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Malia kauerte in der Höhle eines toten Baumes. Er war schon vor langem umgefallen und bot gerade noch so Schutz vor dem prasselnden Regen.
Der Regen füllte die Flüsse jedoch nicht, brachte sie nicht zum fließen. Er versickerte einfach und hinterließ die Erde ebenso trocken und tot wie vor dem Schauer.

Sie war aber kein Teil dieser Welt. Den durchnässten Mantel zog sie enger um ihren Körper. Der Regen hatte sich in dem Stoff festgesetzt, aber zumindest der Baum hielt sie trocken.

Sie war ein ganzes Stück gekommen, bevor der Regen eingesetzt hatte. Der Palast in der Weite war nur noch schemenhaft zu erkennen. Gerade durch den Regen.
Sie war froh, fort zu sein. Ein wenig sogar über den Zusammenstoß mit Ariaric. Dies hatte ihr geholfen endlich den Palast zu verlassen und die trüben Erinnerungen, die damit verbunden waren.

Die Wahl bereute sie seit dem ersten Tag. Ihre Ankunft verfluchte sie.
Niemand hatte ihr je erklärt, warum die Herrn so versessen darauf waren, dass die Wahl unvoreingenommen ablief. Warum die Frauen ihre Erinnerungen verlieren mussten, damit sie ihrem Herzen folgen konnten und sich für einen von ihnen entschieden.

Sie hatte sich doch auch an die Tage bei dem Herrn der Quelle erinnert. Dennoch hatte sie Ariarics Geschenk gewählt. Es war ihr zu diesem Zeitpunkt richtig erschienen.
Doch der Herr, bei dem sie zuerst gelebt hatte, hatte einen anderen Eindruck gemacht als Ariaric. Es schien, als würde er sich wirklich für die Frau interessieren, die ihn gewählt hatte. Er hatte sie umsorgt und beachtet, noch während Malia bei ihm war und Geschenke erhielt.

Wie lange die Frau schon bei ihm war? Blieben sie vor dem Verfall geschützt, wenn ein Herr sie fürsorglich behandelte?
Aber warum verfiel sie dann nicht der Dunkelheit. Zerbrach nicht, wie einige der Diener es nannten. Er hatte sie doch ebenso ignoriert, wie alle, die nach ihr kamen...

"Nanu? Eine schöne Frau allein?"

Gestohlenes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt