Livia wachte am nächsten Morgen auf und stellte fest, dass die Sonne bereits durch die Vorhänge strömte. Sie setzte sich im Bett auf und war sofort alarmiert, als sie zu ihrer Linken hinüberschaute und sah, dass Ophelia nicht in ihrem Bettchen lag.
Oh mein Gott, dachte sie und sprang aus dem Bett. Gilderoy hat sie entführt - er ist -
Aber als sie aus ihrem Schlafzimmer ins Wohnzimmer stolperte, sah sie ihn in einem kastanienbraunen Morgenmantel am Esstisch sitzen und Erdbeerjoghurt in den Mund einer kichernden Ophelia löffeln.
"Fertig, Lia? Hier kommt der Hippogreif... neeejooowwwwww..."
Lia quietschte vor Freude und öffnete ihren zahnlosen Mund, bevor sie den Löffel voll Joghurt in den Mund nahm und hinunterschluckte.
Livia tappte noch immer barfuß zu den beiden hinüber und legte eine Hand auf Gilderoys Schulter. Er zuckte zusammen.
"Oh! Morgen, Liv - ich hab Dich dort gar nicht gesehen..."
"Du hast mich ausschlafen lassen", stellte sie fest.
Er grinste. "Ich habe gehört, wie Lia um sechs Uhr gequengelt hat, also bin ich vorbei gekommen und habe sie geholt", sagte er. "Ich hoffe, es macht Dir nichts aus. Sie wurde umgezogen und als aller erstes habe ich ihr eine Flasche gegeben."
Livia lächelte. Ein echtes, aufrichtiges Lächeln. "Danke. Das ist wahrscheinlich das beste Weihnachtsgeschenk, das ich hätte bekommen können."
Gilderoy sah aus, als wäre Weihnachten und Ostern gleichzeitig.
***
Sie verbrachten den Morgen damit, Geschenke auszupacken und mit Ophelia zu spielen. Keiner von ihnen erwähnte den Kuss vom vorigen Abend, worüber Livia sehr dankbar war. Sie versuchte nicht darüber nachzudenken.
Livia hatte Gilderoy ein gerahmtes Foto von ihm zusammen mit seiner Tochter geschenkt.
"Weißt Du was, Liv?", sagte er, während er das Bild angrinste. "Ich finde, die Vaterschaft steht mir."
"Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen würde, aber ich bin geneigt, Dir zuzustimmen", antwortete sie.
"Bah", sagte Lia, zog sich an Gilderoys Knie hoch und sabberte dabei auf seine Hose. "Bah-bah."
"Sie wird bald anfangen zu laufen", sagte Livia und beobachtete ihre Tochter liebevoll. "Sie versucht in letzter Zeit oft aufzustehen."
"Sobald Du laufen kannst, können wir Dir Deinen ersten Besen besorgen!", sagte Gilderoy. "Du wirst schon bald ein Champion-Sucher sein, genau wie Dein Daddy!"
Livia verdrehte die Augen, doch bevor sie etwas sagen konnte, klingelte es an der Tür.
"Das wird meine Familie sein", sagte sie und sprang vom Sofa auf.
***
Die Ader in Michael Crofts Schläfe pulsierte alarmierend stark, als er Gilderoy ansah, der Lia wie einen menschlichen Schutzschild auf seinem Schoß hielt.
"Also", sagte Michael Croft schroff und verschränkte die Arme vor seiner breiten Brust. "Bist Du immer noch ein Schriftsteller, Gilderoy?"
"Äh... ja. Obwohl ich im Moment hauptsächlich unterrichte", antwortete er nervös und strich Lias rot-weißes Weihnachtskleid glatt. "Aber ich arbeite gerade an einem neuen Buch."
"Ist es etwas nützliches?"
Gilderoy schluckte und warf Livia einen Blick zu, die daraufhin leicht den Kopf schüttelte. Wenn ihr Vater herausfand, dass Gilderoy ein Buch über Erziehung schrieb, würde er ausflippen.
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GEHEIMNISSE || Lucius Malfoy [1]
FanfictionDie Bibliothek von Hogwarts war während Livia Crofts Schulzeit ihr liebster Ort in der ganzen Schule. Als die Stelle der Assistenz-Bibliothekarin frei wird, ergreift sie die Chance und nimmt die Stelle an. Womit Livia jedoch nicht gerechnet hatte, w...