Kapitel 10

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Als ich am nächsten Morgen aufwache, steht die Sonne schon am Himmel. Merkwürdig, sollte das Spiel nicht schon längst angefangen haben? Oder haben sie mich einfach nur nicht geweckt? Ich setze mich langsam auf und schaue mich um. Die Anderen sind noch da, auch wenn wir deutlich weniger geworden sind. Das wird wahrscheinlich daran liegen, dass sowohl Joschka und Vanessa, als auch Klette und Nerv sich in den Löchern verstecken, damit sie zur richtigen Zeit rauskommen können. Dann haben wir hoffentlich den Überraschungseffekt auf unserer Seite. Allerdings fällt mir auch auf, dass Marlon noch immer fehlt.

Die restlichen Kerle schienen ebenfalls erst kurz vor mir wach geworden zu sein. Ich sehe hoffnungsvolle Gesichter, die sich gerade nach und nach fertig machen und etwas essen, um gestärkt für das bevorstehende Spiel zu sein. Naja, essen ist übertrieben, die Jungs sind scheinbar so nervös, dass sie kaum etwas runterbekommen und eher an ein paar Stücken Brot rumnagen. Auch ich vollziehe eine kure Katzenwäsche etwas abseits von unserem Camp und setze mich anschließend zu ihnen. Dort mache ich es den Jungs nach. Obwohl ich eigentlich gar nicht zur Mannschaft gehöre, liegen auch bei mir die Nerven blank. Während ich also ganz langsam auf einem trockenen Brot rumkaue, schweifen meine Gedanken. Was ist nur aus Jaromir geworden? Ich stehe definitiv auf der Seite der Kerle, aber trotzdem möchte ich meinen besten Freund nicht verlieren sehen. Ist er überhaupt noch mein bester Freund, oder ist er das nicht mehr seit er sich dazu entschieden hat einfach zu gehen ohne zurück zu Blicken, ohne sich zu verabschieden. Ich habe gemischte Gefühle ihm gegenüber. Neben der Trauer, die ich jetzt seit über einem Jahr mit mir herumtrage, weil ich meinen besten Freund verlor, spüre ich eine unbändige Wut in mir. Er hat mich einfach so zurückgelassen. Ohne ein Wort zu sagen, ohne MIR ein Wort zu sagen, seiner besten Freundin. Ihm war es scheinbar scheiß egal, wie es mir dabei ging. Sowas ist kein richtiger Freund, geschweige denn Familie! Wie konnte er nur? Allerdings spüre ich auch eine tiefe Erleichterung bei mir. Die gesamte Zeit über konnte ich nur darüber Rätseln, ob es Jaromir gut ging und jetzt weiß ich es endlich.

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als um mich herum alle aufstehen. "Also, worauf warten wir noch? Schlagen wir sie mir unseren eigenen Waffen.", ruft Markus und guckt dabei jeden einzelnen kurz an. "Anders wird es nicht gehen.", mischt Raban sich ein. Er schaut wieder durch sein umgebautes Fernglas und scannt damit die Umgebung. "Ihr Strafraum ist mit Sprungswänden uns Fangspießen gespickt. Da kommst du nur durch, wenn du fliegst." Kurz darauf hören wir immer näher kommende Motorengeräusche. Die Silberlichten. Sie begrüßen uns mit irgendwelchen Kampfshcreiben, die verdammt lächerlich in dieser ernsten Situation wirken. Die übrig gebliebenen vier Kerle, bestehend aus Leon, Maxi, Markus und Raban, steigen nun auch auf ihre Maschinen, die schon vor unserem Tor in Reihe nebeneinander aufgestellt sind, während ich die ganze Situation nur lautlos beobachte. "Ist das alles was von euch übrig geblieben ist?", ruft Jaromir zu uns rüber, "Ihr ward doch mal neun." "Und was ist mit euch? Ich dachte es sollte losgehen, wenn die Sonne aufgeht. Habt ihr etwa verschlafen?", entgegnete ihm der Anführer der Kerle. "Wir haben nur auf euch gewartet", kriegt er die Antwort auf seine Frage. "Erkennst du ihn wieder? Er war mal dein Bruder, Leon. Und er hat nur noch ein Ziel. Er will dich verlieren sehen." Und tatsächlich, etwas weiter hinter Jaromir, neben Horizon auf eine kleinen Hügel, steht Marlon gekleidet wie die restlichen Silberlichten. Nachdem die Kerle ihn entdecken, liefern sich Leon und Marlon ein eisernes Blickduell. Das wird allerdings unterbrochen, als der Ball mit Hilfe einer Schleuder aus Spielfeld geschleudert wird. Uns somit beginnt das entscheidene Spiel. Meine Aufgabe ist es nur am Rand etwas mitzulaufen und die Jungs auf Dinge aufmerksam zu machen, die sie eventuell im Laufe des Gefechts übersehen. 

Als das Spiel endlich vorbei ist, was durch das golden Goal entschieden wurde, fällt bei allen merklich die Anspannung ab. Denn nicht nur den Sieg können die wilden Kerle jetzt feiern sondern auch das das Team wieder komplett ist. Denn Marlon hat im Verlauf des Matches wieder die Mannschaft gewechselt, dank einer herzerwärmenden Rede seines kleinen Bruder. Und auch Marlon war es der letztendlich geflogen ist und somit das alles entscheidende Tor geschossen hat. Während die Jungs sich in den Armen liegen und glücklich rumspringen, beobachte ich sie amüsiert. Die Silberlichten schauen dem ganzen ebenfalls zu, jedoch steht ihnen das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Als sie sich wieder einigermaßen fangen, drehen sie sich um und fahren weiter. Alle außer einer. Jaromir sieht nun nicht mehr die jubelnden Jungs und Mädels an, sondern mich. Und scheinbar erkennt er mich nun, denn wieder erkenne ich den Schock in seinem Gesicht. Eine Weile sehen wir uns einfach in die Augen. Ich weiß nicht was ich tun soll, weshalb ich einfach abwarte, was Jarmoir machen wird. "Hope?", fragt er vorsichtig. Sofort läuft mir eine einzelnde Träne der Wut, aber auch der Trauer über die Wange. Mehr erlaube ich nicht rauszukommen, jetzt muss ich stark bleiben. Wie lange habe ich auf diesen Moment gewartet?

"Du wagst es diesen Namen zu benutzen nachdem du vor einem Jahr einfach abgehauen bist? Du hast das Privileg verloren mich bei einem Spitznamen zu nennen, in der Nacht in der du ohne ein Wort zu sagen einfach gegegangen bist. Weißt du was du der Mannschaft und deinem Bruder damit angetan hast<? Was du mir damit angetan hast? Du bist so ein Arsch und ich hasse mich dafür, dass ich dir so lange hinterher getrauert habe. So viele Tränen habe ich vergossen für einen Typen dem ich scheinbar scheiß egal war.", platzt es aus mir heraus. Während meiner Schreieinlage sind die Kerle ruhig geworden und ein paar Schritte näher gekommen. Meine Augen sind endgültig voll mit Tränen, welche fast überströmen. "Bitte hör mir zu, ich wollte dich nie verletzen. Das musst du mir glauben, Junia." Mein gegenüber ist während meines Gefühlsausbruchs blaß geworden und guckt mich nun verzweifelt an. "Lass mich einfach in Ruhe", rufe ich ihm noch zu während ich mich umdrehe und weg laufe. Ich muss hier weg! Ich halte es gerade nicht länger aus ihm in die Augen zu sehen.




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Hallo und willkommen zurück. Es tut mir unglaublich leid, dass es Ewigkeiten gedauert hat, bis dieses Kapitel gekommen ist. Ich hatte unglaublich viele Tests, Abgaben und weiter Aufgaben in der Zeit und hatte kaum Zeit zu schreiben. Ich hoffe ihr versteht das.

Die Wilden Kerle und JuniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt