Kapitel 8

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Gesagt, getan. Klette und ich stürmen in unsere Hütten und packen zusammen. Ich ziehe mir natürlich meine Schutzkleidung bestehend aus einer langen schwarzen Hose und einer enganliegenden Protektorenjacke an und verstaue mein Gepäck im Motorrad.Natürlich ist da ein Buch, meine Zeichensachen und mein alter MP3-Player dabei. Lange komme ich nämlich nicht ohne Musik aus! Dieses schiebe ich zu denen der wilden Kerle und sehe schon wie Klette in einem Kart sitzt. Allerdings sitzt sie nicht hinter dem Fahrersitz, sondern direkt darauf. An ihrem hinterlistigen Lächeln kann ich erkennen, dass es das von Nerv ist. Und ich habe recht behalten, denn sobald auch der jüngste Kerl dies bemerkt, fangen die beiden auch sofort an sich zu streiten. Sobald alle fertig sind, lächelt der Unbezwingbare mir noch einmal kurz zu und schon geht es los.

Der Nebel wird immer dichter und ich dachte schon wir würden uns verfahren, als ich endlich vernahm wie es langsam heller wird. Das muss bedeuten, dass wir gleich da sind. Als wir es aus dem Nebel rausgeschafft haben, bleiben wir stehen, um uns zu orientieren. Vor uns liegt eine unendlich große Steppe. Vereinzelt sind ein paar Bäume und ein paar kleine Hügel zu erkennen, aber ansonsten nur Wiese so weit wie das Auge reicht. "Sind das da Leon und Marlon"?, fragt Joschka und zeigt auf einen weit entfernten Hügel, auf dem zwei kleine schwarze Punkte zusehen sind. Raban schaut durch das umgebaute Fernglas, das er immer dabei hat und bestätigt die Aussage seines besten Freundes. Ohne ein Wort zu sagen, steigen wir also alle wieder auf unsere Räder und machen uns auf den Weg zu ihnen.

Unten an besagtem Hügel steigen wir ab und klettern nach und nach den Hügel zu den beiden Brüdern hinauf, die anscheinend gerade die Silberlichten herausfordern. "Zu zweit? Wir sind sieben.", höre ich eine mir vertraute Stimme Leon fragen. Ist das wirklich Jaromir? Das muss bedeuten, dass Jaromir wirklich gegen Erik gekämpft hat. Natürlich wusste ich unterbewusst immer, dass es so war, aber ich habe immer gehofft, dass das ganze einfach nur ein Missverständnis war und Jaromir wiederkommen würde. "Dann zieht euch warm an, wir sind nämlich neun", antwortet Nerv ihm. "Und keiner von uns wird extra verlieren!", fügt Vanessa hinzu, die sich uns auf dem Weg wieder angeschlossen hat, allerdings ohne Maxi. Wir alle stehen Seite an Seite auf dem schmalen Hügel und blicken die Silberlichten an.  Und tatsächlich! Direkt neben Horizon steht mein ehemaliger bester Freund. Sofort steigen mir die Tränen in die Augen. Ich kann es einfach nicht glauben. Über ein Jahr haben wir uns nicht mehr gesehen und jetzt stehen wir uns als Gegner gegenüber.

Glücklicherweise scheint Jaromir mich aber nicht zu sehen, denn ich stehe leicht versetzt hinter Markus, der einen Teil von mir bedeckt. "Ganz im Gegenteil, Jaromir.", macht Markus weiter. Er muss an meiner Reaktion erkannt haben, dass er gerade mit Eriks großen Bruder redet. "Also wann und wo können wir spielen?" "Wo ist euer Stadion?" Das kam von den beiden Erfindern. Marlon und Leon lächeln ihre Mannschaft erleichtert an. "Ihr steht schon längst drin.", antwortet ihnen Horizon. "Wir spielen Cross Country. Hinten hinter dem Wald stehen die Tore. Ihr könnt euch eins aussuchen. Aber ich warne dich, Leon. Dazwischen und drum herum ist alles erlaubt.", erklärt die Stimme, die ich so vermisst habe. Leon lässt sich davon allerdings nicht beeindrucken. "Okay, wann geht es los?" "Morgen. Bei Sonnenaufgang wird der Ball in die Steppe katapultiert und der, der das erste Tor schießt, gewinnt."

"Ach ja, und eins hätte ich beinah vergessen, Marlon", Horizon geht langsam auf besagten zu und guckt ihm dabei tief in die Augen, "bevor du dich zur Verlierermannschaft gesellst, solltest du deinen Bruder noch etwas fragen. Frag ihn doch mal, wo er letzten Abend war. Vielleicht in einem Mondwaldsee?" Jetzt guckt sie die Unerschrockene an, "Und du, Vanessa, solltest ihn fragen, wen von uns beiden er will." Augenblicklich dreht die Angesprochene sich um und geht den Hügel wieder hinab zu unseren Motorrädern. Im selben Augenblick packt Marlon seinen jüngeren Bruder an der Jacke und wirft ihn zu Boden. "Ich dachte du bist mein Bruder.", schreit er ihn an, "Ich hab dir vertraut." Noch einmal gucken die beiden sich tief in die Augen, bevor Marlon seinen Helm aufhebt und verschwindet. Wir, inklusive Leon, verlassen den Hügel und gehen Vanessa hinterher.

Etwas weiter entfernt stellen wir auf einer ebenen Fläche unsere Planen auf. Dabei scheint Leon nun aufgefallen zu sein, dass Klette und ich dabei sind, aber Maxi nicht. Er guckt verwirrt in unsere Richtung. "Wo ist Maxi?", fragt er an seine Mannschaft gerichtet. "Zu Hause. Dieser Feigling ist einfach gefahren.", äußert Nerv sich, der immer noch sehr enttäuscht von seinem großen Bruder ist. "Und warum sind die Beide dabei?", dabei zeigt der Slalomdribbler auf Klette und mich. "Weil wir sie erstens dabei haben wollen und zweitens, weil sie uns eventuell helfen können.", antwortet dieses Mal Markus und stellt sich beschützend vor mich, um mich vor Leons stechendem Blick zu schützen. Ich greife nach Markus Arm, woraufhin er seinen Kopf zu mir dreht. Beruhigend lächel ich ihn an, und sage ihm somit, dass alles in Ordnung ist. "Können wir reden?", spreche ich Leon an. Ich möchte mit ihm in Ruhe klären, ob es in Ordnung ist, dass wir hier sind. Immerhin ist er der Anführer und ich kann nicht einmal Fußball spielen.

Als Leon zustimmt, gehen wir ein paar Schritte und lassen uns Abseits vom Lager der Kerle nieder. Verwirrt wartet er darauf, dass ich anfange zu reden. Das fällt mir sehr schwer. Ich habe mich bisher, mit keinem von den Kerlen alleine unterhalten, außer natürlich mit Markus. Und ich bin, wie ihr mittlerweile wisst nicht gut darin mit neuen Leuten zu reden. Und Leon schüchtert mich zugegebenermaßen auch ziemlich ein. "Ich will nur wissen, ob es in Ordnung ist, wenn Klette und ich hier sind.", fange ich leise an, "Ich will niemanden auf die Nerven gehen, aber Markus hat gefragt, ob ich mitkommen will und die anderen fanden es okay. Aber ich kann auch voll verstehen, wenn du uns beziehungsweise mich nicht hier haben möchtest. Klette kann ja immerhin helfen, weil sie Fußball spielen kann, aber ich kann das ja nicht." "Markus hat dich also gefragt, ob du mitkommen willst?, hakt mein Gegenüber mit hochgezogener Augenbraue und einem leichten Schmunzeln nach. Nervös nicke ich. "Ich habe kein Problem damit, dass ihr hier seid. Klette können wir auf jeden Fall auf dem Feld gebrauchen. Vor allem jetzt wo Maxi weg und wahrscheinlich auch Marlon.", versichert er mir. "Ich könnte bei der Strategie fürs Spiel helfen. Also natürlich, nur wenn ihr wollt?", schlage ich vor? "Klar. Wir können jede Hilfe gebrauchen!"

Nachdem das endlich geklärt ist, fällt mir ein riesiger Stein vom Herzen. Als wir wieder zurückkommen, quetscht Markus mich direkt über das Gespräch mit Leon aus. Als ich ihm alles erzählt habe, zieht er mich sofort in eine Umarmung, "Ich hab doch gesagt, dass es in Ordnung ist, dass du hier bist.", flüstert er mir zu. "Ich weiß, aber er ist der Anführer, also wollte ich, dass er das auch in Ordnung findet. Ich möchte nicht, dass ihr euch nachher noch meinetwegen sreitet. Danach lösen wir uns voneinander und schauen zu den anderen rüber, die uns amüsiert zugeguckt haben. Alle außer Leon und Vanessa. Denn Leon hat sich zu seiner Freundin gesetzt, um mit ihr zu reden. Vanessa sieht allerdings nicht so aus, als hätte sie dem braunhaarigen etwas zu sagen.  Man kann von hier aus nicht verstehen, was sie sagen, bis Leon aufsteht und das Mädchen vor ihm, bittend anschaut. "Bitte Vanessa. Wir haben schon Marlon und Maxi verloren." "Das stimmt nicht ganz.", hören wir auf einmal, als ein bekanntes Motorrad angefahren kommt. Der Fahrer bleibt stehen und nimmt den Helm ab. Es ist Maxi!, "Was ist los? Wollt ihr zurück zu Mami und Papi, oder schmieden wir jetzt einen todsicheren Plan?" "Maxi hat recht. Kommt alle zusammen.", meint daraufhin Leon und guckt mich auffordernd dran. Jetzt bin wohl ich dran!

Die Wilden Kerle und JuniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt