Das goldene Morgenlicht brach sich auf der Oberfläche des Miraculous, warf lange, schillernde Farbschatten auf das Silber des Ringes. Die fünf winzigen Moldavitsteine in Form einer Katzenpfote waren in dieser Tarnform nicht zu sehen, stattdessen spiegelte sich das Licht auf der spiegelglatten runden Fläche.
Die kleineren Ohrringe waren ebenfalls silbern - doch im Gegensatz zu dem Ring, schienen sie das Licht abzustoßen, das Silber wirkte dunkel wie Schatten. Adrien erinnerte sich, dass die Ohrringe bei Marinette schwarz gewesen waren.Beide Miraculous lagen jetzt auf seiner Handfläche, Adrien fixierte sie seit Stunden mit seinem Blick, hörte nichts außer dem lauten Rauschen seines Blutes und dem Klopfen seines Herzens. Er hatte Angst, sie würden verschwinden, wenn er auch nur einen Moment seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes lenkte.
Er konnte den mitfühlenden Blick Tikkis in seinem Rücken spüren - das Kwamimädchen hatte den Schreck der letzten Nacht schnell überwunden, anders als Plagg, der immer noch wütend wirkte. Adrien hatte Angst, dass Plagg wütend auf ihn war, auch wenn der Chaosgeist das immer wieder verneinte.Adrien schloss die Hand zur Faust erst, als die Zimmertür geöffnet wurde. Stimmen drangen aus dem Flur herein, laut und durcheinander, dass Adrien die einzelnen Wörter nicht verstehen konnte. Als das silberne Schimmern der Schmuckstücke aus seinem Sichtfeld verschwand, fiel sein Blick auf seine Handgelenke, dort, wo sich die blasse Haut in ein dunkles Blauviolett verfärbt hatte.
Unwohl zupfte er die Ärmel seines Pullovers tiefer, verdeckte die Spuren, die ShadowMoth hinterlassen hatte, bevor er sich zur geöffneten Tür drehte. Er erwartete einen der Ärzte oder seinen Vater, aber nicht so viele Fremde -
Überfordert rutschte Adrien zurück, verbarg die geschlossene Hand an seinem Bauch, die Andere umschloss den Deckensaum, bereit, jederzeit flüchten zu können -Gabriel hatte seine Gesichtszüge verärgert verzogen, musterte eine der Polizisten abfällig, die sich darum jedoch nicht zu kümmern schien - der Arzt hingegen, stellte sich ihnen in den Weg, stoppte die eine Beamtin mit einer Hand auf der Schulter. Adrien konnte seine ruhigen Sätze nicht hören, dafür rauschte sein Blut zu laut. Sein Vater hingegen nutzte die Gelegenheit, drängte sich am Arzt und den Polizisten vorbei.
Und obwohl Adrien jede seiner Bewegungen genau gesehen hatte, zuckte sein Körper erschrocken zusammen, als die Hand seines Vaters seine Schulter berührte.
Er war die vielen Menschen nicht mehr gewöhnt, die Stimmen im Hintergrund machten ihn nervös und die aufbrausende Stimmung, die plötzlich in sein Zimmer geschwappt war, überforderten seine Sinne.,,Adrien, bist du okay?"
Adrien Gehirn realisierte die Worte seines Vaters zu langsam, der den Blick zu schnell wieder von seinem Sohn abwandte, neben den er sich gesetzt hatte. Gabriel ließ Adriens Schulter los, ergriff stattdessen seine Hand, die sich kalt in dem Griff anfühlte. Wie von selbst legte Adrien daraufhin die beiden Miraculous in seine Hosentasche, gerade rechtzeitig, bevor sein Vater auch nach seiner anderen Hand griff.
Ein leichtes Gefühl von Panik ergriff ihn, als Gabriel schließlich mit dem Daumen über seinen Handrücken fuhr, dabei den Ärmelsaum nach oben schob, der seine Hände bisher halb bedeckt hatte. Adrien wollte die Hände wegziehen, doch der Griff darum war zu fest.,,Er wurde verletzt!" Der agressive Unterton in der tiefen Stimme seines Vaters ließ ihn zurückzucken, wurde jedoch weiterhin nicht von dem Mann angesehen, der lieber wütend die anderen Personen im Zimmer anstarrte, als trugen sie die Schuld daran -
Adriens Gedanken waren blank - er musste irgendetwas grundlegendes verpasst haben - oder?
Als Gabriel Adrien schließlich losließ, nahm der Arzt seinen Platz ein, schob Adriens Ärmel hoch zu seinen Ellenbogen. Er gab so den Blick frei auf die beiden Blutergüsse, die die Handgelenke wie ein Ring umschlossen - mit gestochen scharfen Konturen in Form einer Hand.
Die Stellen stachen, als der Arzt vorsichtig die Haut berührte, dass Adrien zischend einatmen musste. Ihm wurde bewusst, wie viel stärker ein Mensch wurde, physisch gesehen, wenn er sich mit einem Miraculous verband.
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Magic can turn people into monsters | Chat Noir
Fanfiction"Jemand hat mal gesagt, das der Tod nicht der größte Verlust im Leben sei. Der größte Verlust im Leben ist das, was in uns stirbt, während wir noch leben." Der Sommer ist vorbei und Adrien Agreste beginnt sein letztes Schuljahr - sein Bestes und Sc...