»Chloe, du solltest aufhören immer noch an ihn zu denken« rief mir meine Freundin ins Ohr, als Luke uns gerade neue Getränke holte, »dafür brauche ich noch mehr Alkohol« rief ich zurück und lächelte, »der wird gleich hier sein« versprach sie mir und zwinkerte mir zu.

Als Luke kurz darauf mit den neuen Getränken wiederkam, nahm ich einen kräftigen Zug von dem alkoholischen Getränk und genoss das leichte Brennen in meiner Kehle. Ich weiß, dass Alkohol nicht die Lösung für mein Problem war und ganz sicher wollte ich auch nicht von jetzt an jedes Wochenende total stockbesoffen sein, aber heute wollte ich einfach nur meinen Spaß haben.

»Hey Babe. Lust zu tanzen? « hörte ich eine raue Stimme gegen die Musik anschreien und grinsend drehte ich mich zu dem recht gutaussehenden Typen, der mich gerade angesprochen hatte. Scheinbar schien man mich wohl doch nicht einfach von Haus aus zu hassen. Ein Wenig triumphierend lächelte ich in mich hinein.

»Sehr gerne« erwiderte ich ihm und trat einen Schritt näher an ihn heran, sodass wir uns ziemlich nah waren. Er legte seine Hände an meine Hüfte und ich legte meine freie Hand an seinen Oberarm. Wieder nahm ich einen kräftigen Schluck von meinem Getränk. »Ich bin übrigen Mike« lächelte er und ließ mich seine Lippen an meinem Ohr spüren, wodurch ich eine leichte Gänsehaut bekam. »Ich bin Chloe« erwiderte ich ihm und grinste, »freut mich dich kennenzulernen Chloe. Du siehst nebenbei bemerkt ziemlich heiß aus«.

»Vielen Dank Mike« lachte ich und sah ihm in die Augen. Danach warf ich Carly und Luke einen kurzen Blick zu, den sie beide erwiderten. Carly zeigte mir einen Daumen nach oben und sagte mir dadurch, dass ich auf dem richtigen Weg war Ryan zu vergessen.

Mittlerweile merkte ich den Alkohol ziemlich stark und das Blut rauschte durch meine Adern während mein Herz kräftig klopfte. Ich genoss es mit Mike zu tanzen und liebte das Gefühl von ihm begehrt zu werden. Mein Blick blieb an seinen Lippen hängen und sofort begann ich ihn mit Ryan zu vergleichen. Ja, er sah gut aus, aber nichts und niemand würde jemals an das Erscheinungsbild herankommen, dass Ryan an den Tag legte. Aber dafür war ungefähr jeder Mensch auf dieser Welt netter und charmanter als Mr. Vollarsch.

Meinen Blick auf seine Lippen hatte Mike wohl als Einladung verstanden, denn mein benebeltes ich bemerkte erst jetzt, dass er mich bereits küsste. Ein Wenig irritiert von dieser plötzlichen Wandlung erinnerte ich mich daran, dass ich vielleicht zurück küssen sollte und erwiderte den Kuss.

Sein Griff um meine Taille wurde fester und fordernd zog er mich enger an sich heran. Ich legte meine Arme um seinen Nacken und genoss das Gefühl. Wäre ich darauf bedacht ernsthaft jemanden kennenzulernen, hätte ich mich niemals so schnell auf ihn eingelassen, aber das hier diente lediglich der Ablenkung. Von Ryan.

Kurz darauf löste ich mich langsam von seinen Lippen, die nun ein wenig geschwollen waren und holte tief Luft. Danach lehnte ich meinen Kopf gegen Mikes Brust, weil sich so langsam alles ein wenig surreal anfühlte. Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen, bis etwas oder jemand meine Aufmerksamkeit erregte. Wie ein Schlag traf es mich in der Magengegend, als das altbekannte flaue Gefühl zurückkehrte. Da waren sie, die wohl wunderschönsten und aussagekräftigsten blauen Augen, die ich je gesehen hatte. Sein Blick war auf mich fokussiert und hasserfüllt.

Schnell wendete ich meinen Blick ab und versuchte zu verstehen, was hier gerade passierte. Er konnte unmöglich hier sein, er würde doch wohl kaum freiwillig auf diese Party gehen oder? Wo er doch Menschen im Allgemeinen scheinbar so sehr hasste. Das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Oder war das bereits eine Nebenwirkung des Alkohols, dass ich bereits halluzinierte?

Ich krallte mich an Mike fest, als sich alles begann etwas zu drehen. Erneut wendete ich meinen Blick ab und schaute in die Richtung, in der ich Ryan gerade gesehen hatte. Und tatsächlich sah ich auch jetzt wieder in die hasserfüllten Augen von Mr. Vollarsch.

„Ich bin verrückt nach alldem was du bist, das mit uns ist gefährlich zumindest für mich,
doch ich scheiss' drauf, ich will nicht spielen und nicht wissen wie du heißt,
Ich will nicht viel, nur n' bisschen gute Zeit,
Ja wir beide sind verletzt und allein, und wenn das morgen hier vorbei ist,
ist es egal, heute Nacht bleibt für immer,
Ein Moment der reicht, um alles zu verändern,
Und ich weiß, du denkst daran bei jedem Gewitter,
Und auch wenn niemand von uns weiß,
es ist egal, denn ich werde mich erinnern" dröhnte es durch die riesigen Lautsprecher des Clubs und erfüllten mit starken Bass den Raum. Dieser Text passte einfach zu gut zu meiner Situation. Zu Ryans und meiner Situation zumindest was meinen Teil unser nicht vorhandenen Beziehung zueinander anging.

»Was ist los?« wollte Mike plötzlich wissen, der scheinbar mein komisches Verhalten bemerkt hatte, »nichts, ich...« erwiderte ich, doch zog ihn einfach wieder zu mir herunter und küsste ihn erneut. Sein Kuss wurde immer wilder und verlangender, aber es war nicht so, dass es mir nicht gefiel. Ich genoss diesen Moment so sehr und dachte einfach an nichts. Zumindest tat ich das, bis ich so außer Atem war, dass ich nach Luft schnappte. »Ich gehe uns noch was zu trinken holen, Baby« sagte Mike und löste sich von mir.

Ich drehte mich wieder um zu meinen Freunden und sah, dass auch beide von ihnen sich jemanden geangelt hatten. Carly löste sich von dem Typen hinter ihr und lehnte sich zu mir herüber. »Ist alles klar?« wollte sie wissen und schien ebenfalls schon gut dabei zu sein. Ich kicherte. »Ja, es ist alles gut, aber weißt du was nicht gut ist?« fragte ich sie und sah sie mit großen Augen an, »was denn?« wollte sie gespannt wissen.

»Mr. Vollarsch ist hier« erwiderte ich ihr, »nein! Ist nicht wahr« sagte sie und schüttelte ungläubig den Kopf, »doch wahr. Und er hasst mich immer noch« jammerte ich und fühlte mich wie ein kleines Kind, doch im gleichen Moment, war Mike zurückgekehrt und hielt mir mein Getränk vor die Nase.

»Ich hasse dich nicht« sagte er und lächelte bevor wir anstießen und tranken. Nachdem ich auch dieses Getränk geleert hatte und mich mittlerweile ziemlich konzentrieren musste, weil der Alkohol meine Denkweise inzwischen sichtlich beeinträchtige, musste ich dringend mal eine Toilette besuchen. »Du, ich muss mal aufs Klo« schrie ich Mike gegen die Musik an, »okay, ich begleite dich« erwiderte er und sah mich ein wenig dreckig grinsend an. Ich nickte.

»Carly, ich komme gleich wieder. Toilette« sagte ich zu meiner Freundin und deutete in die Richtung der Toiletten. Mike führte mich, nachdem mir Carly nickend zu verstehen gegeben hatte, dass es in Ordnung sei, aus der Menschenmenge heraus zu den Toiletten.

»Ich warte hier auf dich« sagte er und blieb stehen, »gut« erwiderte ich nur und versuchte beim Laufen nicht die ganze Zeit so hin und her zu schwanken. Ehrlich gesagt war das bei dem Pegel, den ich inzwischen erreicht hatte gar nicht mal so einfach. Doch trotzdem schaffe ich es irgendwie ohne weitere Peinlichkeiten wieder zurück zu unserem Treffpunkt zu gelangen.

Before You CameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt