5 - peacock

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Das Erste, was ihn aus seinen Träumen riss, war der faulige Gestank von Plaggs Käse. Er lag auf einem kleinen Porzellanteller aus ihrer Küche - den Adrien mal gemopst hatte, damit Plagg sein Essen nicht immer auf sein Kopfkissen legte - direkt neben ihm auf der Matratze, in der glatten Oberseite steckten zwei Kerzen in Form einer Achtzehn.

,,Keine Ahnung, warum euer Achtzehnter Geburtstag immer so ungeheuer wichtig ist. Ich wollte eigentlich einen Käsekuchen besorgen, aber soetwas existiert wohl in eurer Küche gar nicht, deswegen habe ich einen meiner Schätze geopfert." Plaggs Stimme ertönte aus der Richtung des Fußendes seines Bettes, wo sich der magische Kater auf einem flauschigem Kissen zusammengerollt hatte - außer Reichweite des Käses, wohl um nicht in Versuchung zu geraten, das Geschenk selber zu verputzen. Dabei ließ Plagg den Käse keinen einzigen Augenblick aus seinen grünen Augen. Es zauberte Adrien ein breites Lächeln ins Gesicht.

,,Mit Achtszehn gilt man als Volljährig. Man wird Erwachsen", erklärte er seinem Kwami und schob ihm dann den Teller zu. ,,Danke Plagg. Weißt du, Geschenke sind am schönsten, wenn man sie teilen kann."
Augenblicklich fingen Plaggs Augen an zu funkeln, die schlitzartigen Pupillen weiteten sich. Blitzschnell flog der Kwami gegen Adriens Brustkorb, schmiegte sich an ihn, Adrien meinte sogar, ein leises Schnurren von ihm zu hören, dann wich Plagg auch schon wieder von ihm, setzte sich auf den Tellerrand.
,,Weißt du, ich weiß, dass du meinen Käse nicht magst", gab die Katze keck von sich, biss herzhaft in den stinkenden Käse und entlockte Adrien ein Lachen. Es war Adrien nicht wichtig, ihm reichte die Geste - Plaggs Bereitschaft, etwas (für ihn) so kostbares abzugeben.

,,Also -", mampfte Plagg zwischen zwei Bissen, während Adrien die Bettdecke zurückschlug und schnell die beiden Kerzen aus dem Käse zog, bevor sein gefräßiger Kwami diese ausversehen mitaß - ,,das bedeutet, dass du jetzt nicht mehr auf deinen Vater hören musst, oder? Du könntest jetzt sogar einfach ausziehen."

Adrien griff nach der Wasserflasche neben seinem Bett.

,,Schon, theoretisch ja."

,,Also, worauf wartest du?" Plagg ließ den leeren Teller links liegen und schwebte nun um Adriens Kopf herum. ,,Stell dir vor, eine Wohnung, nur für uns zwei. Ich könnte ein extra Zimmer haben, nur für mich, und dort ganz viel Käse lagern. Du könntest Chat Noir sein, wann immer du willst und müsstest dich nicht immer im Zimmer oder Bad einschließen. Du könntest - "

,,Ich möchte papa noch nicht alleine lassen", unterbrach Adrien Plaggs Träumereien, der daraufhin das schweben sein ließ und sich auf Adreins Knie setzte.
,,Und ich dachte, du würdest frei sein wollen. Ich meine, ich kenne Väter schon sein vielen tausenden Jahren und die meisten waren so streng wie deiner, aber soweit ich das verstanden hab, gibt es weitaus freundlichere Persönlichkeiten da draußen. Du hast mal gesagt, er lässt dich nicht du sein. Ich meine, er gibt dir Hausarrest und sowas oder nimmt dich von der Schule, wenn du -", ,,- er wollte mich von der Schule nehmen, als ich in seinen Safe eingebrochen und seine Privatsphäre verletzt hab - oh warte, moment, das warst ja eigentlich du." unterbracht Adrien Plagg, bevor er die Wasserflasche aufschraubte.
,,Ohh, der Safe - dieses Buch würde ich gerne nochmal sehen. Da steht bestimmt viel über die Miraculous drin, das könnte ich nur leider nicht lesen, weißt du? Vielleicht schaue ich da nochmal rein, wenn keiner hinsieht - erinnerst du dich, was da noch drin war? So ein Reisebuch über Tibet, ein Foto, so ne alte Pfauenbrosche - oh, und eine alte Hotelbroschüre - warum hebt man sowas auf?"

Prustend spuckte Adrien das Wasser wieder aus, durchnässte dabei seinen Kwami. Während Plagg sich lautstark beschwerend durchs Zimmer flog, zerdrückte Adrien die Flasche zwischen seinen Fingern - eine Pfauenbrosche?

Mit weit aufgerissenen Augen starrte Adrien Plagg an, der dies gar nicht mitbekam und sich stattdessen auf dem Bettlaken rollte, um sich zu trocknen. ,,Was hast du-", find Adrien langsam an zu fragen, wurde jedoch von der sich öffnenden Zimmertür unterbrochen. Schnell griff Adrien nach Plagg und stopfte ihn unter die Bettdecke. Dessen empörtes ,,Hmmpf!" verdeckte Adrien mit einem künstlichen Hüsteln, bevor er sich zu Natalie umdrehte, die ihn mit ihrem üblich ernsten Gesichtsausdruck ansah.

Magic can turn people into monsters | Chat NoirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt