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R Y A N

»Wo willst du hin?«, fragte ich meinen Bruder, der gerade seine Jacke aus der Garderobe nahm als ich den Flur betrat, jedoch antwortete er mir nicht. »Riley?«, wiederholte ich, »wohin möchtest du?«, sagte ich während er sich seine Schuhe zuband. Was sollte das denn jetzt? »Hallo, ich rede mit dir«, fügte ich hinzu und wurde etwas sauer. Ich stellte mich in unsere Eingangstür, um ihn aufzuhalten. »Warum antwortest du mir denn nicht?«, versuchte ich es erneut und endlich brach er sein Schweigen.

»Du fragst mich warum? Weil ich es einfach nicht mehr ertragen kann mit anzusehen, wie du dein eigenes Leben so wegwirfst. Aber es ist auch dein Leben, deswegen werde ich mich nicht mehr einmischen«, giftete er mich an und machte Anstalten an mir vorbei zu kommen, doch ich ließ ihn nicht. Ging es wirklich schon wieder um sie? Es war schon schwer genug für mich, wieso musste er mich immer wieder damit quälen?

»Du weißt, dass es das Richtige ist«, versuchte ich ihn umzustimmen, »nein, das ist es nicht. Du tust nicht nur Chloe damit verdammt weh, sondern dir am meisten und das hasse ich. Wärst du wenigstens glücklich mit der Entscheidung Abstand von ihr zu halten, dann-«, ich unterbrach ihn, »ich bin glückl-«. »Hör endlich auf dir das einzureden und hör auf mir etwas vormachen zu wollen. Mach was du willst Ryan, du bist schließlich alt genug. Aber führ dir bitte nur einmal vor Augen, wie oft es im Leben passiert, dass die Person, die du so sehr willst, dich auch will«, mit diesen Worten drängte er sich an mir vorbei und verließ unsere Wohnung.

Seine Worte hatten gesessen und mich zum Nachdenken gebracht. Aber was sollte ich denn machen? Wenn ich mich von ihr fernhalten würde, würde ich ihr nicht so sehr weh tun als wenn ich sie in mein Leben lasse und ihr dann weh tue. Und das würde früher oder später sicher passieren. Und das wusste auch Riley, doch wieso war ihm das so egal?

C H L O E

»Hey Chloe, warte mal«, hörte ich eine mir allzu bekannte, wenn auch etwas vertraute Stimme sagen und nahm Schritte hinter mir war. Diese Stimme hatte ich seit 11 Tagen nicht mehr gehört und jeder von ihnen war schwer. Trotz der hohen Temperaturen, die zurzeit herrschten, überzog eine Gänsehaut meinen Körper und noch bevor ich mich in die Richtung des Schönlings drehte, begann es in meinem Bauch zu kribbeln. »Hey«, erwiderte ich kurz angebunden und wandte mich zum Gehen.

»Bitte warte«, fuhr er mit sanfter Stimme fort. Was sollte ich tun? Gehen oder bleiben? Was konnte er wollen? Bestimmt will er mir nochmals klarmachen, wie richtig es ist, dass wir uns aus dem Weg gehen. So sehr ich auch gerne die Stärke gehabt hätte ihn einfach stehen zu lassen, hatte ich sie nicht. »Ich äh, wie geht es dir?«, fragte er mich, sodass ich überrascht eine Augenbraue hochzog.

»Gut und dir?«, fragte ich ihn stumpf und war erstaunt, dass er mir gerade diese Frage stellte. »Ja, passt schon«, antwortete er und fuhr sich mit einer Hand durch sein perfekt liegendes Haar. Er machte eine Pause, war das nun alles? »Das freut mich. Aber, war das alles was du wolltest?«, fragte ich ihn daraufhin ein wenig enttäuscht und versuchte nicht allzu vorwurfsvoll zu klingen.

Er sah mich zurückhaltend, gar fast schon nervös an. Was war bloß mit seinem Selbstbewusstsein passiert? Mit seiner bedrohlichen Aura, die ihn fast zu jeder Zeit umhüllte und mich so wahnsinnig verrückt nach ihm machte. Als Nächstes leckte er sich über die Lippe und fixierte durch seine Sonnenbrille meinen Blick. Mir fiel es verdammt schwer seinem eindringlichen Blick Stand zu halten und so driftete mein Blick hinunter zu seinen Brustmuskeln, die sich unter seinem dunklen T-Shirt abzeichneten. Uff, unter seinem Shirt musste ein verdammt gutes Sixpack verborgen liegen.

Hallo? Erde an Chloe? Konzentrier dich aufs wesentliche. Jaja, ist ja gut.

»Ich wollte dich eigentlich fragen ob du... Naja es ist so, dass... Also... Würdest du auf ein Date mit mir gehen?«, platzte es aus ihm heraus, ehe er sich verlegen am Hinterkopf kratzte. Was? Das konnte unmöglich sein. Wo blieb das Gerede davon, davon, dass ich Abstand halten soll und dass es besser so wäre. Jetzt tat ich zum ersten Mal, das was er schon die ganze Zeit von mir verlangte und jetzt wollte er mich plötzlich daten? Mir stockte der Atem und das Blut in meinem Körper drohte schlagartig zu gefrieren. Mein Puls raste, vermutlich stand ich kurz vor einem Herzinfarkt.

Auf einmal wurde mir total heiß, noch heißer, als mir ohnehin schon war und ich hätte wirklich mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass Ryan mich jemals nach einem Date fragen würde. Versunken in meine Gedanken, verpasste ich es beinahe zu antworten.

»Chloe? Ich weiß das kommt überraschend. Es ist okay, wenn du nicht mö-«, fuhr er fort und es schien mir, als wäre ihm die ganze Sache gerade ziemlich unangenehm zu sein. »Überraschend trifft es ganz gut. Ich sage ja unter der Voraussetzung, dass du mir sagst, woher auf einmal der Sinneswandel kommt«, krächzte ich völlig außer Atem, da ich wirklich vergessen hatte zu atmen. Er atmete ebenfalls erleichtert aus, »Einverstanden«, murmelte er vor sich hin, »dann Freitag? Ich hol dich um 7 ab?«, sagte er nun lauter und zeigte mir dabei sein schönes Lächeln, bei dem er seine weißen Zähne entblößte.

»Einverstanden«, bestätigte nun auch ich, während ich weiterhin versuchte meinen rasenden Puls unter Kontrolle zu bekommen, was mir jedoch nicht wirklich gelang. Ich würde auf ein Date mit Ryan de la Cruiz gehen, das war der absolute Wahnsinn. »Ich freue mich, Chloe«, lächelte er und berührte mit seiner Hand leicht meinen Unterarm, der sofort zu prickeln begann. Es war einfach so unglaublich wie mein Körper jedes Mal auf seinen oder gar seine bloße Anwesenheit reagierte. »Ich kann es kaum erwarten«, erwiderte ich, was kaum ein flüstern glich.

Kaum zuhause angekommen, rief ich meine beste Freundin Carly an, um ihr gleich von den tollen Neuigkeiten zu berichten.

„Carly, du wirst nicht glauben was passiert ist", kreischte ich euphorisch in den Hörer, „hmm, lass mich nachdenken, du hast aufgehört auf Ryan zu stehen? Stimmt, das glaube ich wirklich nicht", lachte sie am anderen Ende der Leitung, „man, du bist blöd. Aber es hat trotzdem was mit Ryan zu tun. Und zwar, er hat mich gefragt, ob ich Freitag auf ein Date mit ihm gehe", sagte ich und fing Richtung Ende es Satzes immer mehr vor Begeisterung an zu schreien. „Was? Habe ich das gerade richtig verstanden? Ich habe verstanden du gehst auf ein Date mit Ryan?", wollte sie ungläubig wissen, „jaaaaa", „Holy Shit, dass ich das noch erleben darf. Okay, wir müssen planen, was wirst du anziehen?" fragte sie freudig und so ging unsere gemeinsame Planerei los.

Da ich leider keine Ahnung hatte, was wir machen würden, hatte ich wirklich Probleme damit mir ein Outfit zu überlegen. Ich wollte etwas Schönes und Elegantes, bei dem es so aussieht, als hätte man nicht lange überlegen müssen, aber das trotzdem so aussieht, als hätte man sich Gedanken gemacht. Versteht ihr was ich meine? Daher entschied ich mich für einen längeren, luftigen Rock und ein weißes Shirt, was ich auf dem Bauch zusammenknoten würde, dazu eine Tasche und Sandalen, etwas Schmuck und fertig.

»Zieh dir etwas Bequemes an, in dem du dich wohlfühlst. Und am besten keine hohen Schuhe :p«, las ich die SMS von Ryan, kurz nachdem ich von der Schule am Freitag nach Hause gekommen war. Was hatte das zu bedeuten? Hatte er etwa Angst, dass ich mit hohen Schuhen größer war als er? Nein, das konnte nicht sein, denn trotzdem wäre er immer noch ein gutes Stück größer als ich. Etwas Bequemes in dem ich mich wohlfühle? Ich denke, da hatte ich mir bereits genau das richtige ausgesucht.

Nachmittags ging ich duschen und bereitete mich langsam aber sicher auf das Date vor. Man war ich aufgeregt. Das Adrenalin schoss regelrecht durch meinen Körper und ich freute mich bereits sehr auf den heutigen Abend. Ich machte leichte Wellen in meine Haare, sodass sie mir locker über die Schultern fielen, schminkte mich dezent und legte mein Lieblingsparfüm auf. Dann machte ich mir noch eine Kette und ein Armband um und fertig war ich. 

A/N:
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen! Und ich würde mich riesig über Kommentare und Votes freuen, da es bisher leider noch nicht so viele Rückmeldungen zu meiner Story gab und ich gar nicht weiß, ob sie euch überhaupt gefällt. :)

Before You CameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt