen. Der Schmerz lässt mich laut nach Luft schnappen und reisse meine Augen auf, als ich Blut auf der Klinge entdecke.

„So ist es gut."

Sein Daumen fährt mir über die aufgeplatzte Lippe und seine Zunge befeuchtet die seinen, dann wandert er weiter nach unten, um grob meinen Busen zu kneten und mit den Fingern über meine Brustwarze zu streichen. Gerade wird mir bewusst, dass ich ihm genau das gegeben haben, was er will. Ekel über diesen Mann und sein Tun, lassen mir die Galle hochsteigen und auch noch etwas anderes. Meine Angst wandelt sich in Zorn um und schenkt mir dadurch neue Kraft, es weiter mit ihm aufzunehmen, weckt in mir sogar den Drang diesen Mistkerl zu töten. Komm schon, du schaffst das! In meinem Kopf sage ich mir immer wieder, nicht aufzugeben, mich auf meine Atmung zu konzentrieren und eine Lösung zu finden. Dieses Mantra versetzt mich in eine Art Trance und hilft mir den nächsten Schnitt auf der anderen Seite meiner Brust auszuhalten. Meine Wut steigt ins Unermessliche, ich weiss er wird mich so lange verletzen, bis ich ihm erneut das gebe was er will und sich an meinen Schreien aufgeilen kann. Um ihm meinen Willen zu zeigen, sehe ich ihm fest in die Augen, als er sein Messer auf der linken Seite, meines Brustkorbs ansetzt und mich erneut der Schmerz durchfährt, doch dieser lässt mir für einen Moment schwarz vor Augen werden.

„Scheisse Greg! Ich kann das nicht. Ich glaube ich muss gleich kotzen."

„Dann tausche den Platz mit Jeremy!"

Dieser Jeremy, wartet bis der andere, sich Jess annimmt und hält an seiner Stelle nun mich fest. So unauffällig wie möglich, sehe ich mich noch einmal um und entdecke endlich eine Eisenstange unter dem Container, doch solange ich nicht an sie rankomme, nützt die mir nichts. Erneut atme ich tief ein, um mich für den nächsten Schnitt zu wappnen, kaum hat Greg angefangen das Messer durch meine Haut zu ziehen, hören wir, wie der, den sie Jeremy nennen, sich übergibt.

Und plötzlich geht alles ganz schnell.

Weil dieser gerade nicht ganz bei der Sache ist und Jess nur noch mit einer Hand festhält, gelingt es ihr sich loszureissen. Sie will losrennen, ist aber hin und her gerissen, zwischen ihrem Überlebensinstinkt und ihrer Angst um mich.

„Verdammt Jess! Lauf weg!"

„Ben schnapp sie dir!"

Mit meiner nun frei gewordenen Hand greife ich nach der Eisenstange und ziehe sie Greg über den Schädel, der neben mir auf dem Boden landet. Besorgt um seinen Anführer, hat mich der andere nun ebenfalls losgelassen und ich versuche so schnell wie möglich aufzustehen und davon zu kommen, dabei habe ich aber nicht die Rechnung mit Greg gemacht. Seine Hand greift nach meinem Fussgelenk und schlage beim Sturz, mit dem Gesicht am Boden auf, benommen bleibe ich liegen und ich glaube Jess schreien zu hören. Nein, bitte lass nicht alles umsonst gewesen sein. Jetzt, da ich mich nicht mehr wehre, gelingt es ihm mühelos mich auf den Rücken zu drehen. Schäumend vor Zorn sieht er mich an, holt mit dem Messer aus und will es mir in die Brust rammen. Aus dem Nichts greift eine Hand nach seiner und hält ihn mitten in der Bewegung auf. Batman? Mühelos entwaffnet er ihn und wirft Greg gegen eine Wand. Immer noch benommen, versuche ich aufzustehen, schaffe es aber gerade mal so mich auf meine Hände und Knie zu stützen. Etwas Leichtes legt sich auf meine Schultern und hängt seitlich an mir runter. Mir gelingt es meinen mit Blei gefüllten Kopf zu heben und erblicke Batmans Augen. Er hat sein Cape abgenommen und es mir angelegt, um mich mit ihm zu bedecken. Wie bereits bei unserer ersten Begegnung, verliere ich mich erneut in seinen Augen und seltsamerweise wirken sie sehr beruhigend auf mich, hüllen mich mit seinem Umhang in einen warmen Kokon. 

Wer ist das bloss?

Vorsichtig greift er mir unter die Arme, um mir zu helfen, mich aufzurichten. Mir wird aber schwarz vor Augen und drohe zusammenzubrechen, weshalb er mir nun einen Arm unter die Schenkel legt und mich mühelos hochhebt. Die Verletzungen und Schmerzen fordern ihren Tribut, ich merke, wie ich immer schwächer werde und doch kann ich meine Augen nicht von den seinen abwenden. Während er mich von hier wegbringt, sehen wir uns ununterbrochen an und übergibt mich dann zu meinem Leidwesen, in die Arme von Mike.

„Schaff die beiden von hier weg. Wir kümmern uns um diese Schurken."

Zum ersten Mal höre ich seine tiefe Stimme, sie ist im Moment zwar von Wut verzerrt und doch fühle ich die Basstonlage, bis in meine Knochen vibrieren. Mir wäre es lieber gewesen bei meinem Retter zu bleiben, wieso weiss ich auch nicht, bin aber zu schwach, um irgendetwas zu sagen. Mike nickt ihm zu und wir verlassen gemeinsam mit Jess die Gasse. Mein Blick haftet weiterhin auf diesem brutalen und comicartigen Szenario. Ich sehe nämlich zu wie Spiderman, Iron Man und Batman, die Bösewichte zu Brei schlagen, während Superman uns von hier wegbringt.

Zwischen Schatten und Licht - VollmondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt