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»Irgendwann hat er mich mit den Flaschen getroffen und als ich am Boden lag, hat er weiter auf mich eingeschlagen. Mein Rücken war voll mit den Scherben und ich hatte sehr viel Blut verloren. Als Riley nach Hause kam, rief er den Krankenwagen. Ich musste operiert werden und eine Weile im Krankenhaus bleiben, da ich schlimme Verletzungen davongetragen hatte. Und jetzt kommen wir zu dem Grund, warum ich nicht zugesagt habe, wenn du mich gefragt hast, ob ich mit zum Strand komme. Ich konnte es nicht, bevor ich dir das erzählt habe, weil... Weil diese Taten nicht spurlos an mir vorbeigegangen sind«. Sein verletzter Blick quälte mich so sehr, ich wünschte ich könnte all den Schmerz von ihm nehmen, doch das konnte ich leider nicht.

Er befreite sich zögerlich aus meinen Händen, »deswegen, muss ich dir etwas zeigen«. Ryan griff nach dem Saum seines T-Shirts und zog es vorsichtig über seinen Kopf. Ich japste nach Luft als ich diesen unfassbar perfekten Anblick eines verdammt durchtrainierten Oberkörpers vor mir sah, inklusive eines sich perfekt abzeichnenden Sixpacks. Ryan zitterte kaum merklich, doch ich konnte es dennoch sehen. Ich verstand nicht so recht, was er meinte, denn ich konnte nichts entdecken, was auch nur in irgendeiner Weise nach Verletzungen oder Narben aussah. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem er aufstand und sich langsam umdrehte.

Sein Rücken war ebenfalls wunderbar durchtrainiert, jeder Muskel war ausgeprägt und er sah einfach nur so stark und verboten gut aus. »Ich konnte nicht mitkommen, weil du mich nach meiner Narbe gefragt hättest«, flüsterte er und erst jetzt fiel mir die rund 10-15cm lange Narbe dicht entlang seiner Wirbelsäule auf. Wenn man es wusste, erkannte man sie deutlich, was ihn jedoch keinesfalls entstellte. Ich fand sogar, dass sie ihn noch schöner machte. Vorsichtig näherte ich mich mit meinem Finger seiner Narbe und fuhr kaum merklich über sie rüber. Ryan bekam eine leichte Gänsehaut und schwieg. Ich beugte mich nach vorne und verteilte federleichte, sanfte Küsse entlang der Narbe, wodurch seine Gänsehaut immer heftiger wurde.

Langsam drehte er sich um und blickte mir in die Augen. »Es tut mir so leid, was dir passiert ist. Das hast du nicht verdient. Gib dir nicht die Schuld dafür! Es tut mir leid, dass ich immer wieder gefragt habe. Hätte ich gewusst, dass du-«, begann ich, während Ryan sich auf die Lippe biss. »Hör auf dich zu entschuldigen, du konntest es nicht wissen. Ich wollte nicht, dass du mich vor den anderen fragst, denn sie hätten ja auch danach gefragt. Aber ich wollte, dass du es weißt, weil es ein Teil von mir ist. Die anderen müssen und sollen es nicht wissen. Ich kann verstehen, wenn du mich jetzt weniger-«, schnell unterbrach ich ihn, »wehe du beendest diesen Satz! Die Narbe ist ein Teil von dir und sie macht dich besonders. Sie entstellt dich keineswegs und du solltest auch nie wieder etwas in diese Richtung denken und erst recht nicht, dass ich dich deswegen jetzt weniger mögen würde«. Er lächelte gerührt und schaute mich unsicher an, während mein Blick an etwas Anderem auf seinem Körper hängen blieb.

Ich griff nach seinem Arm und hob ihn hoch. An der Innenseite seines linken Oberarms war ein wunderschönes Tattoo abgebildet. Es war ein verschnörkeltes R und das gleiche gespiegelte R miteinander verbunden. Wieso war es mir vorher nie aufgefallen? »Es ist wunderschön«, sagte ich und strich auch hier mit meinen Fingern vorsichtig drüber. »Genau wie du«, flüsterte er. Schüchtern schaute ich schnell zurück zu dem Tattoo, »es steht für Riley und mich. Er hat das Gleiche, an der gleichen Stelle«, informierte er mich und lächelte. »Das finde ich wirklich schön«, murmelte ich und versuchte meine Gedanken zu ordnen, denn das waren ganz schön viele Informationen auf einmal. »Und ich finde dich wirklich wirklich schön«, flüsterte er und beugte sich zu mir vor. Er überwand den Abstand zwischen unseren Lippen, während ich meine Arme um seinen Hals schlang und mich von ihm in die Kissen drücken ließ. Während seine eine Hand an meiner Wange ruhte, hatte er die andere Hand an meiner Hüfte, während er über mich gebeugt, auf mir lag.

Ich verwuschelte seine Haare und genoss jede einzelne seiner Berührungen auf meiner Haut. Alles an meinem Körper prickelte, mein Herz schlug mir bis zum Hals und die Gefühle in mir fuhren Achterbahn. Er drückte seine Zunge gegen meine Zähne, sodass ich ihm Einlass in meinen Mund gewährte und unsere Zungen miteinander spielten. Es war einfach unglaublich und ich genoss jede Sekunde davon. Ich war diesem Jungen einfach so verfallen, ich konnte es auf keinen Fall länger leugnen.

Viel zu schnell endete der Kuss und Ryan berührte mit seiner Nasenspitze meine. Ich lächelte zufrieden und strich mit meiner Hand über seine Bartstoppeln, die ihn, wenn es überhaupt möglich war, noch attraktiver machten. »Danke Guapa«, sagte er und lächelte mich ebenfalls zufrieden an, »wofür danke?«, wollte ich verwundert wissen, »dafür, dass du mich nicht von dir wegstößt, nachdem, was ich dir erzählt habe«. »Warum sollte ich? Ich danke dir. Dafür, dass du es mir erzählt hast. Ich bin mir sicher, dass es nicht leicht für dich war. Ich mag dich genauso wie du bist«, erwiderte ich dem Schönling, »das bedeutet mir viel, Guapa«, murmelte er an meine Lippen. »Was bedeutet Guapa?«, fragte ich ihn neugierig, da er es schon oft zu mir gesagt hatte und ich bis jetzt keine Ahnung hatte, was es heißen sollte, ich fand nur, dass es sehr schön klang. »Es bedeutet „Schöne"«, erklärte er mir, während er meine Reaktion genau zu beobachten schien und ich wurde augenblicklich rot.

»Hey Ryan, ich bin wieder-...da«, platzte plötzlichen Riley ins Zimmer und fand einen halbnackten Ryan über mich gebeugt in seinem Bett liegend vor. »Oh Mann, daran muss ich mich echt noch gewöhnen. Lasst euch von mir nicht stören und hey Chloe, schön dich zu sehen«, sagte Riley schnell, bevor er wieder den Raum verließ und die Tür hinter sich schloss. »Was der wohl gedacht hat«, lachte Ryan laut und unbeschwert und dieses Geräusch stimmte mich völlig glücklich.

Before You CameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt