Inkonsequent Kapitel 1

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Vorwort:

Diese Geschichte hat ein wenig mit meinem One Shot (Übereinkunft) zu tun. Übereinkunft ist sozusagen die Vorgeschichte und spielt etwas über 2 Jahre vor dieser hier.

Im Gegensatz zum Vorgänger wechselt hier die Sicht der Charaktere. Und wie in Übereinkunft ist der kursive Text Laws Gedankengänge, die ihm ab und zu in den Kopf schießen.

Kapitel 1

~Law~

Seit sechs Monaten bin ich mittlerweile mit meinem Medizinstudium fertig, und arbeite in der Uniklinik als Assistenzarzt. Leider ist es ab und zu auch notwendig Dienste in der Notaufnahme zu absolvieren... wie ich diese Tage hasse. Die Notaufnahme ist immer voll mit Patienten, auch mit eher unnötigen Fällen. Diese Leute sind meistens auch noch sehr anstrengend, da sie wegen jeder Kleinigkeit in Panik geraten. Einfach nur mühsam.
Einen Schluck von meinem Lieblingsgetränk, Kaffee, nehmend gehe ich die aktuellen Patienten durch. Bis jetzt sehe ich nur harmlose Fälle, zum Teil sogar Krankheiten die auch der Hausarzt behandeln könnte. Selbst schuld, wenn diese Menschen zu uns kommen. Wir behandeln natürlich die wichtigen Fälle zuerst und nicht die, die zuerst kommen. Mit etwas Glück wird heute ein ruhiger Tag.

Die Tür zur Notaufnahme wird plötzlich geräuschvoll eingetreten, und zwei Männer betreten laut fluchend den Eingangsbereich der Notaufnahme. Eine Augenbraue hebend fluche ich leise in mich hinein. Zu früh gefreut, dass sieht übel aus. Von weitem erkenne ich bereits, dass der rothaarige Riese, er muss an die zwei Meter groß sein, eine klaffende Wunde am Kopf hat. Der Blonde versucht ihn beim Gehen zu unterstützen, wird aber jedes Mal weggestoßen – scheint als würde der große Affe einen auf starken Mann machen wollen.

Die Situation noch nicht richtig erfasst, höre ich plötzlich wie der Verletzte lauthals durch den Raum brüllt: „Ich lass mich nur von dem scharfen Doc da hinten behandeln!", und dabei mit seinen Fingern eindeutig auf mich zeigt. Mir wäre fast mein Kaffee auf den Boden geknallt, so perplex bin ich über diese Aussage. Ohne dieses Verhalten zu kommentieren, gehe ich auf den großen Hünen zu und ignoriere dabei die neugierigen Blicke der anderen Patienten. Würde seine Wunde, von weitem schon, nicht schon so schlimm aussehen, hätte ich ihn vollkommen ignoriert und einen anderen Arzt geholt. Aber meine Ethik als Arzt lässt das leider nicht zu. Vor ihm zum Stehen kommend, muss ich feststellen, dass meine zwei Meter Einschätzung vermutlich nicht mal so falsch war. Trotz des Größenunterschieds kann ich erkennen, dass es sich nicht um eine extrem tiefe Verletzung handelt. Allerdings will ich ihn mit seinem frechen, aufdringlichen Spruch nicht davonkommen lassen. An der Schulter drücke ich ihn in einen der Sitze im Wartebereich runter, gebe ein gelangweiltes „Stillhalten!" von mir, und untersuche seine Schnittwunde augenscheinlich genauer. Natürlich fällt mir auf wie er mich, seit ich mich vom Tresen wegbewegt habe, die ganz Zeit genauestens beobachtet. Er muss Schmerzen haben und trotzdem begutachtet er mich genauestens. Er sollte eigentlich gerade andere Probleme haben. „Das muss gereinigt, und genäht werden.", ich deute ihm in Behandlungsraum zwei zu gehen. Sein blonder Kumpel macht Anstalten ihm zu folgen. „Wenn Sie kein Verwandter sind, können Sie nicht mit hineinkommen.", stoppe ich ihn und drücke ihm ein Anmeldeformular in die Hand. „Sie können das in der Zwischenzeit für ihren Partner ausfüllen.", mit diesen Worten folge ich dem rothaarigen Riesen in den Behandlungsraum.

Hinter mir die Tür schließend sehe ich wie sich mein Patient bereits auf die Liege setzt und brav wartet – so schlecht sieht er gar nicht aus... und diese Muskeln. Während ich alle nötigen Utensilien, wie Desinfektionsmittel, Tücher, Nadel und Faden zusammensuche und auf ein Tablett lege, höre ich wie er plötzlich „Biste noch zu haben?" raushaut. Mitten in meiner Bewegung stillhaltend atme ich einmal tief durch – was für ein anstrengender Charakter. „Bitte legen Sie sich auf die Liege", ignoriere ich ihn einfach.
Solche Typen kenne ich nur zu genüge, springen von einem Abenteuer zum nächsten. An und für sich eigentlich kein Problem, aber ich habe alles was brauche. Mein Arrangement mit Marco (Übereinkunft) ist mir mehr als angenehm und auch wenn es kein Problem für ihn wäre, ist es mir einfach viel zu anstrengend mich mit mehreren zu treffen. „Wie heißen Sie?", frage ich ihn, während ich mir die Latexhandschuhe anziehe. „Kid, Eustass Kid", grinst er mir entgegen und beobachtet mich wieder ganz genau bei meiner Tätigkeit.
Ich nehme das Desinfektionsmittel und gebe etwas davon auf die Tücher. „Wie ist das passiert?", frage ich ihn. Inzwischen fange ich an die Wunde vorsichtig zu säubern. Er lacht laut los. „So ne Hete dachte, ich will seiner Alten an die Wäsche und hat mir eine Flasche über den Kopf gezogen." Meine Arbeit stoppend starre ich ihn an. „Diesen Koloss von einem Weib hätte ich nie und nimmer angefasst, außerdem ziehe ich einen Schwanz einer Muschi vor." Ich bin etwas irritiert von seinen Kraftausdrücken, möchte allerdings meine Arbeit wiederaufnehmen, als er plötzlich loslacht „Du solltest ihren dummen Macker sehen!" und auf seine Wunde zeigt. „Das da ist noch harmlos, er sieht viel schlimmer aus. Tja mit einem Eustass Kid legt man sich halt nicht ungestraft an." - er ist wohl unheimlich stolz auf diese Auseinandersetzung.
Bei diesem Verhalten kann ich nur noch den Kopf schütteln. „Bleiben Sie bitte still", weise ich ihn an und beuge mich über ihn um die Wunde erneut zu säubern und zu desinfizieren. „Der Schnitt ist nicht tief", gebe ich in meine Arbeit vertieft von mir, merke aber trotzdem wie er mich mit seinen Augen von oben bis unten mustert. Als ich gerade zum ersten Stich ansetzen will, packt mich seine Pranke an meinem Allerwertesten, und zieht mich zu sich runter. „Ich glaub, ich werde ohnmächtig! Kannst du bitte Mund-zu-Mund-Beatmung machen?", raunt er mir ins Ohr – alles klar, das war's wohl mit den Förmlichkeiten.
Mich von ihm zurückziehend, hebe ich fragend meine Augenbrauen. „Was würde Ihr besorgter Freund da draußen dazu sagen?" Der monogame Mensch war ich ja noch nie, aber jemand anderen anzumachen, während der Partner im Nebenraum ist, finde ich schon etwas krass. Bestimmend drücke ich ihn zurück in die Liege. „Halten Sie still, sonst kann ich die Wunde nicht versorgen."

Inkonsequent [Kid x Law]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt