Kapitel 3

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Am nächsten Tag erzählt mir Erik dann auch von dem gestrigen Gespräch mit Leon. Ich wollte ihm gestern die Zeit geben alles selber zu Verdauen. Mir ist bewusst, dass er sich eine Teilschuld geben würde, würden die beiden Brüder auseinander gebracht werden. Ich bin also schon seit 7 Uhr wach, auch wenn ich normalerweise ein totaler Langschläfer bin. Das liegt größtenteils daran, dass ich mich Abends und vor allem Nachts am besten motivieren und konzentrieren kann. Außerdem bin ich da am kreativsten. Die letzte Nacht konnte ich jedoch sowieso nicht gut schlafen. Ich mache mir große Sorgen um die wilden Kerle. Das, was uns passiert ist, wünsche ich nicht einmal der unsympathischsten Mannschaft der Welt.

Unser Anführer erzählt mir, dass er Leon den Nebel gezeigt und ihm von dem Mädchen erzählt hat. Dieser habe sich aber nur über die Situation lustig gemacht und nicht verstanden, wie Ernst Erik das Ganze ist. Genervt darüber verdrehe ich die Augen. Wehe er würde uns am Ende vorwürfe machen, weil wir sie hätten warnen können! Ich habe gestern Abend das Gespräch der Kerle mitbekommen und auch das von Vanessa und Leon. Meine Hütte liegt nämlich genau neben der Unterkunft der generischen Mannschaft und da so eine Holzwand nicht gerade dick ist, höre ich fast alles. Der Rest der Kerle hat ihren Anführer gefragt, was Erik von ihm wollte. Er antwortete aber erst gar nicht und nach weiterem Nachfragen nur mit, "Er wollte uns Angst machen!". Was für ein Schwachsinn, wir wollen ihnen nur helfen! Nachts gab der Junge mit der Rückennummer 13 jedoch vor seiner Freundin zu, dass Erik ihm gesagt hätte, dass alles vorbei wäre, würden sie morgen gewinnen. Vanessa klang jedoch so, als würde sie die Situation deutlich ernster nehmen als ihr Freund.

Heute fängt auch offiziell der Freestyle-Soccer-Contest statt. Und gerade bläst Freya auch schon ein Horn, um den Kerlen zu zeigen, dass es losgeht. Das bedeutet Kojote Karl Heinz ist jetzt dran. Als endlich alle Spieler draußen stehen - was etwas länger gedauert hat, da Nerv ein kleines Hosenproblem hatte - fängt sie an unsere Gegner zu begrüßen und ihnen die einzelnen Wettkämpfe vorzustellen. Währenddessen werden wir jedoch unterbrochen, da unser Tor aufgeht und ein Motorrad einfährt. Sofort heben alle Wölfe, außer mir, ihre Bögen und zielen auf den Eindringling. Dieser entpuppt sich auch schnell als das Mädchen, das letztes Jahr Eriks Herz brach. Sie alleine war unser Untergang. "Ich bin alleine gekommen", ruft sie uns zu. Daraufhin nehmen alle ihre Waffen runter. "Erik, wer ist das?", fragt auch schon Marlon. Und schon hat das seriöse Mädchen den ersten Bruder in ihren Bann gezogen. Marlon starrt sie wie hypnotisiert an. Der ältere Bruder bekommt jedoch von niemandem eine Antwort und so macht Kojote Karl Heinz weiter, nachdem sich alle wieder gefangen haben. Das fremde Mädchen tritt ein paar Schritte zurück und beobachtet das Geschehen. Das Seitfallvolles-Zielschießen beginnt mit Nerv und alle haben schon wieder unseren ungebetenen Gast ausgeblendet. Alle außer Marlon. Dieser wirft immer mal wieder verträumte Blicke zu ihr rüber.

"Das schaffst du, Nerv", versuchen seine Teamkameraden dem jüngsten der Gruppe Mut zu machen. "Klar, ist ja auch nur ein Mädchen", antwortet er überheblich. Na dem wird aber hoffentlich gleich das Lachen vergehen, wenn Klette dran war. Von wegen Mädchen können nichts. Er spiel doch selbst mit einem Mädchen in einer Mannschaft. Ich will gar nicht wissen, wie gut die sein musste, um von den Jungs ins Team aufgenommen zu werden. Die Älteren der Mannschaft sind nun zwar schon größtenteils aus dem "Mädchen können kein Fußball spielen" und "Mädchen sind ekelig und stinken"-Denken rausgewachsen, aber wenn man den Erzählungen über unseren Gegner Glauben schenken mag, waren sie in Nervs Alter noch schlimmer, als er jetzt. Ein Wunder das sie Vanessa da überhaupt aufgenommen haben! Letztendlich fängt Nerv an und trifft ganze 4 Ziele. Das ist nicht schlecht, aber wenn Klette so gut ist wie normalerweise sollten für sie mindestens 5 Treffer drin sein. Unsere jüngste lässt sich von dem gleichaltrigen nicht einschüchtern und beginnt. Wir feiern sie natürlich alle an. Also die Anderen und ich lächel sie vorher einmal ermutigend an. Und tatsächlich landet Klette 5 Treffer und somit geht der erste Einzelwettkampf und die ersten zwei Punkte an uns. Glücklich kommt Klette auf mich zugelaufen und springt mir in die Arme. "Ich habs geschafft!", ruft sie dabei laut. Ich beglückwünsche sie, lasse sie aber sofort wieder los, weil Klette die ganze Aufmerksam auf sich zieht und ich echt ungern im Mittelpunkt stehe. Wieder spüre ich einen Blick auf mir und er kommt wieder von dem blonden gegnerischen Torwart. Ich spüre wie meine Wangen warm werden und lächel ihn schüchtern an, woraufhin er genauso schüchtern und ebenfalls leicht rot angelaufen zurücklächelt. Danach wende ich jedoch sofort wieder meinen Blick ab und stelle mich weiter hinter meine Mannschaft, die schon zum nächsten Einzelwettkampf rübergegangen sind.

Der zweite Wettkampf ist der Test des härtesten Bums der Welt. Beide Mannschaften stellen sich, um das Messgerät auf. Mir fällt jedoch ins Auge, dass Vanessa etwas abseits steht und etwas ängstlich aussieht. Voller Sorge blickt sie ihren Freund an und ich erkenne auch den Grund für ihre Sorge. Denn auch Leon guckt, genauso wie sein älterer Bruder, immer mal wieder zu dem mysteriösen Mädchen rüber. Meine Hände ballen sich automatisch zu Fäusten. Genauso hat es letztes Jahr auch angefangen und Freya musste das ganze wie Vanessa jetzt mit ansehen. Für uns tritt Run in diesem Wettkampf an. "Wenn ich mit dir fertig bin, sind deine Beine aus Gummi", wirft er seinem Gegner noch an den Kopf und macht sich dann bereit zum Schießen. Ich mag solche Sprüche nicht. Wieso müssen alle ihre Gegner denn immer so anfeinden? Kann man nicht einfach freundlich miteinander umgehen und sich im besten Fall auch noch ganz gut verstehen? Immerhin teilt man das gleiche Hobby miteinander, was für eine super Gesprächsgrundlage sorgt. Ich möchte doch einfach nur einen fairen Wettkampf erleben mit guter Stimmung und netten Leuten und meine Mitspieler tun gerade alle dafür, sich unbeliebt zu machen. Aber wieder zurück zum Geschehen! Run nimmt Anlauf und trifft, sodass das Pendel bis ans Ende der Skala hochfliegt. "Das war mehr als ein Mach, das war mehr als Schallgeschwindigkeit", verkündet Kojote Karl Heinz und die Wölfe jubeln. Der generische Stürmer, Maxi, macht sich nun ebenfalls bereit um zu schießen. Und tatsächlich schafft er es Run zu überbieten, denn das Pendel fliegt sogar über die Skala hinaus. Somit haben die wilden Kerle aufgeholt und es steht 2:2.

Die Wilden Kerle und JuniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt