Kapitel 12

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Wir gehen ein paar Schritte schweigend nebeneinander her. "Es tut mit Leid.", flüstert Jaromir irgendwann. "Was genau? Das du ihr hinterher gefahren bist? Das muss dir nicht Leid tun. Ich kann nachvollziehen warum du das gemacht hast. Ich denke wenn ich irgendwann richtig verliebt bin, würde ich auch überall hinwollen wo er auch ist." Ich bleibe stehen und schaue ihn an. Zum ersten Mal Blicke ich ihn wieder richtig an. Äußerlich hat er sich kaum verändert. Seine Gesichtszüge sind kantiger geworden und er sieht etwas älter aus als vorher, doch ansonsten ist alles so wie vorher. Er schaut mich aus den selben dunklen Augen an, wie letztes Jahr. Seine Augen die einst Vertrauen und Ruhe ausstrahlten, blicken in meine blauen. Doch in mir machen sich nun andere Gefühle breit. Aber so ist der Lauf der Dinge. Alles muss einmal Enden und somit auch die Freundschaft ziwschen mir und Jaromir, auch wenn ich dies vor ein paar Monaten noch nicht für möglich gehalten habe.

"Ist das so? Ich hatte so eine Angst, dass du mich bitten würdest bei dir zu bleiben. Denn dann hätte ich nicht gewusst, was ich tun soll. Ich konnte dir nicht in die Augen sehen und die sagen das ich gehe. Ich wusste, dass es dich traurig machen würde und alleine die Vorstellung dich so zu sehen, hat mich innerlich zerissen. Ich war so ein Feigling und es tut mir so unglaublich Leid, Hope. Das musst du mir glauben.", erklärt er mir. "Hast du das letzte Jahr überhaupt an mich gedacht?", will ich von ihm wissen, "Denn ich frage mich, ob du gedacht hast es würde mir gu gehen. Du sagst die Vorstellung mir würde es nicht gut gehen, hat dich fertig gemacht, aber scheinbar nicht genug, um mal nach mir zu sehen. Ich kann dir sagen, wie es mir die letzten 12 Monate ging. Beschissen! Als ich dich kennengelernt habe, dachte ich ich hätte endlich wieder eine Familie. Jemanden der mich so nimmt, wie ich bin und der immer für mich da ist. Und innerhalb einer Nacht wurde mir das ganze wieder genommen. So wie damals mein Vater und draufhin auch meine Mutter. Es ist erstaunlich wie schnell alles in sich zusammen brechen kann. Das wurde mir mal wieder klar, als du einfach gegenagen bist. Aber diesmal war es auch anders. Meine Eltern konnten nichts dafür, dass sie mich alleine gelassen haben. Sie haben sich das nicht ausgesucht und haben bis zum Schluss gekämpt um bei mir sein zu können. Du bist jedoch von dir aus gegenagen. Du hast dich dazu entschieden mich zurück zu lassen. Und immer und immer wieder habe ich mich gefragt, woran es gelegen hat. Lag es an mir? War ich nicht gut genug? Hab ich irgendwo einen Fehler gemacht? Hab ich irgendwas übersehen?"

"Nein, das ganze hatte nichts mit dir zu tun.", nimmt Jaromir sofort den Wind aus den Segeln, "Sobald ich sie gesehen habe, habe ich mich unsterblich in sie verliebt. Ich wusste, dass ich ihr hinterher muss und das du die Einzige bist, die mich davon überzeugen könnte da zu bleiben. Deshalb bin ich gegangen. Erik hat mitbekommen, wie ich Nachts meine Sachen zusammengepackt habe und gefahren bin. Er ist mit mit gekommen, hat mir gesagt dass er mir helfen möchte. So ein Lügner! Ich hab ihm vertraut. Es stellte sich herraus, dass er selbst in die verliebt war und nur deshalb mitgekommen ist. Er hat es mir niht gegönnt einmal glücklich zu sein. Immer muss er besser sein als ich. Also habe ich gegen ihn gespielt und natürlich hat er alleine gegen uns verloren."

"Und trotzdem seid ihr nicht zusammen. Warum?", stelle ich fest. Verbittert lacht der Ältere auf, "Ich habe mich gegen die Liebe und für die Rache entschieden. Das war alles nur ein dummer Test von ihr, ein krankes Spiel. Sie will, dass man sich richtig entscheidet und die Liebe wählt. Das habe ich nicht gemacht und somit musste ich die Konsequenzen tragen. Marlon hat sich am Anfang genauso entschieden wie ich, aber er hat am Ende ja noch die Kurve gekriegt und sich für seinen Bruder entschieden." Kurz schweige ich. Das sind viele Informationen die ich kurz ordnen und verdauen muss. "Warum bist du dann nicht wieder gekommen?", meine Stimme ist nur ein leises flüstern. "Ich habe mich so geschämt, June. Wie hätte ich dir unter die Augen treten sollen? Außerdem wollte ich nicht zurück zu Erik. Und so blieb ich bei den Silberlichten. Sie sind eigentlich ganz nett."

"Danke, dass du mir das ganze erzählt hast. Ich verzeihe dir. Das heißt aber nicht, dass jetzt alles wieder ist wie vorher. Du hast mein Vertrauen in dich zerstört und das ist auch nicht so einfach wieder aufzubauen. Aber vielleicht können wir ja in Kontakt bleiben.", biete ich ihm an. Erleichtert lächelt er, "Gerne." Damit ist unser Gespräch scheinbar beendet, denn er dreht sich um und geht.

Erschöpft lasse ich mich auf dem Boden nieder und pflücke ein paar Grashalme, um sie kurz darauf wieder wegzuschmeißen. Kurze Zeit später lassen sich zwei Personen neben mir nieder. Klette sitzt nun rechts neben mir und Markus links. "Was hat er gesagt?", fragt mich das Mädchen mit den zotteligen Haaren. Interessiert schaut mich auch der blonde Torwart an. Kurz fasse ich ihnen also mein Gespräch mit dem ehemaligen Wolf zusammen. "Und was machen wir beide jetzt? Ich gehe nirgedwo ohne dich hin", will Klette von mir wissen. "Das gleiche gilt auch andersrum. Ich lasse dich niemals alleine. Also sag schon, was möchtest du machen?, lächel ich die jüngere an. Diese sieht mich nur stumm lächelnd an und wird rot. "Du willst mit zu den Kerlen, richtig? Hat es dir eventuell ein kleiner braunhaariger nerviger Junge angetan?", leise lache ich auf, "Wenn es für die Jungs in Ordnung ist, können wir mit ihnen mitgehen, wenn du das willst. Aber dann müssen wir sie erst fragen." "Ich hab Nerv schon gefragt, ob ich mitkommen darf und er hat ja gesagt.", erzählt sie mir strahlend und umarmt mich kurz bevor sie aufsteht, um höchstwahrscheinlich Nerv die Neuigkeiten zu erzählen.

"Ich denke das ist mein Stichwort.", kommt es von dem Jungen neben mir und ich drehe mich zu ihm. "Ich wollte dich schon die ganze Zeit fragen, ob du mit uns, mir mir, kommen willst. Bisher habe ich nur noch keine ruhige Minute dafür gefunden." Während er diese Worte ausspricht haben sich unsere Köpfe selbstständig gemacht. Wir sind uns so nah, dass ich seinen Atem auf meinem Gesicht spüren kann. Ich sehe die Narbe über seiner Augenbraue jetzt ganz deutlich. Und ohne es zu bemerken, schließe ich die Lücke zwischen uns und lege somit meine Lippen auf seine. Sofort bewegen sich seine leicht rauen Lippen gegen meine. Es fühlt sich unglaublich gut an und ich wünsche mir dass dieser Kuss niemald endet. Zögerlich lege ich meine rechte Hand auf seine Wange und vertiefe somit den Kuss. Seine Hände packen meine Hüfte und er zieht mich weiter zu ihm rüber. Irgendwann müssen wir uns jedoch wegen Luftmangel lösen. Lächlend blicken wir uns an. "Ich würde liebend gerne mitkommen.", flüster ich ihm zu, woraufhin er mich in einen weiteren Kuss verwickelt den ich vollkommen genieße.

Die Wilden Kerle und JuniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt