SOON - Das Schicksal von Sonne und Mond (II)

𝐷𝑟𝑒𝑖

Ich seufzte, zog einmal an meinem Haargummi, der die kurzen, schwarzen Haare nur schwer oben halten konnte, und dann ging ich lächelnd in den Labor-Teil des Krankenflügels. Das Gespräch mit Lance noch frisch in meinen Erinnerungen.

Ich war bisher nur einmal hier gewesen, als Ade mir die wichtigen Teile des Palasts gezeigt hatte. Die Räume waren voll mit giftigen und seltenen Stoffen, die gut geschützt in den Regalen standen. In der Mitte standen Tische herum, auf denen die Versuche gemacht werden konnten.

Natürlich wurden hier normalerweise weder Versuche an Tieren noch an Menschen ausprobiert, doch für uns wurde eine Ausnahme gemacht. Marie und Pia mussten einfach untersucht werden. Doch wir würden nichts machen, was sie in Gefahr bringen könnte.

„Luna, da bist du ja!" Als ich um eine Ecke an einer der Regalreihen gegangen war, wäre ich fast in die Forschungs-Crew gefallen, doch Marie hielt mich rechtzeitig fest.

Kurz musste ich verschnaufen, dann bedankte ich mich. „Danke. Was habe ich verpasst?"

Eine der Ärzte antwortete mir: „Wir haben erst einmal besprochen, was die beiden Auserwählten schon können. Anscheinend wissen sie noch nicht genau, wie sie ihre Gedanken schützen können. Außerdem scheint es so, als könnte keine von beiden die Seelenkontrolle." 

„Was habt ihr denn damit vorgehabt?" Die Seelenkontrolle war verboten, da man damit andere Natesim kontrollieren konnte, und nur die wenigsten Einwohner von Tag- und Nachtreich konnten dies. Herrik und mein Vater besaßen diese Fähigkeit, doch durch das Verbot hatten wir diese Information geheim gehalten, denn statt Anerkennung würde man nur Ablehnung erfahren.

„Vielleicht hätten Marie und Luna die Seelen von Sanna und Mano einnehmen können, und sie somit näher an die Erde bringen."
„Und was bringt es, wenn sie näher an der Erde dran sind? Außer, dass wir dann wahrscheinlich verbrennen würden?" Leider verstand ich die Idee der Forscher nicht wirklich.

„Das wissen wir auch noch nicht so genau. Aber da wohl keiner die Fähigkeit der Seelenkontrolle besitzt, fällt dieser Plan sowieso flach."

„Hatte noch jemand anderes eine Idee?", fragte ich und sah mir die Unterlagen auf dem Tisch an. Die Forscher hatten alte Aufzeichnungen und wissenschaftliche Studien herausgesucht.

Marie erklärte mir: „Nein, leider noch nicht. Aber wir sind auch erst seit 5 Minuten hier."

Eine Laborforscherin gab mir die Hand und legte mir danach eine Forschungsmappe auf den Arm. „Ich bin Xenia. In der Mappe kannst du alles notieren, was wir herausfinden, oder einfach ein paar Notizen machen." Xenia war eine recht kleine, rundliche Frau mit Brille und bunten Strähnchen in den Haaren. Freundlich lächelte sie mir zu, und machte sich damit sofort sympathisch.

Der Reihe nach, stellten sich auch die anderen Teammitglieder bei mir vor. Leider entfielen mir die meisten Namen kurz nachdem ich sie gehört hatte. Ich war noch nie gut darin gewesen, mir Namen zu behalten. Hoffentlich würde ich nie jemanden ansprechen müssen, sonst würde das sehr peinlich für mich enden.

„So, jetzt da wir uns alle kennen, gibt es wirklich niemanden, der eine Idee hat?" Xenia sah fragend in die Runde.

Ich räusperte mich, alle sahen mich an. Irgendwie war es schön, wenn sich alle Augen auf dich richteten. Man sah in gespannte, freundliche Gesichter, deren Erwartung man hoffentlich gerecht werden konnte. „Ich habe eine Idee." Einmal atmete ich durch, dann legte ich los. 

„Als Ade sich Maries Energie unter den Nagel gerissen hatte, sprach sie davon, dass sie nun mächtiger war, da sie mehr Energie hatte. Vielleicht ist das der Punkt. Wenn Marie und Pia ihre Energien vereinen, haben sie doppelte so viel. Die Vierfache Menge von uns. Außerdem haben sie die beiden unterschiedlichen Energien in sich. Wenn sie diese vereinen, was passiert dann? Können sie ein noch nie dagewesenes Portal öffnen, was uns vielleicht näher an einen der Himmelskörper heranbringt? Oder erzeugt es eine Explosion? Ich finde dies einen guten Ansatz."