6. Psycho-Killer

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»Okay, verdammt, ihr könnt mich loslassen«, zische ich wütend und versuche ihnen meine Arme zu entreißen, ohne dabei meine Arme vom Körper zu reißen. Im nächsten Moment werfen mich Penelopes Bodyguards auf den Sessel zurück, den ich noch vor zehn Minuten besessen hatte.

Nachdem ich sie als eine Spinnerin abgestellt hatte bin ich so schnell gerannt, wie ich nur konnte. Ich wollte weg von hier. Ganz weit weg von diesem Blödsinn. Diesen Lügen. Ich rannte solange ich nur konnte aber selbst gegen ein Auto schaff ich es nicht. Ihre Bodyguards haben mich mit dem Auto eingeholt, sich quer auf der Straße vor mir gestellt, mich gepackt und dann ins Auto gezerrt.

Ich wollte mich wehren, aber ich wusste es wäre aussichtslos gewesen. Zum einen, weil ich meine Kräfte heute aufgebraucht habe und zum anderen ... was soll ich gegen diese Männer tun? Sie sind mindestens zwei Köpfe größer als ich und muskelbepackter. Wäre mein Messer bei mir, hätte ich eine Chance gehabt. Mit einem Messer kann ich umgehen – mit den Fäusten eher nicht. Im Gefängnis hab ich zwar etwas an Kraft aufgebaut, aber dennoch bin ich nicht gut darinnen richtig zu treffen. Kraft hin oder her, wenn ich nicht treffsicher bin, dann bringt es sowieso nichts.

Als ich Penelope, meine angebliche Großmutter, ins Gesicht sehe versuche ich mir nicht anmerken zu lassen, dass mein Stolz etwas angekratzt wurde. Ich hab große Töne gespuckt, sie auch noch beleidigt und dann sitze ich wieder hier, vor ihr, wie ein Haufen Elend. In ihrem Gesicht steht Zufriedenheit und Traurigkeit geschrieben. Traurig, weil ich gegangen bin und zufrieden, weil ich wieder zurück bin. Sie sieht mich an, ein kaum merkliches Lächeln, um ihre pink übermalten Lippen. Ich verbiete es mir, weg zu sehen. Ich darf mich nicht klein machen, auch wenn ihre Nähe mir Unbehagen bereitet.

»Elijah«, sagt sie und ihre Stimme ist sanft. »Marco«, korrigiere ich sie mit zusammengebissenen Zähnen. Ich muss gerade wie ein streunender Hund aussehen. Mit den zusammengebissenen Zähnen, der dreckigen Kleidung und dem Gerück nach Scheiße, Erbrochenem und Schweiß. Also eine Dusche wäre unbedingt nötig. Wenn ich weiter so stinke und so aussehe werde ich mich bald selbst nicht mehr ernst nehmen können. Im Knast war es egal wie man gerochen hat, denn alle rochen genau so, oder sogar schlimmer. Wundert mich irgendwie etwas, das ich gestern dennoch ein Mädchen schnappen konnte. Na gut, sie war auch angetrunken und hatte Lust auf Sex, mit egal wem.

»Entschuldige, nach der Gewohnheit.« Kurz lache ich auf. »Welche Gewohnheit? Ich kenne Sie nicht. Genau so wenig wie Sie mich kennen.« Ihre Mundwinkel wandern weiter nach oben. »Aber ich kenne dich sehr gut, Marco.«
»Sie haben mich vorher Elijah genannt, also inwiefern kennen sie mich bitte gut?« Schmunzelt überschlägt sie ihre Beine und legt ihre Hände auf ihrem Knie. »Du wurdest in Ohio geboren. Deine Eltern sind Diana Grey und Tyler McCartney. Dein Vater hat dich geschlagen und im Alter von sieben Jahren hast du ihn getötet. Danach bist du abgehauen, hast weiter getötet, bist dann in die Adamsbegann Psychiatrie gelandet bist. Dann im Gefängnis, wo du weiter getötet hast, bis du gestern entlassen wurdest, weil jemand großzügiges eine Menge Geld für deine Freiheit hergegeben hat.«

Ich bin erstaunt über die Sachen, die sie weiß aber gleichzeitig ist es nichts, das jemand anderes auch mitbekommen hätte. Schließlich war ich Weltweit im Fernsehen.

Marco McCartney, der Psycho-Killer. Das bin ich. Unter dem Titel bin ich überall bekannt.

Ich stütze meine Ellbogen auf meinen Knien ab und lehne mich etwas vor. Mit schiefgelegenen Kopf betrachte ich die alte Frau, die meine Großmutter sein soll. »Nur weil Sie all diese Sachen wissen, bedeutet es nicht, dass Sie mich kennen. All diese Informationen sind oberflächlich.« Überraschenderweise nickt sie daraufhin, als hätte ich wirklich etwas schlaues gesagt. Nicht, dass ich immer was dummes sage.

»Da wir diese Ich-kenn-dich-Sache nun geklärt haben, können Sie mich bitte gehen lassen?«
»Marco, das kann ich nicht.« Laut seufze ich. »Wieso nicht?«, meckere ich. »Willst du den gar nichts wissen?« Ich will alles wissen aber nicht von einer Frau, die Dinge behauptet, die niemals so sein können. Sie ist nicht meine Großmutter. Meine Mutter hat meinen Mord an sie nicht überlebt und ist auch nicht geflüchtet und hat mich im Stich gelassen. Das würde Diana nicht. Sie hat mich geliebt, wie eine Mutter es eben tut. Nur auf ihre eigenartige Weise. Tyler hingegen ... »Nein, will ich nicht. Also kann ich jetzt gehen?«

MaliciousWo Geschichten leben. Entdecke jetzt