Sie stand vor dem Spiegel.
Wie jeden Tag.
Sie stand vor dem Spiegel und betrachtete sich, während sie sich langsam durch die Haare streifte bis ihre Finger schließlich an ihren Lippen hängen blieben.
Sie mochte sie nicht.
Sie mochte eigentlich nichts an ihr selbst und sie glaubte auch nicht, dass es irgendjemanden gab, der das anders sah.
Dass es irgendjemanden gab, der etwas anders in ihr sah. Etwas anderes, als ein Häufchen Elend, das jeden Tag mehr in sich, in der Dunkelheit, in der Leere, den kreischenden Gedanken, der Enttäuschung, Angst und in dem Schmerz versank.
Sie hasste sich dafür.
Jeden Tag ein bisschen mehr, doch noch viel mehr hasste sie diese Stimme in ihr drinn, die ihr das jeden Tag ins Ohr flüstern musste und die sie höhnisch auslachte, wenn sie vor dem Spiegel stand.
Sie hasste nicht nur diese Stimme, sie hasste auch alle anderen Stimmen in der Schule oder auf Social Media. All die Stimmen, die nicht das Recht hatten sie täglich zu beleidigen, zu verunsichern, runterzumachen, sie zu verletzen und damit täglich mehr kaputt zu machen.
Und dann, dann hasste sie wieder sich selbst.
Denn sie selbst gab ihnen täglich das Recht dazu und das machte sie verdammt wütend. Doch vor allem verstand sie nicht, wie man anderen so etwas antun konnte.
Wieso taten sie das?
Wieso war niemand für sie da, der ihr Mut machte und sie beschützte?
Verstanden sie denn alle nicht, was so etwas mit Menschen machen konnte..
Wie oft hatte sie schon darüber nachgedacht einfach abzuhauen und nie wieder zurückzukommen und wie oft hatte sie stattdessen zur Klinge gegriffen und den Gedanken nachgegeben, weil sie doch genau zu wissen glaubte, dass es anderswo genauso sein würde.
"Du bist es nicht wert glücklich zu sein!
Du bist einfach hässlich, seh es ein!
Du wirst nie jemanden finden, der dich liebt..", begann da die Stimme wieder zu sticheln.
Und Gott sie war es Leid! Sie wollte dieses Leben nicht mehr, womit hatte sie das verdient?
Wieso lebte sie überhaupt? Denn DAS war kein Leben..
Sie sah in den Spiegel und blickte in ihre, von Tränen erfüllten Augen, als ihr klar wurde, dass es nicht DAS.. das alles war was sie verdiente. Es war das Leben an sich, das sie verdient hatte und deshalb lebte sie.. deshalb lebte sie noch.. für die Chance daraus etwas zu machen.
Jeden Tag aufs Neue.
Sie wusste tief in sich, dass sie diese Kraft hatte, die Stimmen verstummen zu lassen. Nicht nur jene in ihr drinnen. Nein! Alle Stimmen.
Denn es war nunmal Ihr Leben und sie hatte keine Lust mehr, es von allen anderen außer sich selbst bestimmen zu lassen.
Und als sie vor dem Spiegel stand und sich betrachtete, flüsterte plötzlich eine ihr unbekannte Stimme. Zaghaft und leise, wie eine hoffnungsvolle Melodie durchströmte sie sie langsam..
"Du bist schön,
weißt du das?"
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My Different Side
RandomIn diesem Buch geht es um meine andere Seite, so wie es im Titel schon steht. Hier könnt ihr meine Gedanken sowie auch meine wahren Gefühle lesen, die ich sonst immer nur für mich behalte und wie ich mich verändert habe usw. Es werden mal Texte oder...