Gierig ließ Mike seinen Blick über meinen Körper wandern, der dann an meinem Dekolleté hängen blieb. Er zog mich an der Taille zu sich und presste seine Lippen auf meine. Wieder legte ich meine Arme um seinen Nacken und ließ es geschehen. Wir standen dort eine ganze Weile uns intensiv küssend, bis es auf einmal in eine Richtung ging, die mir dann doch nicht mehr so gefiel, auch wenn ich schon viel intus hatte.

Er drückte mich gegen die Wand und legte seine Hand zunächst auf meinen zum Teil freien Oberschenkel. Doch als er sich mit seinem Gewicht auf mich lehnte und seine Hand unter meinem Rock verschwinden ließ und mit seinen Fingern schon meinen Slip berührte bekam ich Panik.

Ich versuchte ihn von mir weg zu drücken, bekam es aber nicht wirklich hin, da er ziemlich schwer war. Es gelang mir einfach nicht, mich aus seinem Griff zu befreien und vielleicht war ich auch einfach zu benebelt dazu um mich wirklich währen. Ja, ich hätte damit rechnen müssen, dass er meine Trunkenheit ausnutzte und bis zu einem gewissen Punkt hatte ich es ja auch darauf angelegt, aber soweit wollte ich absolut nicht gehen.

»Hör auf« bat ich ihn, als ich es schaffte meine Lippen kurzzeitig von seinen zu lösen. »Zier dich doch nicht so« knurrte er und presste seine Lippen erneut auf meine. Mit aller Kraft drückte ich erneut gegen sein Gewicht, aber es half alles nichts.

»Bitte hör auf« bat ich ihn erneut, dieses Mal keuchend und mit einem flehenden Ausdruck in meinem Gesicht, als er den Druck mit seinem Fingern, an der empfindlichsten Stelle meines Körpers erhöhte.

Plötzlich wurde er unsanft von mir weggerissen und ich fühlte mich einfach total schrecklich. Tränen stiegen mir in die Augen, weil ich so verzweifelt war. Zum Glück war mir jemand zur Hilfe gekommen und hatte mich von dem schmierigen Typen befreit.

Ich sah nur, wie eine Faust flog und Mike gegen die nächste Wand krachte. Er war am Auge getroffen und hatte eine kleine Platzwunde an der Augenbraue, aus der ein wenig Blut floss. »Beim nächsten Mal, solltest du nicht darauf hoffen, dass das so gut für dich ausgeht« hörte ich eine mir bekannte bedrohliche Stimme ächzen und spürte wie vorhin schon einmal, wie das Gefühl, dass ich immer in Ryans Gegenwart zurückkam.

Mir rannen die Tränen über die Wangen. Er hatte mich gerettet. Er. Ryan hatte mich gerettet, ausgerechnet die Person, von der ich es am wenigsten erwartet hätte. Ryan drehte sich zu mir um, doch nicht ohne, dass weiterhin etwas Bedrohliches in seiner Stimme lag.

»Ist alles in Ordnung?« fragte er mich und ich glaubte sogar ein wenig Sorge in seiner Stimme hören zu können. Die Tränen liefen weiter und ich war außer Stande mich zu rühren. Redete er etwa mit mir? »Chloe, ist alles in Ordnung bei dir? « wiederholte er und dieses Mal war ich mir sicher einen Funken Sorge raus hören zu können. Und Holy Guacamoly mein Name klang ja so perfekt aus seinem Mund.

Warte was? Er weiß meinen Namen? Wieso weiß er meinen Namen? Ryan de la Cruiz hatte mich, Chloe Baker gerade wirklich angesprochen?

»Ich- äh« fing ich an, als er dann auch noch einen Schritt auf mich zumachte. »Ich bin dir nicht hinterher-« redete ich weiter. »Ich weiß, ich weiß. Das ist doch auch jetzt egal. Ich will einfach nur wissen, ob du in Ordnung bist« unterbrach er mich und allmählich wurde sein Blick tatsächlich etwas weicher. Ich nickte. »Danke« sagte ich leise und sah auf den Boden.

Ich konnte nicht in Worte fassen, wie sehr ich mich gerade vor ihm schämte. Jetzt hasste er mich nicht nur, sondern musste mich auch noch vor einem Perversling retten. Nein, das musste er nicht, er hat es freiwillig getan.

Das war wirklich ziemlich peinlich. Jetzt hatte ich ihm erst recht noch mehr Gründe gegeben mich zu hassen, falls er davor überhaupt wirkliche Gründe gehabt hatte. Die Tränen hörten nach wie vor nicht auf mir über meine Wangen zu laufen, aber ich merkte es kaum. Ich war wie betäubt und wusste einfach nicht, wie ich verstehen sollte, was gerade passiert war.

Den Zustand meiner Gefühle vermochte ich nicht beschreiben zu können, ich fühlte so viel und gleichzeitig war dort diese unendliche Leere. Regungslos stand ich da, vor dem heißesten Typen, dem ich je begegnet war und heulte während ich auf den Boden starrte - wenn das mal keine beschissene Situation war.

Plötzlich vernahm ich einen herben, leicht süßlich minzigen Geruch in meiner Nase und spürte, wie ich von zwei kräftigen Armen gegen eine stahlharte Brust gedrückt wurde. Wenn es einen perfekten Geruch gab, dann war es wohl dieser hier. Dieser ließ alle meine Hormone durchdrehen, die mir das Signal gaben, dass ich mir nun alles vom Leib reißen und mich meinen Instinkten komplett hingeben sollte, aber das würde ich natürlich und ganz sicherlich nicht tun. Vor allem nicht nachdem was gerade passiert war, der Grund, warum es diese Situation überhaupt gab.

Ich inhalierte den Duft intensiv und kehrte Stück für Stück in die Realität zurück. Ich genoss den Moment und ließ die Umarmung auf mich wirken. Sie gab mir so viel, so viel Halt und Zuneigung, dass ich sie am liebsten für immer fortgeführt hätte.

Die zwei Arme drückten mich sanft und streichelten leicht über meine Haut, an den Stellen der Berührung fing sie an zu kribbeln und es breitete sich eine wohlige Wärme in meinem Körper aus. Langsam lösten sich die Arme, als ich mich ein Wenig beruhigt hatte. Ich schaute nach oben und traf mit meinem Blick direkt das eiskalte, schöne Blau. Uff. Ich könnte mich ewig darin verlieren.

 »Danke« wiederholte ich nur dieses Mal deutlich lauter und klarer als zuvor, »keine Ursache« sagte er und verhärtete seinen Blick nun wieder. Okay, das war es wohl. Der kurze Moment von Ryans Zuneigung und vielleicht weicher Seite war vorbei, »ich bin froh, dass ich Schlimmeres verhindern konnte« erwiderte er mir kühl, mit einem Unterton in seiner Stimme, der mich klarmachen sollte, wie leichtsinnig ich war und dass ich das gefälligst nie wieder tun sollte.

Ich wusste, dass er recht hatte und der Klang seiner Stimme reichte, er brauchte es nicht vollständig auszusprechen.

Before You CameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt