23. Back to normal

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Ich schob die Hände in die Kitteltaschen, als ich durch die Gänge des Krankenhauses lief und den vertrauten Geruch nach Desinfektionsmittel wahrnahm. Es war ein gutes Gefühl wieder zurück zu sein und einen Rhythmus zu haben. Der Tag hatte direkt mit einer Notfall-OP begonnen und seitdem schwebte ich auf einen hoch. Genau wie ich es gerne hatte. Gerade hatte ich ein paar Minuten Pause und fand meinen Weg in die in der Intensivstation. Dort traf ich Dr. Benson an, der gerade die Werte von Alanis Tochter checkte. Alani war seit gestern aus dem Koma zurück und auf einen guten Weg der Besserung und auch ihrer Tochter schien es viel besser zu gehen.

Es war ein sehr gutes Gefühl zu wissen, das es den beiden gut ging. Dr. Benson versprach mir mich auf den laufenden halten. Erst dann steuerte ich meinen Weg in die Notaufnahme an. Dort wo Wyatt bereits mit einem Kaffee wartete und wir gemeinsam draußen Pause machen konnten. Vor dem Krankenhaus gab es einen kleinen Park, der sich gut eignete.

„Und dir geht's gut?" hakte er nach.

Ich nickte. „Es ist alles bestens."

„Waren die Tage stressig? Ich meine zurück zu reisen für die Beerdigung deiner Mutter."

„Es war ein wenig ermüdend, aber es hat gut getan, weil ich damit jetzt abschließen kann." erklärte ich und nahm etwas von dem Kaffee.

„Ich habe mitbekommen, dass eine gewisse Carter mitgekommen ist?" ich spürte seinen neugierigen Blick auf mir.

Doch ich ließ mir nichts anmerken. „Sie hat nur meinen Bruder dorthin gebracht und ist geblieben. Es wäre unhöflich gewesen, sie wegzuschicken."

„Tatsächlich? Dir ist doch sonst auch egal ob du höfflich rüber kommst oder nicht."

Ich warf ihm einen dunklen Blick zu. „Das Offensichtliche bekommst du nicht mit, oder?"

„Du hast einen Bruder." er sah mich an. „Seit wann weißt du es?"

„Meine Mutter hat es mir kurz vor dem Sterben verraten."

„Und wie ist er so?"

Ich dachte nach. „Anders."

„Anders in Bezug auf...?"

„Auf mich. Er scheint das komplette Gegenteil von mir zu sein. Nicht nur äußerlich, sondern charakterlich. Er ist sehr emotional, wechselt oft seine Stimmung. Mal redet er zu viel, mal gar nicht und ständig brauch er Umarmungen."

Wyatt lachte. „Lass mich raten, er ist auch noch Strohblond mit blauen Augen?"

„Ja."

Er stutzte. „Nein, ernsthaft?"

„Ja."

Er lachte auf. „Okey wow, sicher das ihr verwandt seid?"

„So steht es in der Urkunde und im Testament." ich sah den Kindern im Park dabei zu, wie sie fangen spielten. „Ich denke schon, dass wir verwandt sind, aber ich kenne ihn einfach nicht so gut. Er ist so jung und noch so...nicht naiv, aber er strahlt diese helle Reinheit aus, als hätte er noch keinen wirklichen Schicksalsschlag getroffen. Also bis auf den Tod unserer Mutter."

„Eine unberührte Seele." er nickte.

Ich presste die Lippen zusammen. „Es war die richtige Entscheidung, dass er dort geblieben ist. Ich wäre nicht der beste Einfluss gewesen. Bei mir wäre er schnell in Gefahr geraten." sagte ich. „Ich habe zu viele Feinde hier draußen."

„Apropo...ich habe dieses Wochenende meine Tochter nicht. Wollen wir etwas auf die Jagd gehen?"

Ich hätte normal nicht gezögert, aber irgendetwas in mir ließ mich innehalten. Ich wusste nicht was es war. Sonst hatte ich doch nie gezögert, wenn es darum ging Bestiendinge zu tun. Was hatte sich jetzt verändert? Verärgert über mich selbst, schüttelte innerlich den Kopf. Das war doch Blödsinn. „Klar. Ich gebe Avery und Aiden Bescheid."

Bleeding DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt