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"Du wirst mich doch begleiten, nicht wahr?", hakte Malia nach einer Weile des Schweigens nach. Sehr direkt verneinte der Mann und erklärte: "Auch ich bin ein Freier Andarr. Für den Herrn bin ich eine Gefahr, die er auslöschen muss." Er drückte einmal ihre Hand. "Und wenn du dich dazwischenstellst wird er auch dich ohne zu zögern töten."

Die Frau nickte und beobachte die Decke der Hütte. Wurzeln brachen an einigen Stellen durch die verdichtete Erde, an anderen waren sie direkt am Übergang abgetrennt worden und präsentierten ihre Jahresringe. In Gedanken zählte sie diese, doch einige waren zu dicht und der Raum zu dunkel.

"Und Ihr seid Euch sicher, dass er nicht zustimmen wird?"
"Ganz sicher.", bestätigte Aurus. "Er gibt nichts her, das ihm gehört. Obwohl jeder gehen kann, wann er will darf dieser das niemals erbitten."
"Diese Welt ist... kompliziert."

"Ich weiß. Einfacher wäre es, ihn einfach zu töten. Doch dafür brauchen wir Hilfe und einen Plan.", murmelte Aurus.
"Ihn töten?" Malia saß sofort aufrecht im Bett. Ihre Gedanken hingen an dem Herrn, den sie gewählt hatte. Er hatte sie zwar ignoriert und hätte sie vielleicht wirklich getötet, wenn ihr Ursprung herausgekommen wäre. Aber deswegen wünschte sie ihm nicht gleich den Tod.

"Ja. Das würde die Wahl ebenfalls aufheben und all sein Besitz ginge auf den Sieger über - dich eingeschlossen. Doch wenn zwei Herren..." Er zuckte zusammen und sah sich um, während die Frau ihn mit weit aufgerissenen Augen ansah. War das Angst oder Entsetzen?

"Aber... er soll nicht sterben. Niemand soll das. Niemand sollte das müssen." Malia packte ihn mit beiden Händen am Arm. "Kannst du ihn nicht einfach nur besiegen? Ihn herausfordern ohne ihn zu töten?"

Aurus betrachtete sie lange. Versuchte ihre Gedanken zu verstehen. Hing sie etwa noch an Ariaric? War ihr sein Schicksal darum so wichtig? Würde sie, wenn sie wählen müsste, zurückkehren? Zu dem Herrn? Oder bei ihm bleiben? Bei einem Prinzen, der ihr nicht mehr als eine winzige Hütte und seine Liebe bieten konnte.
War es überhaupt Liebe? Oder konnte es auch ein Fehler sein? Ein Trick, wie die Hexe ihn beim König angewendet hatte.

"Vieleicht geht auch das.", überlegte der Andarr laut. "Doch eine Herausforderung wird er ablehnen. Ein Hinterhalt ist notwendig, um ihn zur Konfrontation zu zwingen."
"Warum sollte er ablehnen? Solange nach fairen Regeln..."
"Genau darum.", unterbrach Aurus. "Es gelten Regeln. Aber wenn einer der Herren sich an diese halten würde, wäre er nicht dort, wo er jetzt ist. Wichtig ist nur ein weiterer der Herren als Zeuge, der Herausforderer und der Herr selbst. Solange einer fehlt ist niemand gezwungen die Herausforderung anzunehmen."

Malia nickte verstehend. "Aber ihr könnt festlegen, wann jemand verloren hat?"
"Können wir.", bestätigte Aurus. "Vor dem Kampf wird das Ende festgelegt."

"Dann machen wir es so.", entschied Malia.

Gestohlenes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt