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Als ich am nächsten Morgen erwachte, war mein Kopf in Ryans Brust vergraben und er hatte seine Arme um mich herumgeschlungen. Dieses Gefühl war einfach so perfekt und ich fühlte mich wie in einem Rausch. Was würde ich dafür geben, jeden Tag genau so aufzuwachen?

Damit Ryan nicht merkte, dass ich wach war, beschloss ich meine Augen geschlossen zu halten, da er mein Gesicht sowieso nicht sehen konnte und inhalierte stattdessen diesen wunderbaren minzig-herben und unglaublich anziehenden, aber auch benebelnden Duft, der von seinem Körper ausging.

»Ich weiß, dass du wach bist«, murmelte Ryan plötzlich, wodurch mein Herz mir in die Hose rutschte und sich mein Puls rasant mehr als verdoppelt hatte. Hatte er etwa auch mitbekommen, dass ich seinen Duft eingesogen und den Moment einfach nur genossen hatte? »Hmpf«, machte ich nur und drückte meinen Kopf weiter in seiner Brust hinein. »Wer hätte das gedacht?«, flüsterte er und fuhr mir mit seiner Hand durch mein Haar. Ich brachte ein wenig Abstand zwischen meinem Kopf und seinem Körper und blickte ihn an, »was gedacht?«, wollte ich neugierig wissen. »Dass wir uns so nah sein würden wie jetzt gerade«, sagte er, während er seinen Blick über mein Gesicht schweifen ließ.

»Ja stimmt. Allerdings ist es auch nicht das erste Mal, dass ich bei dir geschlafen habe. Auch, wenn ich nicht weiß, was das ist«, erklärte ich und zuckte mit den Schultern. »Ja, da hast du wohl recht«, erwiderte er mir und machte meine Hoffnung, dass ich eine plausible Erklärung dafür bekommen würde, was das Ganze zwischen uns war, mit einem Satz zu Nichte. Ich seufzte.

»Ich wollte nicht, dass es so weit kommt«, sagte er leise und versetzte mir dadurch einen Stich direkt in mein Herz. »Autsch«, sagte ich mit einem dicken Kloß in meinem Hals und wollte einerseits am liebsten so viel Abstand wie nur irgendwie möglich zwischen uns bringen, aber andererseits den Moment noch so lange genießen, wie er noch andauerte. »Aber ich kann nichts dagegen tun«, fuhr er fort. »Du hättest einfach gar nichts sagen sollen, dann hätte ich den Moment wenigstens genießen können bevor du mich wieder wegstößt«, erwiderte ich wütend, denn jetzt konnte ich seine Nähe nicht mehr richtig genießen.

»Ich will das doch nicht... ich möchte dir nicht weh tun«, hörte ich seine Stimme leise, »das tust du bereits« flüsterte ich ebenso leise. »Egal was ich mache, alles führt dazu, dass ich dich verletzte. Ich weiß doch auch nicht was ich tun soll oder nicht. Ich will einfach das Richtige tun«. »Du entscheidest aber nicht, was das Richtige für mich ist«, giftete ich und war einfach nur noch wütend und blickte ihm in die eisblauen Augen, die mich verzweifelt ansahen, als würde er in seinem Inneren mit sich selbst kämpfen. Nun war er es der seufzte. Warum war er nur so stur?

»Vielleicht sollte ich lieber nach Hause gehen«, schlug ich vor und meinte eigentlich das Gegenteil, jedoch zeigte er keinerlei Reaktion als ich diese Worte von mir gab. Nichts, gar nichts. Kein Zucken, kein Atmen, kein Schmerz und auch kein Einwand. »Vielleicht hast du recht«, stimmte er mir stattdessen zu und stach mir einen weiteren Dolch direkt in mein Herz.

Ich schwang mich mit einem Ruck aus dem Bett und suchte wütend meine Sachen zusammen, bevor ich ins Bad stürmte. Fertig umgezogen, faltete ich Ryans Sachen fein säuberlich zusammen und ging zurück in sein Zimmer. Dann legte ich seine Sachen auf sein Bett und drehte mich um und musste feststellen, dass Ryan direkt hinter mir stand. Kaum merklich zuckte ich zusammen. Ich spürte seinen warmen Atem auf meiner Haut, wodurch ich eine heftige Gänsehaut bekam.

Er sah mich eindringlich an und suchte in meinem Blick nach irgendetwas. Allerdings brachte er mich so aus der Fassung, dass ich nicht im Stande war irgendetwas zu tun. Er starrte auf meine Lippen und ich starrte auf seine und konnte mich kein Stück bewegen. So verharrten wir eine ganze Weile. Die Luft war zum Zerreißen gespannt. Würde er mich jetzt küssen? Ich jedenfalls würde keine Anstalten machen ihn zu küssen. »Es tut mir leid Guapa«, sagte er stattdessen und holte mich damit in die Realität zurück. Ich löste mich aus meiner Starre und zwinkerte ein paar Mal, »ja, mir tut es auch leid«, meinte ich nur und ging aus dem Raum, ohne mich noch einmal nach ihm umzudrehen.

»Du gehst schon?«, rief Riley mir hinterher, als ich an der Küche vorbei stürmte, »ja«, sagte ich kurz angebunden, griff nach meiner Jacke und verließ die Wohnung der beiden. So schnell würde ich nicht wiederkommen. Ich hatte die Nase gestrichen voll von diesem ständigen Hickhack.

*Drei Tage später*

»Durch diese Aktion hat er es echt verbockt. Es reicht mir endgültig. Ich werde mich von Ryan distanzieren«, sprudelte es aus Riley heraus während wir in der Eisdiele saßen und auf unser Eis warteten. Nach dieser ganzen Sache waren Ryan und ich uns aus dem Weg gegangen, denn ich hatte einfach keine Lust mehr, mich so von ihm behandeln zu lassen. In dem einen Moment war alles okay und in dem nächsten stieß er mich von sich weg als wäre ich ihm völlig egal.

»Das kannst du nicht tun, er braucht dich doch«, antwortete ich dem grünäugigen und schaute ihn skeptisch an, »ja, das weiß ich. Aber was soll ich denn machen? Ich habe es satt, dass er denkt er würde es nicht verdienen glücklich zu sein und ich habe es auch satt, wie er sich dir gegenüber verhält. Du tust ihm gut und du würdest ihn glücklich machen, aber er? Er versaut sich das alles selbst, das kann ich nicht länger unterstützen«, redete er sich weiter in Rage und ich fand es ein bisschen süß, dass er sich so für mich einsetzte. »Das kannst du nicht wissen Riley... Vielleicht denkst du, dass es so wäre. Du kannst ihn zu nichts zwingen, wenn er nicht will, dann will er eben nicht. Das Leben geht weiter, auch wenn es schwer ist. Irgendwann komme ich schon darüber hinweg«, versuchte ich ihn zu beruhigen, jedoch gelang mir das nicht wirklich. Würde ich jemals über Ryan hinwegkommen? Wahrscheinlich würde er immer ein großer Teil meines Herzens bleiben und ich würde mich immer daran erinnern, dass nichts aus uns geworden ist.

»Nein Chloe. Du sollst nicht über ihn hinwegkommen, weil es dann zu spät ist. Ich kenne meinen Bruder, er will dich wie die Lunge die Luft zum Atmen will, aber er bestraft sich selbst, weil er denkt du bist zu gut für ihn«. Mein Herz raste bei dieser Aussage wie verrückt, »das ist doch Quatsch. Also, dass ich zu gut für ihn bin, meine ich«, erwiderte ich während Riley nickte. »Aber was ist, wenn deine Distanz genau das Falsche ist. Was ist denn, wenn alles dadurch noch schlimmer wird? Du bist der Einzige, der ihm so nahesteht. Der Einzige, dem er vertraut. Was ist, wenn er dann schlimme Dinge tut? Was ist, wenn er diese dumme Spritze nimmt?«, ich hatte wirklich Angst um Ryan, auch wenn er mir immer wieder weh tat, waren meine Gefühle dennoch real.

»Dann ist es so, dann kann ich ihm auch nicht mehr helfen. Er ist so stur und merkt gar nicht, wie er die wenigen Leute, die es in seinem Umfeld gibt, immer mehr von sich wegstößt«, das war echt hart. Ich nickte zögerlich, was würde die Zeit wohl bringen?

A/N: Hallo ihr Lieben! Ich dachte ich melde ich hier auch einmal zu Wort. Ich hoffe euch hat der Teil gefallen und ich würde mich super freuen, wenn ihr mir mal eure Meinung zu der bisherigen Geschichte mitteilt. Und habt ihr vielleicht eine Ahnung, was Ryan widerfahren sein könnte? Warum ist er so mysteriös und was glaubt ihr, warum denkt er, dass Chloe zu gut für ihn ist?

Before You CameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt