Ein Moment, der alles verändert

Kapitel 9

Mittwoch der 14.07.2024

Seit zwei Tagen waren sie nun schon im neuen Lager. Es war deutlich größer, hundert Baracken waren errichtet worden, Soldaten wuselten auf den geteerte Wegen dazwischen herum. Das Krankenzelt, in dem Elena stationiert wurde, war zwar bis zum Rand gefüllt, aber trotzdem hatte man nicht das Gefühl, dass es aus allen Nähten platzte... Rahel war von richtigen Ärzten untersucht worden, die provisorische Naht wurde geöffnet, dieses Mal wurde die Wunde auch richtig gesäubert, bevor sie ordnungsgemäß verschlossen wurde. Tatsächlich bekam sie auch mehr Medikamente und es ging langsam bergauf.

Elena wusch sich die Hände gründlich, für heute war sie mit der Arbeit fertig. Es tat gut sich endlich mal richtige Pausen machen zu können, und nicht einfach nur aus Erschöpfung zusammen zu brechen. „Frau Meister?", Elena konnte mittlerweile die Stimme des Captains zwischen hunderten heraushören, sie verbrachten recht viel Zeit miteinander, meist, wenn sie bei Rahel waren und sicher gingen, dass es ihr gut ging und sie alles hatte was sie brauchte. „Ja?", fragte Elena und drehte sich zu der hochgewachsenen Frau um. „Die Ärzte meinen, dass Rahel jetzt mit der Physiotherapie anfangen kann, ich dachte, sie würden das gerne übernehmen, noch nicht zu viel natürlich, nur etwas Beine bewegen und kleine Kraft und Koordinationstrainings, welche man im Liegen durchführen kann." Elena nickte begeistert: „Klar mach ich das... jetzt?" „Ja." „Danke.", und schon rauschte Elena an der Soldatin vorbei.

Keuchend kam sie neben Rahels Bett zum Stehen. Die Soldatin grinste sie belustigt an, doch Elena ignorierte es und lächelte ehrlich erfreut. „Fühlst du dich gut genug um mit den Übungen zu beginnen?", fragte die ehemalige Lehrerin noch etwas besorgt. „Mir geht es wirklich besser..." „Okay..."

Elena nahm eins von Rahels Beinen und begann verschiedene Dehn und Streckübungen aus zu führen, dann machte sie dasselbe mit dem anderen. „Sehr gut, jetzt Versuch mal dein linkes Bein anzuheben, nur so weit wie es geht... sehr gut... halten... halten... und jetzt wieder absetzten, und jetzt das andere..." Rahel legte keuchend ihr Bein wieder ab und hob zitternd das andere an. „Fuck... ist das anstrengend...", fluchte sie leise nach dem sie die Übungen beendet hatten. Elena lächelte mitfühlend: „Aber es sieht schon viel besser aus!" „Oh ja... total sexy...", brummte Rahel und Elena lachte.

Es war das erste echte Lachen seit langem und es kam von ganzen Herzen, dabei war das worüber sie lachte nicht, mal so lustig, es war einfach nur die Erleichterung, die sie endlich war nahm und den ganzen Ballast der von ihren Schultern viel bei der Erkenntnis, Rahel ging es gut, sie machte Witze und lächelte... ihre Augen funkelten wieder...

„Autsch, jetzt lachen sie mich aus...", grummelte das Mädchen und zwinkerte Elena neckend zu. Oh wie sie das Zwinkern vermisst hatte. Gut... auf das darauffolgende erröten, konnte sie gut und gerne verzichten aber... man konnte nun mal nicht alles haben im Leben.

Dienstag der 24.10.2022

„Du hast jetzt Bio in deiner Abschlussklasse oder?", fragte Mareike, während sie zusammen mit Elena das Lehrerzimmer verließ. Elena nickte stumm. Das Unterrichten in ihrer einzigen Lieblingsklasse...gut eher Lieblingsschülerin... machte nicht mehr so viel Spaß wie früher... wie vor dem Unfall... den Rahel mied jeglichen Kontakt zu ihr, keine Blicke, keine Worte... „Na dann viel Spaß..., welches Thema habt ihr den gerade?", erkundigte Mareike sich weiter, ohne auf die Geistesabwesenheit ihrer Freundin aufmerksam zu werden. Elena seufzte schwer: „Das Lieblingsthema der Schüler... Sexualkunde..." Mareike kicherte leise: „Viel Spaß, die werden sich sicher freuen." Elena funkelte ihre Kollegin gespielt böse an: „Oh ja... das wird viiiieeeel spaß machen... kichernde und quietschende Mädchen und grölende Jungs..." Mareike grinste nur weiter, und die Wege der beiden trennten sich an der Treppe, Mareike musste hinauf und Elena lief den Gang entlang weiter.