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"Hört auf!" Malia eilte in die Runde, nur einen Bruchteil nachdem das einer der Andarr entwaffnet wurde. Das Schwert schlitterte noch über den Boden, während der Kontrahent die Klinge zum tödlichen Streich erhob.
Auf die Regeln hatte niemand geachtet. Die Männer hatten versucht tödliche Treffer zu landen, scheiterten jedoch an der Verteidigung des anderen. Bis ein Schlag zu schnell und präzise die Hand getroffen hatte und der Kämpfer seine Waffe verlor.

Ariaric wäre an dieser Stelle zum Sieger geworden, hätte Malia sich nicht zwischen sie gestellt. Nur Millimeter neben ihrem Hals kam die Klinge zum Stehen.
"Er hat verloren. So war es vereinbart.", brummte der Herr, Aurus legte die Hand auf ihre Schulter. Blut drang auf ihr Kleid. "Noch bin ich nicht am Boden...", antwortete er und die Klinge erschien wieder in der anderen Hand.

"Nein. Es ist vorbei." Sie rührte sich nicht. "Ich habe gesehen, wie ihr euch töten wolltet. Beide. Das ist gegen die Regeln. Niemand sollte sterben."
"Er ist verletzt.", korrigierte Ariaric und richtete die Klinge neu aus. Die Spitze zeigte auf ihren Hals. Eine Bewegung und er würde sie töten.

"Das ist meine Schuld." Sie hielt seinem erstaunten Blick stand. "Wäre ich nicht gegangen, wären wir nicht hier." Vorsichtig sah sie zu Aurus zurück. Sein Griff verfestigte sich.
"Ich dachte wirklich, ich wäre frei, wenn ich den Palast verlasse. Aber das war wohl nur eine Lüge. Immerhin seid Ihr hier und verlangt mich zurück. Als sei ich ein Ding, das ihr nach Belieben ansehen oder ignorieren könnt." Ihr Herz schlug schneller. "Ungezählte Jahre habt Ihr mich ignoriert. Nicht gewusst, dass ich überhaupt existiere - oder es hat Euch nicht interessiert. Es gibt ja genug von uns. Frauen, die wählen, nur um vergessen zu werden."

"Frauen, die ohne uns von wilden Tieren gefressen würden." Ariaric senkte die Klinge. "Wirfst du uns vor, dich gerettet zu haben?"
"Gerettet und vergessen. Weil sie nicht das gebracht haben, was ihr wolltet." Aurus trat neben sie. Die verletzte Hand griff nach ihrer. "Sie sind keine Lichtbringerin. Nicht der Weg zur Krone. Deswegen interessieren sie euch nicht."

Ariarics Augen verengten sich, fielen auf die verschlungenen Hände der beiden. "Und du denkst, du seist besser?" Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen und seine Miene erhellte sich. "Ich verstehe. Du willst selbst nichts weiter, als deinen Vorfahren folgen. Ein Halbblut, dessen Vorfahr uns in die Finsternis gestürzt hat." Er schüttelte den Kopf. "Dann ist es wohl dein Schicksal ihre Sünden zu sühnen."

Malia sah noch, wie die Klinge des Herrn, aufschnellte. Im Mondlicht spiegelte sich die scharfe Kante und starke Arme rissen sie herum.
Dann drang der Stahl in ihre Brust...

Gestohlenes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt