Kapitel 9

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! Missbrauch !

Die Glocke, die das Mittagsessen ankündigt, läutet, weshalb alle beginnen ihre Sachen einzupacken. Außer Felix, der in Gedanken verloren ist. Seit heute Morgen kann er nicht aufhören an Chan zu denken, er war so sauer auf ihn, weil er einen Freund gefunden hat. 

Wieder auf die Tafel schauend, um dem Unterricht wieder Aufmerksamkeit zu schenken, bemerkt er, dass alle außer ihm gegangen waren, sogar der Lehrer. Felix's Augen weiten sich, als er auf die Uhr über der Tafel sieht, zwei Stunden sind vorübergegangen wie zwei Minuten. 

Felix packt eilig seine Tasche, wirft sie sich über die Schulter und geht. Die Türklinke herunterdrückend, läuft er fast direkt in die Tür. Noch einige Male drückt er die Klinke, jedoch öffnet sich die Tür immer noch nicht. 

Das ist der Moment, in dem Felix realisiert, dass er eingesperrt wurde. Felix kramt in seinen Taschen, holt sein Handy heraus und ruft Chan an. Er will ihn nicht um Hilfe bitten müssen, aber er hat sonst niemanden, an den er sich wenden könnte. 

Während er dem Piepsen der Freizeichen zuhört, betet Felix, dass Chan ihm für sein schlechtes Verhalten vergeben hat. Die Töne gehen weiter und niemand nimmt den Anruf an, als Felix beginnt in Panik zu verfallen. Seine Atemzüge werden schwer, seine Beine zittern, sein Körper schwach. Die Wände um ihm schienen immer näher und näher zu kommen, alles wurde zusammen gedrängt. Felix fühlt sich gefangen, nein, er ist gefangen. Gefangen und allein.

Bevor Felix es weiß, fällt er auf den Boden, jegliche Energie hat seinen Körper verlassen, aber da ist eine Stimme, Chan's Stimme, als er den Anruf annimmt. Felix kann nicht verstehen, was Chan sagt, aber er schafft es gebrochen "Hilf mir" auszusprechen. Bevor er seine Augen schließt, verängstigt und nicht in der Lage dazu wach zu bleiben. 

Aufwachend spürt Felix eine Hand, die seine Haare streichelt, genau wie seine Mutter es immer getan hat, von der Spitze seines Scheitel bis zu seinem Nacken. Ihre Finger würden sanft die Spitzen seines Haares anheben, die dann nach hinten fielen und über seinen Kopf strichen.

Felix's Augen öffnen sich blinzelnd und er sieht die Person, die neben ihm sitzt. Die Person trägt hellblaue Jeans mit Blumen aufgestickt und darüber ein rotes Seidentop. Sich etwas drehend, um das Gesicht zu sehen, konnte Felix es nicht glauben, es ist seine Mutter. Sie lächelt so strahlend, dass Felix auch lächeln möchte, aber ihre Augen zeigen Schmerz und Traurigkeit, sie hat geweint.

Als Felix sich im Zimmer umsieht, erkennt er, dass es sein altes Zimmer von zu Hause ist. Nicht viel hat sich geändert, es sieht genau so aus, wie bevor er gepackt hat, um nach Korea zu ziehen.

"Wie fühlst du dich, Baby?" Die süße Stimme seiner Mutter ist wie eine Serenade für seine Ohren. (T/N: Ich wusste einfach nicht, wie ich das besser übersetzen soll)

"Müde", spricht Felix mit einem kleinen Brummen. 

"Ich werde gehen und dir was zum Abendessen machen. Du bleibst hier und ruhst dich aus." Mit diesen Worten steht sie langsam auf und geht aus dem Raum, schließt die Tür hinter sich. 

Die Tür ist auf der anderen Seite von Felix, links vom Bett. Felix hatte einen Spiegel an der Rückwand, damit er sein Outfit überprüfen konnte, bevor er ausging, oder um in solchen Momenten die Spuren auf seiner Haut zu sehen. Da die Tür nun geschlossen ist, konnte Felix es sehen; geschwollene schwarze Augen, getrocknetes Blut aus Nase und Lippen und wer weiß, welche anderen blauen Flecken sich noch unter der Decke verbergen. 

Darauf wartend, dass seine Mutter mit dem Kochen fertig ist, beschließt Felix sich etwas mehr auszuruhen und schließt seine Augen. Plötzlich öffnet sich die Zimmertür, der Spiegel knallt gegen das Holz und da im Türrahmen steht derselbe wütende Betrunkene wie immer. 

"Wach verdammt nochmal auf, du kleiner Mistkerl!" Seine Stimme war rau, als die Flasche, die er einst in der Hand hielt, gegen den Boden von Felix' Bett krachte. Felix rutscht weiter ins Bett, als sein Vater näher herantritt. 

"WACH AUF!", schreit er erneut, aber etwas ist anders an seiner Stimme. 

Bald kniet er neben Felix' Bett, schüttelt ihn und schreit ihn an, er solle aufwachen. Felix ist verängstigt, er weiß nicht, was mit seinem Vater los ist, er hat sich noch nie so verhalten und Felix ist sichtlich wach, also warum schreit er?

"Bitte wach auf, Felix!" Felix's Vater's Stimme ist nicht die Stimme, die er hört, es ist die von jemand anderen, den Felix kennt, aber er kann sich nicht erinnern wer es ist. 

"Es tut mir leid, Felix", sagt sein Vater, während er seine Hand hebt und sie über Felix' Wange fliegen lässt.

Wie ein Fisch, der nach Luft ringt, setzt sich Felix auf, findet sich in der Schule wieder, die einst verschlossene Tür steht nun weit offen. 

"Dir geht's gut." Ein Paar von Armen schließen sich um Felix's Schultern, wer auch immer das ist, er hat dieselbe Stimme, wie die in seinem Traum. 

"Komm, lass uns hier verschwinden, Chan macht sich sau viele Sorgen um dich." Die Person steht vor Felix, hält ihm seine Hände entgegen.

Felix hält sich an ihnen fest, während sie ihn wieder auf seine eigenen Füße stellen. Etwas schwankend fällt Felix in die Brust der Person, es tut ein wenig weh, da sie sehr starke Muskeln haben.

"Tut mir le-" Felix sieht auf, als er sich entschuldigen will, und sieht Changbin, der ihn hält. "Warum bist du hier?" Felix stößt sich selbst von Changbin weg und klopft den Staub auf ihm ab. 

"Chan ist nicht auf dem Campus, also hat er Jisung und mich angerufen, um dich zu finden. Du hättest seine Stimme hören sollen, jetzt wunder ich mich nicht mehr, dass er solche Angst um dich hatte. Denn als ich dich gefunden hab, warst du ohnmächtig. Ich musste dir sogar eine klatschen, damit du aufwachst." Felix hat Mühe, mit Changbin Schritt zu halten, weil er so schnell spricht, und auch Changbin scheint Angst zu haben.

"Sollen wir dann zu Chan gehen?" Felix lächelt breit, was Changbin hilft sich langsam wieder zu beruhigen. 

"Das ist eine gute Idee." Changbin hält die Tür offen für Felix und schließt sie hinter ihnen. Changbin beobachtet Felix beim Gehen genau, um sicherzugehen, dass er nicht stürzt oder sich verletzt. Chan würde ihn nicht gehen lassen, wenn Felix etwas zustößt.

Felix ist etwas nervös, während sie durch die Gänge gehen, er spürt Changbins Augen, die ihn beobachten und dann ist da noch der seltsame Traum, den er gerade hatte. Wie kommt es, dass, egal was passiert, wenn Felix seine Augen schließt, er immer wieder nach Hause zurückkehrt, in eine Welt, die durch Liebe und Schmerz geteilt ist.

Back Off! • ʰʸᵘᶰᵇᶤᶰˡᶤˣ •  german translationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt