GEHEIMNISSE || Lucius Malfoy [1]

|| Neunzehn ||

Als Livia am folgenden Montagmorgen in Hogwarts ankam, wurde sie sofort von einer sehr verängstigt aussehenden Madam Pince zur Seite genommen.

"Livia, Liebes - haben Sie es gehört?", fragte die alte Frau und umklammerte Livias Oberarm.

"Was gehört, Irma?"

"Das über den Jungen, den Creevey-Jungen - erst ein Erstklässler..."

Livias Augen verengten sich. "Was ist mit ihm?"

"Er wurde... versteinert!", sagte Irma mit gedämpfter, eindringlicher Stimme.

Livias Hand flog zu ihrem Mund. "Oh mein Gott... wo ist er?"

"Im Krankenflügel. Niemand weiß, wer es getan hat - oder wie. Es war genau wie bei Filchs Katze..."

Livia erschauderte. "Das ist schrecklich... was wird Dumbledore unternehmen?"

"Ich glaube nicht, dass er viel unternehmen kann. Er hat die Mitarbeiter gebeten, besonders wachsam zu sein, aber... ich nehme an, bis wir mehr darüber erfahren, wer dafür verantwortlich ist..."

"Dieser arme Junge...", sagte Livia kopfschüttelnd.

Als sie zu ihrem Schreibtisch hinüber ging, schämte sie sich zugeben zu müssen, dass sie wegen dieser Neuigkeiten ziemlich aufgeregt war; wenn ein Schüler versteinert worden war, würden sich wahrscheinlich die Schulräte einmischen, und das bedeutete, dass Lucius in die Schule kommen würde.

Hör auf ein egoistisches Arschloch zu sein, sagte sie sich während sie sich setzte und ihren Stundenplan hervor holte. Ein Kind wurde versteinert und alles, woran du denken kannst, ist Lucius Malfoy.

Aber Livia konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als sie an den morgigen Abend dachte, an dem sie mit ihm auf Malfoy Manor zu Abend essen würde. Alle Gedanken an das Schicksal von Colin Creevey verschwanden völlig aus ihrem Kopf.

***

Als Livia Gilderoy an diesem Tag beim Mittagessen in der Großen Halle traf, war dieser wie ein anderer Mensch. Sie betrat die Große Halle und sah ihn bereits angeregt mit Professor Sinistra plaudern. Als Livia am Lehrertisch vorbeiging, fing Aurora ihren Blick auf der eindeutig so etwas wie 'schaff ihn bitte von mir weg' bedeuten sollte. Gilderoy würdigte sie keines Blickes. Sie zuckte nur verlegen mit den Schultern und machte sich dann auf den Weg zu dem freien Platz neben Severus.

"Ich weiß nicht, was Sie mit Lockhart gemacht haben", murmelte er, als sie sich auf den leeren Stuhl setzte, "aber es ist sicherlich eine Verbesserung."

"Er denkt, Sie und ich wären möglicherweise Zusammen", gab Livia trocken zurück, nahm einen Servierlöffel und nahm sich etwas Hühnereintopf.

Severus erstickte beinahe an seinem Kürbissaft.

"Er denkt was?", stammelte er, nachdem er wieder Luft bekam. Seine dunklen Augen waren mit einem neugierigen Ausdruck auf sie geheftet. "Warum um alles in der Welt sollte er das denken?"

"Weil Sie ein menschlicher Mann sind, mit dem ich mich ab und zu unterhalte."

Severus hob eine Augenbraue. "Ich weiß nicht, ob ich von dieser Aussage beleidigt sein sollte."

Livia hielt mit einem Löffel voll Eintopf vor ihrem Mund inne. "Warum?"

"Sicherlich betrachtet er mich wegen meines charmanten Auftretens und meiner unwiderstehlich attraktiven Erscheinung als Bedrohung.", antwortete er mit vor Sarkasmus triefender Stimme.

Livia lächelte und legte ihren Löffel weg. "Fürs Protokoll", sagte sie leise. "Sie haben mehr als jeder andere Mitarbeiter hier dafür gesorgt, dass ich mich willkommen fühle, Severus. Ich würde sagen, dass das ziemlich charmant ist. Und ich finde Sie gutaussehend."