Kapitel 19 - Ruhe vor dem Sturm

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Der Wind riss an Arkins Schal, als wollte er alles daransetzen, ihn am Eintreten zu hindern.

Er konnte die elektrische Ladung in der Luft spüren, das Knistern, welches den heraufziehenden Sturm ankündigte, während die Wolken sich allmählich zusammenballten und den Himmel eroberten. Die immense Steinbrücke, die vom Festland auf die äußeren Klippen und damit direkt zur Festung führte, hatten sie hinter sich gelassen, und ihre Pferde ruhigen Gewissens an die Stallmeister übergeben.

Nur von ihren Wölfen trennten sie sich nie – besonders nicht, wenn sie sich auf neues Terrain vorwagten. Die Hämomanten mochten enge Verbündete des Tribunals, dem höchsten Gericht der Blinden Richter, sein, doch wenn Arkin und sein Kamerad eines gemeinsam hatten, dann dass sie Vorsicht vor Nachsicht walten ließen.

Die schweren Flügel des Eingangstors stöhnten unter den Gewichten der Gardisten, als diese aufgestemmt wurden und die Schwarzen Schnitter im Bauch des Bollwerks empfingen, gerade rechtzeitig, bevor der Regen einsetzte.

"Hübsche Einrichtung", kommentierte Rafael die prunkvoll gestaltete Eingangshalle. "Sie wissen wirklich, wie man Eindruck schindet."

Die Fenster waren mit buntem Bleiglas verziert. Der Beisatz des rötlichen Sandsteins, der an der westlichen Küste besonders häufig vorkam, verlieh ihnen einen rötlichen Schimmer und harmonisierte mit den purpurnen Teppichen und den goldenen Bordüren der Wände.

Ein Magister empfing die beiden mit einer überschwänglichen Begrüßung und ließ ihnen noch auf dem Korridor Wein und Häppchen bringen, an denen Rafael sich genüsslich bediente, die Arkin jedoch dankend ablehnte. Langsam dämmerte ihm, dass es zum guten Ton der Hämomanten Klippenzunges gehören musste, ihre Gäste mit gestellter Zuvorkommenheit zu überhäufen, bevor sie zum geschäftlichen Teil übergingen.

"Wenn sie jetzt noch ein paar hübsche Mädchen hier haben, bin ich zufrieden", grinste sein Partner verstohlen und nahm ein paar Früchte aus der reich gefüllten Schale, welche ihm ein Lehrling entgegenhielt.

Arkin schüttelte nur amüsiert den Kopf und strich stattdessen Winter über den silbernen Rücken, während sie durch die Korridore schritten. "Du hast dich kein bisschen verändert."

"Und du, mein Treuer", entgegnete Rafael und schob sich eine Traube in den Mund, "solltest aufhören, ständig nach einem Grund zu suchen, dein Leben zu riskieren, und endlich anfangen, es zu genießen."

Peinlich berührt von der Art, wie Rafael seine Sehnsüchte und Träume in nur einem Satz beschrieb, vergruben sich seine Finger in Winters Fell.

Aber alles Leugnen nützte nichts, denn er wusste, dass sein Freund ins Schwarze getroffen hatte; er war ein Getriebener, der nicht aufhören würde, bis er fand, wonach er suchte – auch wenn er selbst nicht wusste, was das war.

"Wir sind nicht zum Vergnügen hier", flüsterte er zurück, in der Hoffnung, der Hämomant, der sie führte, würde sie nicht hören. "Wir haben schließlich einen Auftrag zu erfüllen."

"Oh, sei kein Spielverderber." Rafael winkte ab, ohne auch nur den Versuch, leise zu sprechen. "Ich für meinen Teil bin genau dafür hier."

Der Magister geleitete sie an riesigen Türen vorbei; hinter jeder mochte sich ein Ballsaal, eine Bibliothek oder ein Konferenzsaal verbergen – das Geheimnis behielten sie für sich. In jedem Fall schien das Innere der Festung unendlich, Stockwerk über Stockwerk stapelte sich bis unter die Zinnen, die weitläufigen Gänge erhellt von der Ewigen Flamme, deren Fackeln aus dem Stein der Wände ragten wie Dornen aus einer Rose.

Schließlich hielt er auf eine riesige Tür aus dunklem Holz zu. Im Gegensatz zu den anderen war sie nicht aufwendig mit Ornamenten verziert, sondern schlicht gehalten. Nicht einmal mit Blattgold war sie geschmückt worden.

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