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Montage sind ja dafür bekannt mühsam zu sein. Niemandem fällt es leicht sich nach dem zu kurzen Wochenende, wieder auf die Arbeit zu konzentrieren, heute ist es aber irgendwie besonders schwer. Meine Augen wandern über die Dächer der Stadt und lasse die Ereignisse vom Samstag Revue passieren. Der Abend hatte gut begonnen, wir haben getrunken, geflirtet und Spass gehabt, mein Plan hat vorgesehen, mich später dann noch mit Clara zu treffen. Im Verlauf des Abends, hat Mike seine Freundin gesehen und wollte zu ihr rüber, um sie kurz zu grüssen oder wohl eher abzuschlecken. Ist das erste Mal gewesen, dass ich sie zu Gesicht bekommen habe, ein süsses Mädchen, aber meine Aufmerksamkeit galt ihrer Begleitung. Etwas an ihr zog mich sofort an, ich kann nicht sagen was. Unter der Verkleidung und Schminke konnte ich ja nicht wirklich viel von ihr erkennen. Meine Neugier war aber geweckt, weshalb ich sofort die Aufgabe übernommen habe, Mike von seiner Freundin wegzuholen, damit ich sie mir von nahem ansehen konnte. Viel hat es mir aber nicht gebracht, wenigstens konnte ich den Anblick ihres Körpers, der so ziemlich nach meinem Geschmack ist, ein wenig von ihren Gesichtszügen und diese fleischigen, rotbemalten Lippen geniessen. Trotz der Menschenmasse konnte ich einen Hauch ihres Duftes ausmachen und der liess mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Mhm, Sandelholz und Jasmin. Eine zweite Begegnung wäre mir entgegengekommen, aber nicht unter diesen Umständen.
Auf dem Nachhauseweg vernahmen wir seltsame Geräusche, als ob jemand weinen würde, die haben wir aber nicht wirklich ernst genommen. Erst als wir der Quelle näherkamen, fiel uns auf, dass es eher nach einem verzweifelten Schluchzen klang, und dann rochen wir es Schurken und Blut. Wir beschlossen nachzusehen, nicht das da jemand unsere Hilfe brauchen könnte. Sollten sich die Schurken gegenseitig töten, wäre uns das entgegengekommen und hätten sie machen lassen. Dank unseres ausgezeichneten Gehörs haben wir den Ort schnell lokalisiert und kaum sind wir in die Gasse abgebogen, prallte eine Frau in Jakes Arme. Schockiert mussten wir feststellen, dass es sich dabei um Jessie, Mikes Freundin hielt. Ihr Gesicht war tränenüberströmt, sie flehte uns an Liora zu helfen und dann sah ich sie weiter hinten am Boden liegen. Noch bevor sie ihren Satz beendet hat, bin ich sofort zu ihr gerannt und konnte gerade noch verhindert, dass dieser Dreckskerl auf sie einstach. Ihr Oberkörper war nackt und blutverschmiert, ich konnte zwei Schnittwunden erkennen, bevor ich ihr mein Cape umgelegt hatte. Ihr Zustand machte mich rasend vor Wut, man bezeichnet uns als Monster, Wesen mit Krallen und Zähnen, die wahllos Menschen töten. Doch wir sind nicht alle so, auch bei uns gibt es Ausnahmen.
Mike hatte sie ins Krankenhaus gebracht, während wir anderen uns um diese Hurensöhne gekümmert haben. Naja, gekümmert ist wahrscheinlich das falsche Wort, wir haben sie eher zu Brei geschlagen und getötet. Gestern wollte ich mich bei Mike über den Zustand der Frauen erkundigen, der war aber nicht wirklich in Plauderlaune, meinte nur kurz es würde ihnen so weit gut gehen und das Gespräch auf heute verschoben, weshalb ich mich gleich mit ihm zum Lunch treffe.
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Ungeduldig warte ich, etwas was ich ziemlich hasse, in einem Restaurant um die Ecke auf ihn. Eigentlich darf ich ihm das nicht einmal übelnehmen, wie oft bin ich schon unpünktlich gewesen. So ist das nun mal, wenn man eine leitende Position innehat, Mike ist fürs Marketing-Team zuständig. Manchmal muss man dann eben seine Mittagspause, Feierabend oder Wochenende für seine Kunden opfern. Endlich sehe ich ihn auf mich zukommen, er entschuldigt sich kurz für die Verspätung und bestellen uns dann gleich etwas zu essen.
„Wie geht's den beiden?"
Ein lauter Seufzer kommt aus seinem Mund und ehrlich gesagt sieht er auch ziemlich fertig aus.
„Soweit es möglich ist, gut."
„Was man von dir aber nicht wirklich behaupten kann."
„Scheisse, die haben mich fertig gemacht. Kaum waren wir beim Krankenhaus ist Liora wieder zu sich gekommen und hat angefangen lauthals zu protestieren da rein gebracht zu werden. Gemeinsam konnten wir sie wenigstens davon überzeugen, die Verletzungen behandeln zu lassen und als die sie eine Nacht dabehalten wollten, phu."
Jetzt verstehe ich den armen Kerl, ich wäre wahrscheinlich durchgedreht bei so einem Verhalten. Na, immerhin hat sie sich behandeln lassen, nach dem was ich gesehen habe, das hätte sich infizieren können und wer weiss wie tief die Schnitte sind. Meiner Meinung nach, hätte da ein einfaches Pflaster nicht gereicht, von ihrem seelischen Zustand wollen wir schon gar nicht anfangen. Wieso wollte sie aber nicht ins Krankenhaus?
„Jess hat mir gestern Abend dann erzählt, wie das ganze abgelaufen ist. Verflucht Dave, das war ein Sadist der reinsten Sorte. Sie meinte er hätte sie geschnitten, weil er sie zum Schreien bringen wollte, wahrscheinlich steht dieses Arschloch auf solche abartigen Sachen. Liora hat sich aber die ganze Zeit über gewehrt, ihn sogar geschlagen und nicht einen Laut von sich gegeben."
Von da kommt also die Platzwunde und die anderen blutenden Stellen, die ich an ihm gesehen habe. Gutes Mädchen! Die Frauen unserer Art, sind stark, mutig und besitzen Kampfgeist, ich bin mir aber nicht so sicher, ob sie in dieser Situation wie Liora reagiert hätten. Umso mehr ich über diese Frau erfahre, umso grösser wird mein Interesse.
„Er hat sie viermal geschnitten Dave und nicht nur an der Oberfläche gekratzt, die waren ziemlich tief. Keine Ahnung wie sie das ausgehalten hat."
In meinem Kopf spielt sich alles, mit den neu gewonnenen Informationen erneut ab und frage mich was noch alles hätte passieren können, wäre sie nicht so kämpferisch gewesen oder wir sie nicht gehört hätten. Plötzlich merke ich, dass ich angefangen habe zu knurren, ohne dass ich es wollte. Je nach Tonlage bedeutet es etwas anderes, meistens tun wir das aus Eifersucht oder Besitzanspruch, wobei die beiden oft im Zusammenhang stehen, Wut, Lust und als Warnung. Meines klingt gerade nach Wut und zu sehr nach Anspruch.
„Denk nicht einmal dran! Du wirst dich schön von ihr fernhalten!"
„Wieso sollte ich das tun?"
Was zum Teufel ist los mit mir? Wir kennen uns nicht, ich weiss nichts über sie und doch will das Tier in mir sie beanspruchen. So habe ich noch nie auf eine Frau reagiert. Und doch sitze ich jetzt hier und knurre Mike an, der mir auf dieselbe Art antwortet.
„Ich kenne sie nicht gut, aber das wenige was ich über sie weiss, krieg das jetzt nicht in den falschen Hals, hat sie was Besseres verdient. Abgesehen davon, würde Jessie mich umbringen, wenn ich zuliesse, dass Liora ein weiterer Name auf deiner Liste wird."
Gerade als ich ihm etwas darauf erwidern will, muss ich eingestehen, dass er recht hat. Mir fällt nichts ein was ich dem entgegen setzten könnte. Es ist kein Geheimnis wie ich mein "Liebesleben" führe und nach dem was sie gerade erlebt hat, würde ich ihr bestimmt nicht guttun.
„Hör zu, die Sache mit Jess ist mir einfach zu wichtig, um meinen Kopf für dich hinzuhalten. Wenn in Mexico alles gut läuft, möchte ich sie meinen Eltern vorstellen."
Sein Geständnis kommt ziemlich unerwartet, sie sind gerade mal ein paar Monate zusammen. Mir war nicht klar, wie ernst ihm die Beziehung ist und dass, obwohl sie ein Mensch ist. Was für ein Freund wäre ich, ihm alles zu versauen, nur weil ich meinen Schwanz mal wieder nicht unter Kontrolle habe. Mit einem Kopfnicken bestätige ich ihm, seinen Wunsch zu respektieren und mich somit von ihr fernzuhalten.
Für die restliche Zeit sprechen wir nicht wieder über den Angriff oder die Frauen, aber mein Kopf hat diesbezüglich andere Pläne. Meine Gedanken wandern immer wieder zu Liora und ich erwische mich sogar dabei, mir vorzustellen wie sie wohl im Bett wäre, weshalb mein Schwanz gleich darauf freudig beginnt zu zucken. Scheisse, das kann ja was werden, zwei Frauen wecken meine Lust und mit keiner der beiden kann ich sie stillen. Da wäre Liora, von der ich die Finger lassen muss und dann noch die Frau aus meinen Träumen, von der ich nicht weiss, ob sie existiert. Unter dem Tisch schreibe ich Clara eine Nachricht, sie soll heute Abend auf mich im Penthouse warten, wenigstens eine ist verfügbar.
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Zwischen Schatten und Licht - Vollmond
Paranormal(...)Seit diesen verzweifelten und dunklen Tagen ist nichts mehr, wie es einmal war. Engel existieren nicht mehr. Sie und so viele andere starben, um das mächtigste Böse, welches man zu jener Zeit kannte, zu vernichten. Jetzt, im 21. Jahrhundert, ba...