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»Na schön, aber ich erinnere dich daran, dass ich heute nichts Alkoholisches trinke« antwortete ich und zwinkerte ihm frech zurück, »jaja« hörte ich ihn nur sagen, bevor er verschwand.

Ich nahm mir vor, die Gelegenheit zu nutzen, um auf Toilette zu gehen und nach meinen Freunden Ausschau zu halten, was sich in Anbetracht der ganzen Leute die hier waren, als ziemlich schwierig erwies.

Mein Blick blieb an etwas oder viel mehr jemandem hängen, der seinen Blick bereits auf mich fixiert hatte. Es war Ryan. Mir stockte der Atem und wie angewurzelt blieb ich stehen.

Sofort schämte ich mich zutiefst und zerrte an meinem Croptop, um möglichst viel meiner Haut zu bedecken, was mir, selbstverständlich, nicht gelang. Er fuhr sich durch sein perfekt liegendes Haar und sah einfach so unglaublich heiß aus. Sein weißes Tanktop, was eng über seine Muskeln spannte, ließ mich beinahe durchdrehen. Jetzt tu bloß nichts irgendwas Dummes.

Plötzlich bemerkte ich, dass sein Blick auf Alec fiel, der unweit von ihm entfernt stand und gerade etwas in zwei Becher kippte. Alec deutete mir, dass ich zu ihm kommen sollte und so wandte ich meinen Blick von dem perfekt aussehenden Typen dieser Party ab und konzentrierte mich darauf, meinen Weg durch die Leute zu bahnen.

So klug wie ich war, stellte ich mich mit dem Rücken zu Ryan, doch trotzdem spürte ich, wie sein Blick Löcher in meinen Rücken brannte. »Alec, ich habe dir doch gesagt, ich trinke heute nicht« genervt rollte ich mit den Augen, »komm schon, nur ein bisschen« quengelte er »nein, das kannst du alleine trinken« wiederholte ich streng und schlug seine Hand weg, die er auf meinem Arm platziert hatte.

»Hör auf so eine Spießerin zu sein, das steht dir nicht« sagte er plötzlich total ernst und schaute mich finster an oder fiel mehr Ryan, der scheinbar plötzlich hinter mir aufgetaucht war, ohne, dass ich es gemerkt hatte. Meine Haut prickelte unmittelbar und ich bekam eine Gänsehaut, die sich auf meinem gesamten Körper ausbreitete. 

»Hör auf sie zu etwas zu drängen, was sie nicht möchte« hörte ich die raue Stimme hinter mir sagen und bei der Bedeutung seiner Worte, überlief meinem Rücken ein Schauer. Er spielte auf die Sache mit Mike an, war ja klar, dass er mir das nochmal wieder vorhalten musste.

»Was mischt du dich da jetzt ein? Meinst du Chloe kann nicht selbst für sie sprechen?«, »sie hat bereits für sich gesprochen falls du es nicht gemerkt hast. Aber da du ihre Antwort nicht zu akzeptieren scheinst,  wirst du nicht locker lassen, bis sie nachgibt und das möchte ich ihr einfach ersparen« zischte er und funkelte Alec an. »Ach, du meinst, du weißt das so genau, weil du genauso ein Typ bist?«, »du weißt gar nichts über mich«, »mehr als du denkst! Komm Chloe, wir sollten gehen«.

»Ich werde nirgendwohin gehen. Ich habe es verdammt nochmal satt, dass jeder auf diesem Planeten denkt, er wüsste was gut für mich ist. Stellt euch vor ich kann meine eigenen Entscheidungen treffen und ich kann auch gut auf mich alleine aufpassen. Und Alec, wenn du meine Entscheidung nicht respektieren kannst, war es das letzte Mal, dass ich auf einer deiner Parties war« fuhr ich die beiden an und hätte am liebsten etwas kaputtgeschlagen. Dachte denn jeder hier er könnte mich herumkommandieren? Ich hasste es einfach so sehr. Ich war auf 180 und bei dem nächsten dummen Spruch, würde ich komplett die Fassung verlieren.

»Was solls, macht das unter euch aus« nuschelte Alec und taumelte genervt davon. »Dass du alleine auf dich aufpassen kannst, habe ich gesehen« sagte Ryan ernst und blickte finster auf mich herab, »ich habe dich nicht darum gebeten mir zu helfen. Ich bin dir wirklich dankbar, dass du mir geholfen hast, das bin ich wirklich! Aber deswegen musst du jetzt nicht ständig den Beschützer spielen und dich in meine Angelegenheiten einmischen. Ich hätte das auch gut alleine regeln können und abgesehen davon erinnere ich dich gerne nochmal daran, dass du wolltest, dass ich mich von dir fernhalte, vielleicht solltest du dich auch einfach fern von mir halten. Ich verstehe ohnehin nicht warum du hier bist, wo du doch alle so hasst« fauchte ich und sah in diese eisblauen Augen, die mir komplett den Verstand raubten.

Nein, nein, nein. Was redest du denn da? Du willst doch gar nicht, dass er sich von dir fernhält. Doch will ich. Nein. Doch. Nein. Halt die Klappe.

»Ja natürlich hättest du das. Aber du hast recht, ich weiß nicht warum ich überhaupt hier bin, wo ich doch alle so sehr hasse« sagte er noch mit einem ironisches Unterton in seiner Stimme, der mir nicht entgangen war, bevor er wieder in der Menge verschwand.

Autsch, das tat weh.

Wütend stapfte ich davon und war wirklich erleichtert als ich nun endlich Carly erblickte. »Was ist denn mit dir los?« fragte sie und sah mich neugierig an. »Ach, frag bloß nicht« sagte ich und zog sie bloß in eine Umarmung. »Mache ich aber. Ich habe da allerdings schon eine Vermutung« grinste sie und sah mich herausfordernd an.

»Ich höre?«, »es hat was mit Ryan zu tun?«, »woher weißt du das? Hast du es gesehen?«, »nein, aber Schätzchen, inzwischen kenne ich diesen Blick. Den hast du immer, wenn du eine Begegnung mit Ryan hattest«. Na super, dann sah man mir das Ganze also auch noch an.

Ich erzählte ihr kurz und knapp von unserem Streit und wie wenig Lust ich noch auf diese Party hatte. Doch Carly wäre nicht Carly, wenn sie mich nicht gegen meinen Willen auf die Tanzfläche gezerrt und mich dazu überredet hätte noch etwas zu bleiben.

Nachdem wir eine ganze Zeit zu der Musik getanzt hatten, beschloss ich mir noch etwas zu trinken zu holen bzw. mich nach etwas Alkoholfreiem umzusehen. Auf dem Weg zur Bar, entdeckte ich eine Traube von Menschen, die sich um die Theke gebildet hatten und hörte einige Schreie.

Neugierig wie ich war, näherte ich mich dem Geschehen und musste erschrocken feststellen, dass sich ein besoffener Alec und ein ebenso besoffener Ryan kurz davor waren zu prügeln. Warte was? Ich hätte nie vermutet, dass Ryan einmal so die Kontrolle entgleiten würde. Sein Blick sprach Bände. Er sah wirklich so aus, als könnte er damit jemandem töten.

»Was ist? Hat es dir jetzt die Sprache verschlagen? Oder soll ich erst nochmal Chloe dazu holen damit du was sagst?« spottete Alec und bei dem Erklingen meines Namens zuckte ich zusammen. Worum ging es denn hier? Und was hatte ich bitteschön damit zu tun? Ging es etwa um die Sache von vorhin?

Before You CameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt