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Ich hatte Killian schon recht lange nicht mehr gesehen, was aber auch daran lag, dass wir uns eigentlich nie alleine trafen. Dementsprechend war ich ein wenig nervös. Okay, das war die Untertreibung des Jahrhunderts. Ich war wirklich nervös, obwohl ich nicht recht wusste weshalb. Es war nur Killian und ihn kenne ich schon seit ich klein bin. „Fährt Papa nach Portugal?", fragte ich meine Mutter morgens am Frühstückstisch. Sie zuckte min den Achseln. „Weiß ich gar nicht. Ich hoffe mal nicht, denn dann können wir alle zusammen mal wieder ein Rennen gucken.", sagte sie und lächelte mich an. „Ja, dass wäre wirklich schön. Aber ich hatte auch Killian eingeladen, ich hoffe das ist kein Problem?", fragte ich vorsichtig. „Killian?", fragte meine Mutter und runzelte die Stirn. Ich nickte nur knapp und versuchte mich auf mein Frühstück zu konzentrieren. „Kommt Kaya auch?", wollte sie dann wissen. Ich schüttelte den Kopf. „Sie ist gerade in Hamburg.", sagte ich knapp und hoffte, dass somit das Thema einfach abgeschlossen war. Meine Mutter zog aber die Augenbrauen hoch. „Also trefft ihr euch allein, ohne sie?", hakte sie nach. Ich atmete hörbar schwer aus. „Ja, dass tuen wir.", sagte ich dann nur und stand auf. Mir war der Appetit vergangen. „Läuft da was zwischen euch?", fragte sie dann direkt. „Nein, wieso?", fragte ich. „Er ist viel zu alt, Elia.", sagte sie dann und schaute mich an. „Er ist nur 5 Jahre älter als ich.", stelle ich klar. „Ja, siehst du. 5 Jahre sind viel.", erklärte sie. „Ich muss jetzt los, ich möchte darüber nicht reden. Er ist doch wie ein Bruder für mich Mama.", stellte ich klar und ging dann nach oben in mein Zimmer. Ich nahm meinen Rucksack und machte mich wieder auf den Weg zur Arbeit. Diesmal war ich ein wenig spät dran, sodass Amilia schon im Wartezimmer saß. Ich ging schnell an ihr vorbei. Estella saß wie immer hinter ihrem Schreibtisch. „Guten Morgen Estella.", sagte ich so freundlich wie nötig. Sie schaute mich kurz an und machte dann an ihrem Computer weiter. „Ist Frau Dumont schon da?", wollte sie wissen. Ich nickte nur. „Okay, dann hol sie doch bitte rein. Und nicht wundern, Luuk ist heute nicht dabei. Er ist krank.", gab sie mir bescheid und trieb mich mit einer Handbewegung raus zu Amilia. „Frau Dumont?", fragte ich in den Raum und sah nur wie sie direkt von ihrem Stuhl aufsprang. „Hallo Elia, schön sie wieder zu sehen. Luuk ist leider krank.", erklärte sie. Ich nickte nur und führte sie, wie immer, stillschweigend in den Raum. Als Estella Amilia sah, zog sie ihre Brille ab und schob sich mit ihrem Stuhl von ihrem Schreibtisch weg. „Frau Dumont, schön sie wieder zu sehen. Ich wünsche Luuk natürlich gute Besserung und hoffentlich ist er schnell wieder fit.", sagte sie und schob sich dann wieder zurück an den Schreibtisch und setzte die Brille auf. Ich rollte mit den Augen. „Ich habe heute leider nicht so viel Zeit, aber Elia wird natürlich wieder alles mit ihnen besprechen.", sagte sie dann zu meinem entsetzen. „Elia klärt sie nur über die Fortschritte von Luuk auf und mehr haben wir heute auch nicht vor.", sagte sie dann und stand dann endgültig auf. Sie nickte uns beiden zu und verließ den Raum. Ich war einfach sprachlos. Estella hatte nichts davon mit mir abgesprochen. Ich war total überfordert, da ich nichts vorbereitet hatte. „Ist sie immer so?", unterbrach Amilia dann die Stille. Ich schaute sie an. „Was genau meinen sie?", wollte ich wissen. „Naja, Estella. Ich glaube sie kann nicht so gut mit Erwachsenen oder?", sagte sie und lachte. Über meine Lippen huschte ein kleines Lächeln. „Ja, vielleicht.", sagte ich dann nur knapp und holte meinen Laptop aus dem Rucksack. „Sie wissen gar nicht, was sie mir sagen sollen, habe ich recht?", stellte sie dann recht schnell fest. „Ja, leider. Ich wusste davon leider auch nichts. Sie hatte mir gerade erst Bescheid gegeben, dass Luuk heute krank ist und ich habe jetzt wirklich keine Ahnung, was ich ihnen sagen soll. Luuk ist ja noch nicht so lange bei uns, weshalb ich noch keine Vor- und Nachher Eindrücke von ihm habe.", erklärte ich ein wenig beschämend. Sie tätschelte mich nett gemeint am Arm. „Ist doch kein Problem, wir können uns doch auch so einfach unterhalten.", schlug sie dann vor. Ich wusste nun echt gar nicht mehr, was ich machen sollte. Ich wollte nicht unhöflich sein und sie nach Hause schicken, was ich aber eigentlich hätte tun müssen, aber ich sah ihr an, wie froh und glücklich sie war hier zu sein. Ich wollte aber auch nicht mit ihr ins private rutschen. „Sie können mir gerne erzählen, wie sich Luuk so Zuhause verhält. Dann kann ich mir ein paar Notizen dazu machen.", schlug ich dann vor. Ihre auch fingen an zu leuchten. „Ja, gerne. Natürlich!", sagte sie dann ein wenig zu hektisch und fing an von Luuk zu reden. Am Ende hatte ich dann drei Seiten voller Informationen von Luuk. Ich speicherte die Dokumente ab und schaute dann auf die Uhr. Es war nur eine Stunde vergangen. „Mehr können wir heute leider nicht machen, Frau Dumont. Wenn sie wollen, können sie jetzt zu Luuk nach Hause gehen. Er wird sie doch sicherlich vermissen.", sagte ich dann und lächelte. Um sie ein wenig zu drängen stand ich dann schnell auf, bevor sie noch etwas erzählen konnte. Ein wenig verwirrt stand sie dann auch auf und nahm ihre Jacke in die Hand. „Es war wirklich schön einfach so mit dir zu Quatschen.", sagte sie dann und lächelte mich an. Ich lächelte zurück. „Ja, dass fand ich auch. Drücken sie Luuk schön von mir und wir sehen uns dann nächste Woche.", verabschiedete ich sie dann. Sie zog sich ihre Jacke an und verschwand in das Wartezimmer. Ich rieb mir vor Erschöpfung mit den Händen über das Gesicht. Ich erschrak, als es plötzlich an der Tür klopfte. Eine Praxisangestellte vorne aus dem Empfangsbereich stand in der Tür. „Erstelle gab mir die Aufgabe, dir Bescheid zu geben, dass du nach Hause gehen kannst, wenn Frau Dumont gegangen ist.", sagte sie dann nur knapp und machte die Tür dann wieder hinter sich zu. Ich legte meinen Kopf auf meinem Laptop ab und war einfach nur genervt. Ich holte mein Handy raus und schrieb meinem Vater. Biest passt wirklich gut. Ich bekam einen lachenden Emoji zurück. Habe ich richtig gehört, dass Killian am Wochenende zu uns kommt um mit uns den Grand Prix anzuschauen? schrieb mir dann mein Vater. Eventuell, antwortete ich ihm und ließ mein Handy in meine Jackentasche rutschen. Ich packte alles zusammen und zog mir meine Jacke an. Ich schaute auf dir Uhr. 11:30 Uhr. Ich war mehr als genervt. Ich sollte eigentlich bis 16 Uhr hier sein und so wirklich lernen tue ich nichts hier. Ich verabschiedete die anderen Kollegen und ging dann raus. Es war Freitag, was soll ich mit der freien Zeit anfangen? Doch dann hielt ein Auto vor der Praxis und die Beifahrerscheibe fuhr hinunter. Im Auto saß mein Vater. „Was machst du denn hier?", fragte ich ihn verwirrt. „Naja, ich hatte mit deiner Mutter gesprochen und sie findet es gar nicht gut, dass Killian mit uns das Rennen guckt. Also dachte ich mir, wir könnten zusammen nach Portugal fliegen und das Rennen live ansehen.", erklärte er mir. Ich war sprachlos. „Du hast es vergessen oder?", stellte er dann recht schnell an meiner Reaktion fest. „Was sollte ich vergessen haben?", fragte ich. „Komm.", er winkte mich ins Auto. „Steig erst mal ein. Dann können wir darüber quatschen." Ich lief ums Auto und stieg auf der Beifahrerseite ein. „Was meinst du denn jetzt?", fragt ich ihn noch mal. Er manövrierte das Auto wieder in den Straßenverkehr. „Ich hatte dir doch versprochen, dass ich mit meinem Chef reden werden, damit ich an ein paar Rennen dich mit nehmen darf, damit wir ein wenig El und Pa Zeit haben können.", versuchte er mich wieder daran zu erinnern. Langsam kam die Erinnerung wieder zurück. „Ja doch ich kann mich noch daran erinnern, aber ich dachte nicht, dass du wirklich mit deinem Chef darüber reden wirst." Mein Vater zog eine Augenbraue hoch. „Du bist doch meine Tochter oder?", fragte er ironisch. „Ich denke schon.", gab ich ironisch zurück. Er lachte. „Ja, dann müsstest du am besten wissen, dass ich zu meinem Wort stehe." Ich nickte. Natürlich hatte er recht und er wusste auch, dass ich es vergessen hatte. Umso schöner war es dann aber natürlich, dass er daran wirklich gedacht hat und es wirklich erfragt hat. Ich habe wirklich einen tollen Vater. Als ich dann noch bemerkte, wohin wir genau fahren, wusste ich, dass er der aller beste Vater auf der ganzen Welt war. „Rennstrecke?", fragte ich. „Rennstrecke.", antwortete er. 

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