Leicht aufgeregt spiele ich mit der meiner Haarsträhne, während ich auf den Displays meines Handys starre. Mich hat so ein seltsamer Typ auf Instagram angeschrieben. Er meinte, ich mache tolle Fotos und meine Kunst ist auch richtig toll. Glaube ich persönlich zwar nicht, aber egal. Ich kann ihn schließlich nicht zwingen, seine Meinung zu ändern. Also warte ich einfach, bis er den Text schreibt, den er schreiben möchte. Was bleibt mir auch anderes übrig?
In-the_dark2: Nein, das ist nicht gelogen! Versprochen (:
Ich verdrehe die Augen. Sowas sagen mir viele, dabei ist es meistens eine eiskalte Lüge.
Rose_girl7: Jaja- du musst mich nicht anlügen
Den Vollidioten kenn ich eh nicht; und ich hab auch nicht vor, ihn kennenzulernen. Also kann ich endlich mal offen mein Bild dazu sagen. Ich tippe in meine Tastatur. Dass er auch etwas schreibt, ignoriere ich.
Rose_girl7: Wie auch immer- Ich bin jetzt verabredet- Bye
Er soll bloß nicht denken, dass ich freundlich zu ihm bin. Entweder ist er ein Perversling, oder er erhofft sich irgendetwas. Und auf solche Typen habe ich keine Lust. Eigentlich auf gar niemanden. Klar, manchmal ist es wirklich großartig, jemanden bei sich zu haben. Allerdings wird man durch eine größere Anzahl an Personen nur eingeschränkt. Dafür hat, denke ich, niemand einen Kopf.
Einmal seufze ich, dann stemme ich mich von der Couch ab. Mein Handy schmeiße ich gegen ein Kissen. Seine Nachricht möchte ich erst später lesen, wenn überhaupt. Jetzt sollte ich einen lieber einen freien Kopf bekommen.~
Natürlich bin ich mit niemandem verabredet. Ich habe zwar Bekannte, doch treffen tun wir uns nicht. Mit dem Einen habe ich keinen Kontakt mehr. Er gestand mir seine Liebe einmal und mochte dann nicht akzeptieren, dass ich ihn nicht liebe. Und da ich gegen seine Entscheidung nichts machen konnte, hab ich mich einfach von ihm abgewendet. Nach ein oder zwei Monaten hat er aufgehört mich anzuschreiben. Oder waren es eineinhalb? Jedenfalls, hier sitze ich also. Mit einem Kirscheis in der Waffel - im Herbst - auf einer Parkbank und beschwere mich. Es ist wirklich kalt. Doch wenn man so schlau wie ich ist, und zu faul, um einen Schal und eine Mütze aus der Kommode zu kramen, ist, sollte man sich nicht wundern. Ist nur logisch, dass ich dann friere. Und dass nicht gerade wenig.
Ich glaube, ich bin eingeschlafen. Mein Kopf und Nacken tut weh und der Himmel hat sich in einem angenehmen rosa-orange getönt. Weiter hinten am See erblicke ich ein altes Ehepaar. Sie wohnen in der gleichen Straße wie ich. Nur wir verstehen uns nicht wirklich. Zu Ostern oder Weihnachten gratulieren wir uns natürlich, nur an einfachen Tagen bringen wir noch nicht einmal ein 'Hallo' zustande. Wie auch immer, man kann sich nicht mit jedem verstehen. Müde stehe ich auf und strecke mich etwas, bevor ich dann nach Hause möchte. Der Weg verläuft zur Hälfte überraschenderweise äußerst angenehm und ohne jegliche Komplikationen - bis ich bei dem Blumengeschäft ankomme. Mein nächstes Problem. Der Inhaber hat einen Sohn und zugegeben, schlecht sieht er nicht aus. Er hat ein gepflegtes Aussehen, ist freundlich und nicht anhänglich. Außer bei mir. Er hat wohl gemerkt, dass ich eine klitzekleine Schwäche für Bad Boys habe. Nur, wenn man mir so etwas vorspielt, bin ich raus. Schon wahre Bad Boys haben es nicht leicht, da hat so ein Theatermacher Connor keine Chance. Leider meint es das Leben nicht gut mit mir, denn genau in diesem Moment geht die Glastüre auf und zwei karamell-graue Augen schauen mich erst überrascht und dann verliebt an.
"Dich hab ich ja ewig nicht mehr gesehen! Hey Gwen! Wie geht es dir?", sagt er mit einem lieben Lächeln.
Das a der Problem an ihm? Er ist nur ein "Bad Boy", wenn er es zeigen möchte und wenn wir alleine sind. Nichts für mich. Dazu kommt, wir haben uns erst gestern im Laden gesehen. Vollidiot.
"Vermisst du mich so sehr?", ich lächele nervös und schaue auf die Seite. Ziemlich unangenehm, seine Nähe. "Hi. Gut, gut. Dir?"
Er schaut verlegen weg und guckt mich dann verliebt an.
"Ja.. Uhm. Das freut mich! Auch gut."
Eine Weile bleibt es zwischen uns still. Er grüßt nur einen Kunden. Der kommt anscheinend öfter hierher.
"Ich geh dann mal. Hab heute noch viel vor.", meine ich kleinlaut und wende mich ab, da greift Connor nach meinem Handgelenk.
"Uhm, hättest du morgen Zeit? Morgen Abend?", fragt er mit hoffnungstriefendem Ton.
Innerlich schreie ich ihn an, äußerlich sehe ich ihn mitfühlend an.
"Ich schau mal. Und ruf dich einfach an, wenn ich es weiß. Bye bye.", gebe ich schnell von mir und jogge zu meiner Wohnung.
Heute ist ein komischer Tag.~
Da war ja was. Mit diesem In the dark Typen. Hoffentlich hat er nichts geschrieben. Nachdem ich mir einen Tee gekocht habe, lasse ich mich auf den Eckcouch nieder. Als ich mein Handy einschalte verschwindet die Freunde. Kurz überlege ich, ob ich ihm wirklich jetzt zurückschreiben soll. Nach mindestens zehn Minuten springe ich über meinen Schatten und tippe auf den Hinweis, dass der Vollidiot mir eine Nachricht geschickt hat.
In-the_dark2: Warum denkst du, dass ich lüge, wenn ich fragen darf? Das ist mein Ernst. Du machst tolle Fotos und atemberaubende Kunst, aber ich kann dich ja nicht zwingen, dass du das anders siehst. Tut mir leid, dass ich so aufdringlich bin. Okay, viel Spaß bei deiner Verabredung! Byee
Meint er das wirklich ernst? Viele wollten mich so schonmal rumkriegen. Wir haben uns zwar nicht getroffen, doch nach spätestens einem Monat haben alle gesagt, was sie wirklich von mir mochten. Mich hat das unfassbar angeekelt. Vielleicht macht das manche an, mich nicht. Ich würde sofort die Rolle, was das Liebesleben angeht, mit jemandem tauschen. Leider geht das nicht. Oder nicht so einfach.
Rose_girl7: Schlechte.. Erfahrungen. Aha.. okay, wenn du das schreibst- Find ich nicht. Genau.
Leben, du hast mir schon so viel positives genommen und negatives gegeben, lass den Vollidioten die Nachricht am besten nie lesen. Ich warte gefühlte Stunden. Als ich auf die Uhr schaue, ist es 20:47 Uhr. Dann sehe ich auf meine Nachricht und stocke. Er hat sie gelesen. Und schreibt jetzt auch noch. Verflucht. Ich lasse das Handy auf eine Decke fallen und gehe ins Bad. Ich brauche eine Dusche, oder ein Bad. Zähneputzen würd mir schon reichen. Meine Wahl fällt auf meinen ersten Vorschlag. Also schließe ich ab - eine Angewohnheit - und springe unter die Dusche; natürlich nachdem ich mich meiner Kleidung entledigt habe.
~
Haare abtrocknen war und ist noch nie so meins. Ich kann nasse Haare nicht leiden. Die kleben und sind schwer. Richtig nervig. Ich gehe gähnend aus dem Bad. Eine warme Dusche macht einen noch müder als eigentlich schon. Bevor ich noch umfalle, lasse ich mich auf die Couch fallen. Neugierig starre ich auf den Bildschirm. Das hab ich ganz vergessen. Der Typ hat doch geschrieben. Augenverdrehend klicke ich auf den Chat. 21:59 Uhr.
In-the_dark2: Das tut mir leid ): Seh es mal bisschen optimistischer, ja? (:
Ich möchte etwas zurückschreiben, da kommt er mir zuvor. Gespannt warte ich.
In-the_dark2: Wie war die Verabredung eigentlich? (:
Was sollte ihn das angehen? Das wäre ja meine Verabredung, nicht seine. Er ist eben auch nur ein Vollidiot. Außerdem kann ich ja einfach lügen. Wird schon schief gehen.
Rose_girl7: Schon gut. Weiß nicht. Ich.. kann's ja mal versuchen :) Ging.
Keine Ahnung wieso, nur langsam macht mir es Spaß, mit dem Vollidioten zu schreiben. Ich werde sicher krank.
In-the_dark2: (: Ohh ): Bestimmt wird das nächstes Mal besser (:<
Rose_girl7: Hm. Es wird kein nächstes Mal geben.
Rose_girl7: Danke, für deinen Optimismus :) Ich geh jetzt schlafen. Gute Nacht
Ich warte nicht auf eine Antwort, sondern schließe Instagram einfach, mache mein Handy an die Ladestation und aus. Morgen bleibt genug Zeit zum Antworten.
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View ~ Ein Internetfreund wird zum Fremden
Romantizm•Ich möchte dich nicht kaputt machen~• Ein Internetfreund wird zum Fremden. Ihr Leben verlief schon davor wie das reinste Grauen. Doch nachdem sie ein kleines Gespräch mit einem Jungen übers Internet geführt hatte, war alles völlig anders. !!ICH BE...