Mein Vater parkte auf dem Parkplatz und wir stiegen aus. Wir liefen rüber zur Rennstrecke aber blieben beide still. Ich schaute zu ihm herüber, als er auf einmal nicht mehr neben mir lief. „Wo willst du hin?", fragte ich ihn und schaute ihn verwirrend an. „Komm einfach mit, ich will dir etwas zeigen.", sagte er und winkte mich zu ihm. Ich folgte ihm unsicher. Wir gingen direkt auf den Eingang zu. „Wir können doch da nicht rein.", sagte ich und blieb stehen. „Achja?", sagte er und steckte einen Schlüssel in das Tor. Nach einem klicken drückte er das Tor auf und schaute mich an. „Tada!", sagte er und lachte. „Aber wie?", fragte ich ihn nur und ging an ihm vorbei. „Durch meinen Job habe ich ein paar Vorteile.", sagte er nur knapp und schloss das Tor wieder hinter mir zu. Auf dem Weg zu den Boxen hakte ich mich bei meinem Vater unter. „Was möchtest du sehen?", sagte er und blieb stehen. „Puh eigentlich gar nichts, ich will mich einfach nur hierhin setzen und die Zeit mit dir genießen. Habe schon genug Stress auf der Arbeit und der Uni, da will ich jetzt einfach mich entspannen.", sagte ich schließlich und ging Richtung Strecke. „Okay, kann ich verstehen. Warte hier lang!", sagte er und zeigte auf eine kleine Öffnung im hohen Zaun. Wir krochen beide hindurch und setzen uns dann hin. „Willst du mir erzählen was so stressig auf der Arbeit ist?", fragte mein Vater mich sanft. Ich atmete einmal tief ein und aus und legte meinen Kopf auf die Schulter von meinem Vater. „Einfach alles.", sagte ich und ein leises Lachen überkam meinen Vater. „Bitte spezifischer El.", sagte er dann. „Ich weiß nicht ob es das Richtige für mich ist in diesem Therapiezentrum zu arbeiten. Vor allem nicht mit Estelle. Sie macht mich echt wahnsinnig.", sagte ich dann und wieder lachte mein Vater. „Ich kann dich sehr gut verstehen. Aber wenn du das nicht möchtest, gibt es bestimmt tausende andere Orte wo du therapieren kannst.", sagte er. „Ja natürlich gibt es die, aber ich möchte mit Kinder mit Gendeffekten arbeiten. Ich finde sie haben es einfach verdient das man ihnen hilft.", gestand ich und schaute auf den Asphalt. „Und wenn du fürs Erste erst einmal dich nur auf die Physiotherapie konzentrierst? Du machst damit deinen Abschluss und kannst dich danach doch immer noch spezialisieren? Es läuft dir doch nichts weg und in der Zwischenzeit kannst du in anderen Bereichen reinschauen. Vielleicht änderst du ja deine Meinung.", erklärte mein Vater mir. „Und wo soll ich meinen praktischen Teil machen? Ich brauche eine Arbeit.", fragte ich ihn. Er zuckte mit den Schultern. „Darauf habe ich leider keine Antwort. Schau doch mal im Internet. Du musst ja auch nicht in den Niederlanden bleiben. Vielleicht kannst du in Deutschland was Besseres finden.", gestand er dann und streichelte über meinen Rücke. Ich wusste, dass ihm das schwer fiel zu sagen. „Ich will hier nicht weg. Ich will dich, Mama und Luis nicht verlassen. Ihr seid meine Familie.", sagte ich. „Manchmal muss man aber mal seine Umgebung verlassen um sich selber zu entdecken.", sagte er kühl. „Wie meinst du das?", fragte ich und richtete mich auf, damit ich ihm direkt in die Augen schauen konnte. „Ich bin manchmal froh von hier weg zu sein. Auch wenn es nur ein Wochenende ist. Ich habe manchmal das Gefühl, dass mich die Wände zuhause erdrücke. Ich liebe euch und unser Zuhause, aber jeden Tag das Gleiche zu sehen ist schwer für mich.", sagte er und ich hörte die Trauer in seiner Stimme. Ich wusste was er meinte. Dieses Gefühl bekam ich auch immer öfter. „Ich weiß was du meinst.", sagte ich schließlich. „Wir sollten wieder zurückgehen, du musst morgen arbeiten!", sagte er dann und stand auf. Er hielt mir seine Hand hin um mich hoch zu ziehen. „Ja, lass uns nach Hause gehen.", bestätigte ich ihn. Arm in Arm liefen wir zurück in die Boxengasse, diesmal den langen weg. Am Auto angekommen schaute ich mir die Rennstrecke noch mal an. Ich wusste, dass ich nicht im Therapiezentrum glücklich werden würde, dafür steckt zu viel von meinem Vater in meinen Genen. Mein Traum war die Formel eins und irgendwann werde ich es auch dahin schaffen. Aber erst muss ich mein Studium schaffen, danach steht mir die Welt offen. Ich setzte mich ins Auto, öffnete das Fenster und ließ die kalte Abendluft um meine Haare fliegen.
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Stay fast
RomanceAls Frau ein Formel 1 Fan zu sein, kann ganz schön hart sein. Alle glauben, dass du keine Ahnung von dem Sport hast, sondern es nur schaust, weil die Fahrer so attraktiv sind. Aber das ist einfach nur grundlegend falsch. Man kann auch als Frau ein F...