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Am Strand angekommen, half ich Luis sein Fahrrad an den Fahrradständern abzuschließen. Danach gingen wir runter an den Strand. Wir zogen unsere Schuhe aus und gingen an das Wasser. „Alles gut?", fragte ich ihn. Er nickte nur und ging mit seinen Füßen tiefer in das Wasser. Ich folgte ihm. „Wollen wir Muscheln sammeln? Wer die schönsten hat, hat am Ende gewonnen?", schlug ich vor. „Ja.", sagte er und seine Augen strahlten. Er machte sich direkt auf die Suche. Ich schaute ihm eine Weile zu, bis ich dann auch anfing Muscheln zu suchen. Ich hatte noch keine Hand voll, als Luis schon zu mir zurückkam und sein T-Shirt voll mit Muscheln hatte. Wir setzten uns vor das Wasser und schauten, welche Muscheln die schönsten waren. Natürlich hatte Luis viel Schönere als ich gefunden. „Wollen wir die schönsten der Mama mitbringen?", fragte ich ihn. Er nahm sich die schönsten und steckte sie in seine Hosentasche. „Können wir noch ein Stückchen am Meer langlaufen?", fragte er mich. Er nahm meine Hand und zog mich mit Schwung aus dem Sand. „Bist du glücklich?", fragte mich Luis. „Ich denke schon, aber manchmal habe ich das Gefühl, als würde ich nicht das richtige machen. Als würde etwas fehlen, doch ich weiß nicht was.", erklärte ich ihm. Er nahm meine Hand und hielt sie fest. „Ich werde immer bei dir sein.", sagte er dann und lächelte mich an. Ich lächelte zurück. „Ich werde auch immer bei dir sein. Ich habe dich so Doll lieb!", sagte ich und zog ihn in eine Umarmung. Er drückte mich ganz fest. „Hast du mit Papa gesprochen?", fragte er mich plötzlich. „Ja, wieso?", wollte ich wissen. „Ich möchte das er glücklich ist."; beichtete er mir. „Wie meinst du das? Er ist doch glücklich.", fragte ich verwirrt. Luis blieb stehen und schaute mich an. „Er wollte schon länger wieder an den Wochenende weg. Also nicht an allen aber er wollte mal wieder weg.", erzählt mein Bruder mir. „Woher weißt du das?", fragte ich ihn. „Ich habe Mama und Papa darüber reden hören. Er fühlte sich total schlecht, dass er diesen Wunsch hat. Er wollte uns nicht alleine lassen. Vor allem nicht mich. Ich weiß, dass ich eine große Last bin.", sagte er. Ich zog Luis an mich und umarmte ihn. „Luis das möchte ich nie wieder hören! Du bist keine Last für uns. Du bist das Beste, was uns al Familie je passieren konnte. Wir haben dich alle so unglaublich lieb!", sagte ich. „Ich möchte nie wieder, dass du so über dich denkst. Papa wieder an den Rennen teilnehmen möchte, hat nichts mit dir zu tun. Er hat hart dafür gearbeitet und natürlich möchte er es dann auch ausleben. Aber er ist für Mama, für mich und für dich dann Zuhause geblieben, weil Familie nun mal ganz oben steht. Aber nun sind wir älter. Du bist 15 und ich bin 20. Ich bin erwachsen und du in ein paar Jahren auch. Wir brauchen nicht mehr die Hilfe von unseren Eltern. Wir sind eigenständig geworden. Deswegen will Papa wieder an den Rennen teilnehmen. Er weiß, dass wir ihn nicht mehr so sehr brauchen wie noch vor 10 Jahren.", machte ich ihm klar. „Dann sei nicht mehr traurig.", antwortete er. „Ich bin nicht traurig.", sagte ich. „Du warst es aber, als Papa meinte, dass er wegfährt.", erzählte Luis. „Du hast recht. Ich war traurig, aber nur, weil ich nicht wollte das er weggeht.", gestand ich. „Aber Papa kommt immer wieder zurück!", sagte Luis und lächelte. Ich lächelte zurück und nickte. „Ja, Papa wird immer zurückkommen." Ich ließ ihn aus der Umarmung und gingen noch den Weg am Meer zurück zu dem Fahrradständer, wo Luis Fahrrad war. Die Sonne ging schon langsam unter. Bis wir unsere Schuhe wieder anhatten vergingen gefühlte Stunden, da wir den Sand nicht wirklich von unseren Füßen bekommen konnten. Wir liefen ganz entspannt nach Hause. Luis schob neben mir sein Fahrrad. Zuhause angekommen, half ich Luis sein Fahrrad wieder gut zu verstauen. „Und wie war es?", fragte mich unsere Mutter an der Haustür. Luis grinste: „Es war wirklich schön. Wir haben die Muscheln mitgebracht. Aber nur die schönsten." Er griff in seine Hosentasche und zog die Muscheln raus. Er öffnete die Hand von unserer Mutter und legte einzeln die Muscheln auf ihre Hand. „Oh, die sehen aber hübsch aus. Habt ihr die gesammelt?", wollte sie wissen. „Luis hat die schönsten gefunden.", sagte ich und lächelte ihn an. „Die lege ich in das Regal.", beschloss meine Mutter und ging hinein. Wir gingen ihr hinter her und schauten ihr zu, wie sie die Muscheln einzeln sorgfältig in das Regal legte. Luis wirklich sehr stolz auf sich. „Ich gehe jetzt duschen, komme danach noch mal runter. Dann können wir zusammen ein Film gucken, wenn du möchtest.", sagte ich zu ihr. Sie nickte nur und schaute auf die Muscheln. Sie war schon lange nicht mehr am Strand gewesen. Zeitlich schaffte sie es einfach nicht. Ich ging hoch in mein Zimmer und nahm mir meinen Pyjama. Ich legte ihn auf das Waschbecken und öffnete meinen Zopf. Meine braunen Haare fielen auf meine Schultern. Ich bürstete sie kräftig durch und zog mir dann meine Sportsachen aus. Ich drehte die Dusche auf und lies das lau warme Wasser über meinen Körper fließen. Endlich ging der restliche Sand von meinen Füßen ab. Ich musste dabei schmunzeln. Es hat mich schon als Kind genervt, dass der Sand recht schlecht von den Füßen ging. Ich shampoonierte mir die Haare und dann den Körper ein. Das piepen meines Handys lies mich dann kurz zusammenzucken. Ich drehte das Wasser so schnell wie möglich ab und schnappte mir mein Handtuch. Ich rannte, noch mit komplett nassen Haaren, in mein Zimmer zu meinem Bett und schnappte mir mein Handy. „Ja?", ging ich an mein Handy. „Na El, was machst du gerade schönes?", fragte mich Kaya an der anderen Leitung. Ich schaute an meine Tropfenden Haare runter. „War gerade duschen, denn Luis und ich waren am Strand. Und du?", fragte ich sie. „Ob habe ich dich gestört?", wollte sie wissen. „Ach gar nicht.", log ich sie an und schaltete den Anruf auf den Lautsprecher. „Okay, gut denn ich habe so viele Fragen an dich und ich muss dir so viel erzählen.", schrie sie quasi durchs Handy. Ich trocknete mich ab und wickelte mich in meinen Bademantel, bevor ich mich dann an meine Haare machte. „Ich bin gespannt.", ermutigte sie und wartete neugierig auf ihre Fragen. „Okay, okay. Also, wie war dein erster richtiger Tag in der Praxis? Hat es dir spaß gemacht, hast du junge und sexy Väter kennengelernt?", wollte Kaya wissen. Ich musste loslachen. „Nein, ich habe keine jungen und sexy Väter kennengelernt. Ich begleite auch nur eine junge Mutter mit ihrem Sohn. Und so war mein erster Tag, naja, anders als ich dachte.", versuchte ich ihr zu erklären. „Du klingst aber nicht mehr so begeistert, wie am Anfang? Was ist passiert?", wollte sie weiterwissen. „Ich glaube, ich muss meine Erwartungen einfach ein wenig runterschrauben und die Zukunft auf mich zukommen lassen.", gab ich kleinlaut zu. „El, du kennst dich doch wohl am besten und du weißt doch genau, dass du die Zukunft nicht einfach auf dich zu kommen lassen kannst. Du musst einfach alles immer irgendwie planen oder organisieren. Spontan steht dir einfach nicht.", lachte Kaya. „Vielleicht muss ich mir das einfach von dir abgucken.", scherzte ich. „Ja, dass solltest du wohl. Spontan ist mein zweiter Vorname. Einfach so in den Tag leben ist einfach so entspannt.", sprach Kaya quasi zu sich selbst und ich sah sie vor meinem inneren Auge, wie sie durch Berlin schlenderte, ohne wirklich ein Ziel zu haben. „Aber jetzt mal im Ernst Elia.", schlug sie nun einen ersteren Ton an. „Bist du dir wirklich sicher, dass es an dir lag, dass dein erster Tag so blöd lief? Ich mein, du kennst die Praxis seit Jahren und eigentlich auch Frau Haynes. Es kann doch nicht sein, dass du zu hohe Erwartungen hattest. Komm schon, was ist wirklich vorgefallen?". Ich hörte auf meine Haare zu kämmen und schaute mich im Spiegel an. „Ich bin einfach zu emotional an die Sache herangegangen. Ich dachte, dass ich eine gute Distanz zu meinen Patienten haben werde und, dass ich berufliches und privates trennen kann, aber direkt bei meinem ersten Patienten war das hinfällig. Es hat mich komplett mitgenommen und mir tat sie so leid. Ich konnte ihr einfach schlecht helfen und habe mich einfach so schlecht gefühlt.", gestand ich. „Hey, El. Es war erst dein erster Tag. Du wirst dich daran gewöhnen und irgendwann wird es dein Alltag sein. Du musst erst mal lernen, dein privates und berufliches zu trennen. Aber ich weiß, dass du das schaffen wirst und jetzt lass dich davon nicht unterkriegen. Sonst komme ich höchst persönlich aus Deutschland zurück nach Hause und trete dir in den Hintern!", drohte sie mir. Ich musste grinsen, denn ich wusste genau, dass sie es wirklich ernst meinte. „Ja, ich versuche es.", sagte ich leise. „Lauter!", schrie Kaya. „Ja, ich werde es versuchen!", schrie ich sie zurück an. „Geht doch.", lachte sie. „Ich habe dich lieb, El. Du schaffst das.", sagte sie und legte auf. Ich nahm meine Haarbürste wieder in die Hand und machte mich an meine halb trockenen Haare zu schaffen. Danach zog ich meinen Pyjama an und machte mich auf den Weg zu meiner Mutter runter in das Wohnzimmer. „Wer hat denn da so rumgeschrien?", wollte sie wissen, als ich mich neben sie auf die Couch fallen ließ. „Kaya.", sagte ich nur knapp und musste Lachen. „Oh, wie geht es ihr denn?", fragte meine Mutter. „Ich glaube sehr gut. Aber frag mich nicht, was sie so tut, denn ich glaube sie hat selbst keine Antwort darauf.", antwortete ich ihr. Sie zog ihre Augenbrauen hoch und nickte.

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